Bochum. Bochums Stadtumbau geht weiter. Die IHK plant einen Millionen-Deal. Sie verkauft ihre citynahe Immobilie in 1a-Lage und baut woanders neu.
Der Stadtumbau in Bochum wird mit einem weiteren Prestigeprojekt fortgesetzt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet (Bochum, Herne, Witten und Hattingen) verkauft ihre Immobilie in bester City-Lage gegenüber dem neuen Justizkomplex am Ostring und damit in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt und zum Hauptbahnhof. Sie baut an anderer Stelle neu. Ein Millionen-Deal.
IHK verkauft Immobilie am Ostring
„Wir ziehen an den Gerard-Mortier-Platz am Westpark“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Erick Weik. Die IHK-Vollversammlung hat vor einigen Wochen die Umzugs- und Verkaufspläne abgesegnet. Spätestens 2024 will die Kammer mit ihren derzeit 74 Beschäftigten in direkter Nachbarschaft zum Deutschen Anwaltsinstitut und in Sichtweite zur Jahrhunderthalle und zum Jahrhunderthaus ziehen.
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Das vorletzte freie Grundstück auf dem Westparkplateau hat sich die IHK vor einem Jahr reservieren lassen. Die Bauvoranfrage für den Neubau läuft. Ein Generalunternehmen soll Planung und Umsetzung erledigen. Das Volumen des Auftrags wird jenseits von zehn Millionen Euro liegen, die Kammer wird europaweit ausschreiben.
Neubau soll nachhaltig sein
Zu erwarten ist auf der rechteckigen Fläche von 2750 Quadratmetern ein langgezogener Riegelbau. Eine Vorgabe macht der IHK-Hauptgeschäftsführer schon jetzt: „Ich wünsche mir ein Gebäude, das so nachhaltig wie möglich ist.“ Dazu gehört z.B. eine begrünte Dachterrasse.
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Das Grundstück passt aus Sicht der Kammer bestens: „Es ist immer noch stadtnah, hat eine gute Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr sowie an diverse Radtrassen und liegt direkt am Westpark“, so Weik. Es habe sich unter sechs zur Auswahl stehenden Arealen in Zentrumsnähe als die beste Variante erwiesen. Noch in diesem Sommer soll der Kauf mit dem jetzigen Eigentümer NRW.Urban abgewickelt werden.
IHK rechnet mit hohem Verkaufserlös
Überlegungen, am Ostring neu zu bauen, habe es auch gegeben, so Weik. Mehrere Gründe haben am Ende dagegen gesprochen. Ein geeigneter Ort für einen vorübergehenden Umzug für etwa zwei Jahre habe die IHK zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten nicht gefunden. Und: Der Verkaufserlös für die 1960 erbaute und seit dem mehrfach umgebaute Immobilie am Ostring wird einen beträchtlichen Teil zur Finanzierung des neuen Standorts beitragen. „Das neue Justizzentrum hat das Grundstück noch einmal deutlich aufgewertet“, so Weik. Potenzielle Mieter der neue Immobilie mit Landmarken-Potenzial dürften vor allem Anwaltskanzleien seien.
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Moderne Bürowelt soll entstehen
Als Investor und Vermieter von Büro- und/oder Wohnflächen werde die IHK selbst nicht auftreten. Das erlauben die Statuten nicht, wie es heißt. Daher der Verkauf des Areals. Denn: Künftig benötigt die IHK deutlich weniger Bürofläche als bislang. Weik: „Schon vor Corona und der Arbeit im Homeoffice gab es bei uns Überlegungen, hier nicht mehr als 50 Büroplätze zu unterhalten.“ Im neuen Haus, in dem Vorstellungen des Büros der Zukunft umgesetzt werden, soll nicht mehr jeder IHK-Mitarbeiter einen eigenen Arbeitsplatz haben. Auch der IHK-Chef nicht, wie er betont. „Ich werde mich dort mit meinem Laptop hinsetzen, wo etwas frei ist.“
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Mehrere Prestigeprojekte in der Innenstadt
Bochums Innenstadt wird an vielen Stellen umgebaut. Im Westen entsteht gerade auf dem Areal des früheren Justizgeländes das Viktoria-Karree. Direkt daneben wird demnächst der Telekomblock zum Haus des Wissens inklusive einer Markthalle umgebaut.
Weitere Prestigeprojekte sind der Bau eines Stadtturms direkt neben dem Hauptbahnhof sowie sechsgeschossiger Büro- und Wohngebäude am Westring/Hellweg sowie am Dr.-Ruer-Platz.
Vor fünf Jahren haben die Überlegungen für eine Modernisierung des Bestandsgebäudes begonnen. Das Ergebnis einer Analyse durch Architekten: Etwa zehn Millionen Euro würde der Umbau kosten, bei dem es vor allem um eine energetische Aufwertung, um bessere Kommunikationsleitungen und ein Raumkonzept gehen sollte, das die veränderten Strukturen innerhalb der IHK berücksichtigt. „Sanierungskosten von zehn Millionen Euro bei einem Gebäudewerte von zehn Millionen Euro. Das ist nicht wirtschaftlich“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
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Vergabe über ein Investorenverfahren
Also wird die IHK den Ostring verlassen. „Gemeinsam mit der Stadt werden wir ein Investorenverfahren auf den Weg bringen“, so Weik. Ein Jury werde entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Dabei werden nicht nur wirtschaftliche Kriterien eine Rolle spielen, sondern auch Fragen der Gestaltung und Stadtentwicklung, wie es heißt. Gemeinsam mit den 61 Meter hohen Doppeltürmen des Mercure-Hotels und dem Stadtwerke-Turm (56 Meter) in direkter Nachbarschaft soll der Neubau als eigene Landmarke zugleich ein großstädtisches Ensemble bilden, das zudem ein Pendant zum Europa-Haus (61 Meter) und dem Neubau des Stadtturms (60 Meter) auf der westlichen Seite des Hauptbahnhofs bildet.
Bauvoranfragen für beide Vorhaben laufen
Das Grundstück am Ostring ist so wie das am Westpark 2750 Quadratmeter groß. „Ein Investor könnte die Fläche ganz anders nutzen, als das bislang der Fall ist“, so IHK-Rechtsexperte Michael Bergmann. Die Parkplätze könnten in eine Tiefgarage verlegt werden. Auch für dieses Areal läuft eine Bauvoranfrage. Interessenten gibt es dem Vernehmen nach schon. „Wir haben erste Anfragen erhalten“, so Eric Weik.