Bochum. Bochum bekommt eine neue Landmarke. Neben dem Hauptbahnhof entsteht bis 2024 ein 60 Meter hoher Stadtturm mit Hotel, Büros und Wohnungen.

Jetzt also doch: Bochum bekommt seinen Stadtturm. Nach dem Aus für das Basecamp im Vorjahr sollen die Pläne für die Bebauung der Freifläche an der Ecke Universitätsstraße/Südring direkt neben dem Hauptbahnhof im zweiten Anlauf umgesetzt werden. Investor LIST Develop Commercial plant dort, bis 2024 ein mehr als 60 Meter hohes Gebäude mit 21 Etagen und einer Fläche von 20.000 Quadratmetern zu errichten. Ein Prestigeprojekt, das um den Neubau des abgerissenen Parkhauses P7 durch die Bochum Wirtschaftsentwicklung ergänzt wird.

Nutzungs-Mix mit Hotel, Büros und Wohnungen

Ein Nutzungs-Mix aus Hotel, Büro, Apartments, Gastronomie und Handel ist nach den jetzigen Plänen des Investors, einem Familienunternehmen aus Oldenburg, vorgesehen. „Unsere Vision ist es, einen City-Tower zu erschaffen, der die perfekte Symbiose aus Arbeitswelt, Beherbergung, Einkaufen und Freizeit darstellt. Es soll zu jeder Tageszeit mit Leben gefüllt sein“, so LIST-Geschäftsführer Michael Garstka, der auf ähnliche Projekte und die Erfahrung seines Unternehmens verweist. Angesprochen auf die zahlreichen Hotelneubau-Projekte in der Stadt wie am Citytor-Süd und im Viktoria-Karree, zeigte er sich überzeugt vom Gelingen der Pläne. Die Stadt vertrage so viele Hotels. Überhaupt sei er begeistert von dem jüngsten Projekt seines Hauses. Er spricht von einem „Leuchtturmprojekt“, dessen Besonderheit sich aus der hervorragende Lage, der sehenswerten Architektur und dem Nutzungsmix ergebe.

Da soll er stehen, der neue Stadtturm. Investor Michael Garstka, Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Architekt Eckhard Gerber (v.l.) haben das Projekt vorgestellt.
Da soll er stehen, der neue Stadtturm. Investor Michael Garstka, Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und Architekt Eckhard Gerber (v.l.) haben das Projekt vorgestellt. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Ein Vertrag mit der britischen Hotelkette Premier Inn über 25 Jahre sei bereits geschlossen. Der Mieter will in den Obergeschossen zwei bis neun 192 Hotelzimmer der Drei-Sterne-Kategorie einrichten. Darüber werden Büros und Wohnungen entstehen. Aus dem Erdgeschoss, das mit Gastronomie und einem City-Markt bestückt werden soll, werden die Gäste über eine Freitreppe das Hotel betreten. Auf Höhe der ersten Etage soll eine 430 Quadratmeter große, repräsentative Hotelterrasse entstehen.

Investition im mittleren zweistelligen Millionenbereich

Der LIST-Geschäftsführer spricht von einer Investition im „mittleren zweistelligen Millionenbereich“ für den „City-Tower-BO“, unter diesem Namen firmiert das Projekt. Dessen buchstäblicher Höhepunkt soll ein Bar auf dem Dach sein. Die Pläne für das Gebäude stammen vom Dortmunder Architekturbüro Eckhard Gerber. Sie sind zum Teil identisch mit den Plänen für das ursprünglich geplante Basecamp-Studentenwohnheim. Vor allem die äußere Anmutung ähnelt sich stark.

Auch das Parkhaus hinter dem Stadtturm wird sich an dessen Schachbrettermuster von geschlossenen und transparenten Bereich orientieren. Das neue „P7“ wird Platz für 433 Autos haben und mit moderner Verkehrsleittechnik versehen so, so Ralf Meyer, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklung. Sie lässt das Parkhaus bauen. Bis 2022 soll es ebenso wie ein separates Fahrradparkhaus mit Platz für 170 Zweirädern fertig sein.

Erstes Projekt an der Stelle ist 2019 gescheitert

Schon einmal hatten Stadt und Wirtschaftsentwicklung die ehrgeizigen Pläne eines Investors an dieser Stelle mit vorgestellt. Vor zwei Jahren, im August 2018, hatte die Basecamp Student GmbH angekündigt, an der prominenten Stelle direkt neben dem Hauptbahnhof einen 67 Meter hohen Turm mit Studentenwohnungen zu bauen – das Basecamp. Im Februar 2019 machte der Investor einen Rückzieher. Wegen der Baupreisentwicklung lasse sich das Projekt nicht realisieren, so Basecamp-Geschäftsführer Andreas Junius damals.

„Das war unser Glück“, so Michael Garstka von der List-Gruppe. Sie war einer von 50 Interessenten, so Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD), die in den Monaten nach der Basecamp-Absage in Bochum angeklopft und ihr Interesse an einer Investition bekundet haben. „Gesprochen haben wir mit einigen, verhandelt mit wenigen und am Ende hatte LIST das beste Paket“, so Eiskirch. Das erste Gespräch habe es vor 18 Monaten bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes gegeben. „Damals hatte ich schon einen guten Eindruck“, so der OB, der überzeugt ist, der Stadtturm werde die Silhouette Bochums bereichern und eine neue Landmarke für die Stadt.

Kanalarbeiten beginnen im Januar 2021

Schon bald wird gebuddelt. Im Herbst beginnen die Arbeiten an Versorgungsleitungen und Straße. So soll der bestehende Kanal, der in einer Tiefe von 5,5 Metern auf einer Länge von 55 Metern quer über das Baugrundstück läuft, verlegt werden. Dazu werden zwei neue Schachtbauwerke am Südring und an der Universitätsstraße gebaut. Wegen der vielen Versorgungsleitungen im Boden und der U-Bahn-Trasse wird der Kanal mit dem Rohrvortriebsverfahren gelegt. Die Bauarbeiten dafür sollten eigentlich im Herbst beginnen. Nun hat sich die Stadt nach Absprache mit dem Einzelhandel dazu entschieden, im Januar loszulegen. Im Sommer 2021 will die List-Gruppe den Bauantrag einreichen und im Frühjahr 2022 mit dem Bau beginnen. Vorher soll noch ein Teil des Atombunkers abgerissen werden, auf dem das Parkhaus und der Turm zum Teil gegründet werden soll.

69 Meter ist die maximale Höhe, die der Neubau an dieser Stelle haben darf. Die Stadt hatte sich an der Stelle ein Projekt wie das nun vorgestellte schon seit langem gewünscht. Ein dominantes Gebäude sollte einen Kontrapunkt zum gegenüberliegenden Europa-Haus aus dem Jahr 1962 mit seiner Höhe von 60 Metern und dem 1996 fertiggestellten Park-Inn-Hotel an der schräg gegenüber liegende Ecke des Kurt-Schumacher-Platzes setzen. „Und das wird mit dieser Immobilie gelingen“, so Architekt Eckhard Gerber.

So sahen das ursprünglich geplante Basecamp aus.
So sahen das ursprünglich geplante Basecamp aus. © E. Gerber

Die Idee, an der markanten Stelle einen Stadtturm zu errichten, hatten die Stadtplaner schon vor mehr als zehn Jahren. 2007 erläuterte EGR-Geschäftsführer Volker Marquaß Pläne für den Bau eines 60 Meter hohen Turms. Die Suche nach einem Investor blieb damals erfolglos. „Das ist der Unterschied zu früher“, so OB Eiskirch. „Bochum hat sich zu einem attraktiven Investitions- und Immobilienstandort entwickelt.“

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