Bochum. Endlich dürfen Friseure wieder Haare schneiden. Der Ansturm auf die Salons ist auch in Bochum groß. Da ist dann auch Urlaub vorerst gestrichen.

Den 1. März haben viele, viele Menschen herbeigesehnt. Endlich dürfen die Friseure wieder öffnen, endlich werden einem wieder gescheit die Haare geschnitten. Auch in Bochum. Und das, obwohl Montag ist. Doch mit einem Ruhetag legt in dieser Woche wohl kein Friseur los. Zu groß ist die Freude darüber, dass der Corona-Lockdown für die eigene Zunft gelockert wurde und man wieder zu Kamm und Schere greifen darf. Dabei ist allerdings einiges zu beachten.

Ansturm auf Bochumer Friseure – Urlaub ist vorerst gestrichen

„Ist das schön, euch alle wieder zu sehen.“ Ursula Minx steht in der Tür von Siegried Gerks Salon an der Wittener Straße 221 in Bochum-Altenbochum – und strahlt. Dass sie jetzt erstmal noch ein paar Minuten warten muss, bis sie an der Reihe ist – geschenkt. „Ich bin so glücklich“, sagt die Stammkundin. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, so habe ich mich gefreut.“

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Dabei musste sie gar nicht unbedingt „mit der Feuerwehr“ zum Friseur. Die Frisur liegt noch ganz gut, ein bisschen zu lang vielleicht. „Doch selber Hand anlegen tue ich nicht“, sagt Ursula Minx. „Und meinen Mann lasse ich auch nicht an die Haare“, schiebt sie lachend hinterher.

Schon seit 7.30 Uhr steht Siegfried Gerk, seit 1979 Inhaber von „Sigi’s Hair Trend“, in seinem Salon. Öffnen wollte er eigentlich erst um acht. „Doch dann stand ein Stammkunde vor der Tür und hat mich bestochen“, sagt er. Das Doppelte sei ihm geboten worden. „Und das habe ich dann auch bekommen.“ Zur Regel soll diese Ausnahme aber nicht werden.

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Denn „Sigi“ und seine drei Mitarbeiterinnen haben schon genug zu tun. Morgens geht’s früher los und abends bleibt der Laden länger geöffnet, um möglichst viele Kunden am Tag bedienen zu können. Das sind dann gerne bis zu 80. Bis Mitte April, glaubt Gerk, brauche es, bis so ein bisschen Normalität einsetzen wird. Bis Ende Mai gilt Urlaubssperre.

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Freie Zeit habe man ja genug gehabt – leider. Aber man habe das Beste draus gemacht und einen Teil des Salons renoviert. Hier sitzt nun – in neuem Licht – auch Manfred Gregel von „umme Ecke“, quatscht mit Sigi über Corona und den VfL und lässt sich die „Matte“ stutzen. „So lang waren meine Haare noch nie.“ Direkt am ersten Tag, als die Corona-Lockerung für Friseure zum 1. März bekanntgegeben wurde, habe er angerufen und einen Termin ausgemacht.

Vor dem Haarschnitt: Fieber messen am Eingang

Seither klingelt das Telefon bei Siegfried Gerk in einer Tour. So sehr, dass jetzt nur der Anrufbeantworter eingeschaltet ist. „Den hören wir aber immer zeitnah ab“, versichert Gerk. Seine Frau mache die Organisation und derzeit sogar „Online-Termine“ aus. „Dabei bieten wir die eigentlich gar nicht an.“ Doch seit viele auch die Handynummer haben, wird per SMS und WhatsApp um Termine gebeten.

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Desinfektionsspender, Trennwände (neuerdings Pflicht), FFP2-Masken – Siegried Gerk macht alles, um die Hygiene-Standards einzuhalten. Und noch mehr. „Wir bieten die Möglichkeit, am Eingang die Temperatur zu messen.“ Für die Rückverfolgung ließ Gerk eigens Blöcke drucken.

Lohn weitergezahlt

Den Lohn hat Siegfried Gerk seinen Angestellten auch während des Corona-Lockdowns weitergezahlt. „Aus eigener Tasche“, sagt er. Dennoch fehle seinen Mitarbeiterinnen natürlich das tägliche Trinkgeld.

Kurzarbeitergeld habe es gegeben, sagt Gerk. „Weitere staatliche Hilfen bisher aber noch nicht.“

Zu beachten gibt es im Salon vieles: Stoffumhänge werden sofort nach Gebrauch gewaschen, wie auch die Handtücher (60 Grad). Das „Besteck“ – Kamm, Schere etc. – wird nach jedem Kunden desinfiziert, ebenso Stuhl, Tresen, Türklinke. „Die Kleidung müssen wir nach der Arbeit wechseln“, sagt Gerk, der sich allerdings freut, dass man die Haare vor dem Färben nach neuestem Erlass nun nicht mehr zu waschen braucht. „So hält die Farbe auch viel besser und man beschädigt den Säuremantel der Haut nicht.“ Grundsätzlich aber ist er ein Freund des Haarewaschens. „Am besten auch nach dem Schnitt noch einmal.

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Was die nahe Zukunft angeht, ist Siegfried Gerk noch misstrauisch. „Viele sagen, das geht jetzt bis Ostern, und dann müssen wir wieder schließen.“ Ob es so kommt? Die Kunden von „Sigi“ jedenfalls befolgen vorbildlich die Regeln, tragen Maske, halten Abstand – und freuen sich, frisch frisiert wieder unter die Leute gehen zu können. Hoffentlich bis bald.

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