Bochum. Neue Bürogebäude schießen in Bochum wie Pilze aus dem Boden, weitere sind geplant. Allerdings: Corona hat die Nachfrage im Vorjahr arg gedämpft.

Die Büroarbeit zu Hause hat sich als ein Retter bei der Bewältigung der Corona-Pandemie erwiesen. Die Kehrseite: Auf dem Büromarkt in Bochum hat sie 2020 für „einen spürbaren Dämpfer“ gesorgt, wie es bei der Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (Bowe) heißt. Die Nachfrage nach Büros und der Umsatz von Büroflächen ist deutlich zurückgegangen.

Nach dem Rekordjahr 2016 mit einem Flächenumsatz von mehr als 90.000 Quadratmeter und den zwei starken Jahren 2018 und 2019 (Grafik) ist der Umsatz im vergangenen Jahr um 27,5 Prozent gegenüber 2019 gesunken. Das geht aus dem Büromarktbericht 2020 hervor.

Ausnahmen bestätigten die Regel. Während sich viele Unternehmen bei ihren Umzugs- und Expansionsplänen angesichts der weltweiten Krise zurückgehalten haben, expandiert die Marketingagentur „BeSocial“ kräftig.

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Mehrere große Büroprojekte

Indes: Sollte der Trend zum Homeoffice auch nach dem Ende der Pandemie anhalten, hätte das Folgen für den Büromarkt. Gerade in Bochum. Denn hier werden aktuell einige große Bauprojekte umgesetzt bzw. vorbereitet. So will der Aachener Immobilienentwickler Landmarken über die schon laufende Entwicklung am O-Werk-Campus auf Mark 51/7 in Laer weitere Bürogebäude bauen. Ganz in der Nähe plant Entwickler Harpen aus Dortmund den Tech.Campus 51/7.

Dazu kommen Projekte an der Universitätsstraße (Stadtturm, Seven-Stones), in Querenburg (Technologiezentrum) und in der Innenstadt (Dr.-Ruer-Platz, Kortumstraße, Westring/Willy-Brandt-Platz), um nur einige Beispiele zu nennen. Jede Menge Bürofläche, die sich mglw. nur zum Teil vermieten lässt. Die Leerstandsquote für Büroimmobilien von aktuell gut drei Prozent könnte so wieder deutlich ansteigen.

Wirtschaftsentwickler warnt vor Pessimismus

Gut voran kommen die Arbeiten am O-Werk-Campus in Bochum-Laer.
Gut voran kommen die Arbeiten am O-Werk-Campus in Bochum-Laer. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklung, warnt vor voreiligen Schlüssen: „Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die Büromärkte sind momentan noch nicht abschätzbar.“

Mehr Verkäufe, deutlich weniger Umsatz

Auf dem Bochumer Investmentmarkt für Büroimmobilien gab es 2020 insgesamt 14 Transaktionen und damit drei mehr als im Vorjahr.

Das Transaktionsvolumen fiel jedoch mit 22,8 Millionen Euro deutlich geringer aus, da ausschließlich kleinere Objekte den Eigentümer gewechselt haben. Ein Jahr zuvor lag das Volumen noch bei 138,6 Millionen Euro.

Ob der Trend zu Homeoffice-Modellen anhalte, die Präsenz wieder gefragter werde oder ob es künftig flexiblere Raummodelle brauche, bleibe abzuwarten. Und: „Eines hat das letzte Jahr aber auch gezeigt: Bochum hat deutlich weniger Rückgänge zu verzeichnen als andere Städte. Ich gehe daher davon aus, dass sich unsere Stadt weiter als attraktiver Dienstleistungsstandort etablieren wird.“

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Die Entscheidung der Agentur BeSocial scheint ihn zu bestätigen, „Wir wachsen schnell und wollen unsere Leute vor Ort haben“, begründet Geschäftsführer Benjamin Homann die Entscheidung, die gemietete Bürofläche nun auf mehr als 1000 Quadratmeter zu Verzehnfachen. Dabei betreibt sein Unternehmen ein Geschäft, das die Mitarbeiter beinahe von jedem anderen Ort ausüben könnten: Sie recherchieren, sie informieren, sie telefonieren. Das ginge auch gut vom heimischen Arbeitsplatz aus.

Marketingagentur mietet große Bürofläche

Aber: „Unsere Mitarbeiter sind ein ganz wichtiger Faktor. Wie bilden sie aus und weiter. Und wir leben hier einen besonderen Teamspirit, der sich positiv auf das Geschäft auswirkt“, so Homann. Eine Erkenntnis, die es in vielen Unternehmen gibt und die immerhin Anlass für gedämpften Optimismus in der Büroimmobilienbranche gibt.