Bochum-Wiemelhausen. Bochumer Schüler haben ein neues Sirenen-System entwickelt, um Menschen im Katastrophenfall zu warnen. Den beiden winkt ein Deal mit der Stadt.

Rote und blaue Kabel stecken in einer grauen Plastikbox, auch eine Platine und Batterien sind zu sehen. Für die meisten Betrachter dürfte die Konstruktion viele Fragen aufwerfen: Was soll das sein? Was kann man damit machen? Die Schüler Moritz Schweinoch (18) und Pascal Makossa (17) aus Bochum wissen genau, was es mit der grauen Box auf sich hat – sie haben sie schließlich entwickelt und beim Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ dafür den Sonderpreis „Thinking Safety“ abgeräumt.

Bochum: Schüler glänzen mit neuem Sirenen-System bei „Jugend forscht“

„Es handelt sich um ein Sirenenmodul, welches im Bevölkerungsschutz Einsatz finden soll“, sagen die Abiturienten der Graf-Engelbert-Schule an der Königsallee in Bochum-Wiemelhausen. Die Idee: Die großen Sirenen, die bei Katastrophen die Bevölkerung über laute Heulgeräusche warnen, sollen durch kleine Sirenen ergänzt werden. Denn der Großteil der Infrastruktur für den Bevölkerungsschutz wurde nach dem Ende des Kalten Krieges in Deutschland abgebaut. „Jetzt, wo der Bevölkerungsschutz in vielen Kommunen wieder Beachtung findet, fehlt diese Infrastruktur“, erklärt Schweinoch.

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Die Idee zum Projekt kam, als Moritz Schweinoch seine Mutter, die im Kommunalen Krisenmanagement arbeitet, bei einem Sirenentest begleiten durfte. „Nach aktuellen Plänen sollen einfach wieder Sirenen aufgestellt werden, aber sie haben ein entscheidendes Problem: Sie decken das zu alarmierende Gebiet nur fleckenweise ab“, erklärt der 18-Jährige.

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Das Sirenenmodul der Jungforscher soll deshalb Abhilfe schaffen: „Es kann an Laternen angebracht werden und von der Leitstelle aus gesteuert werden“, erklärt Pascal Makossa. Das sei kosteneffizient und flächendeckend. „Straßenlaternen sind schließlich im gesamten Stadtgebiet und bieten halbtags sogar einen festen Stromanschluss“, sagt Makossa.

Sirenenboxen passen an jede Straßenlaterne

Gemeinsam haben die Schüler, die beide einen Informatik-Leistungskursus besuchen, ein halbes Jahr lang an ihrem Projekt geschraubt, gebastelt und programmiert. „Man könnte das gesamte Stadtgebiet mit etwa 2000 kleinen Boxen ausstatten und bei Notlagen auch nur Teile davon aktivieren“, sagt Schweinoch.

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Müsse also beispielsweise eine Bombe entschärft werden, könnten über die Sirenenmodule auch nur bestimmte Stadtteile gewarnt werden. Weitere Besonderheit: Die Sirene kann nicht nur über einen 60 Watt-Lautsprecher tönen, sondern auch optische Warnsignale von sich geben.

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„Moritz hat die Platine gebaut, ich habe mich um die Verschlüsselung gekümmert. Es dürfen beispielsweise keine Fehlalarme ausgelöst werden“, erklärt Pascal Makossa, der bereits ein Praktikum in einem Softwareunternehmen gemacht hat und nach seinem Abitur ein Informatik-Studium anstrebt.

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Gemeinsam mit seinem Mitschüler Schweinoch, der bereits einen Ausbildungsplatz als Elektriker bei der Bogestra hat, hat Makossa auch die Roboter-AG der Graf-Engelbert-Schule besucht. Mitunterstützt hat außerdem Informatiklehrer Jan-Michael Banschkus. „Die beiden haben im Regionalwettbewerb in Marl den ersten Platz belegt und sind so in den Landeswettbewerb gekommen“, erklärt er.

Sirenen-Idee: Stadt Bochum zeigt Interesse

Dort haben sie sich in der Kategorie Technik gegen neun weitere Gruppen durchgesetzt, konkurrierten nun mit elf weiteren um den Einzug ins Bundesfinale. Für die nächste Wettbewerbsebene hat es diesmal jedoch nicht gereicht: Weiter in den Bundeswettbewerb kam NRW-Vertreter Loukas Kordos, der sich mit dem Design und der Programmierung eines Roboters befasst hat.

Wettbewerb seit 1965

„Jugend forscht“ ist ein jährlich stattfindender Schüler- und Jugendwettbewerb im Bereich Naturwissenschaften und Technik und gilt als der bekannteste in Deutschland. 1965 initiierte der damalige Stern-Chefredakteur Henri Nannen den Wettbewerb.

Die Preisträger erhalten Geldbeträge, Sachpreise, Praktika oder Exkursionsreisen. In diesem Jahr fand die Preisverleihung digital statt.

Die Konkurrenz wartete beispielsweise auch mit einem flugtauglichen Sensor zur Erfassung von Gamma-Strahlen, einer optimierten Schließanlage für das betreute Wohnen in Wohnheimen und einer Automatikschaltung für Elektrofahrräder auf.

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Traurig sind Makossa und Schweinoch trotzdem nicht. Sie hoffen, dass die Stadt Bochum künftig mit ihren Sirenen ausgestattet wird. „Bislang gibt es zwei Prototypen. Die stadtweite Abdeckung würde die Stadt nur etwa 200.000 bis 300.000 Euro kosten“, sagt Schweinoch. Man sei schon im Gespräch. Für die Serienproduktion müssten noch einige Anforderungen an den Dauerbetrieb erfüllt werden.

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Nun aber wollen die Schüler sich erstmal auf etwas anderes konzentrieren: Die Abiturprüfungen stehen ins Haus.