Bochum. Nirgendwo sonst im Ruhrgebiet steigen die Mieten so stark wie in Bochum. Das geht aus der aktuellen Erhebung eines Online-Portals hervor.

Wohnungssuche in Bochum, das war einmal ein entspanntes Unterfangen. Die größere und veränderte Nachfrage, etwa nach kleinen und/oder behindertengerechten Wohnungen, der dramatische Rückgang an Sozialwohnungen und vor allem die steigenden Mieten schütteln den Wohnungsmarkt seit geraumer Zeit mächtig durcheinander. Plötzlich steht Bochum im Ruhrgebiet an der Spitze des Mietniveaus.

Jedenfalls wenn es um einen Vergleich der Angebotsmieten für Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern geht. Trotz Corona haben die Mieten in vielen deutschen Großstädten angezogen, wie das Onlineportal „Immowelt“ ermittelt hat. Aber in wenigen Städten ist der Anstieg so stark wie in Bochum. Um neun Prozent ist der durchschnittliche Mietpreis für neuvermittelte Wohnungen gestiegen, von 6,90 Euro auf 7,50 Euro je Quadratmeter. Damit liegt die Stadt nicht nur bei den Mieten vor Nachbarn wie Essen (7,30 Euro), Dortmund (7,40 Euro), Duisburg (6,30 Euro), Gelsenkirchen (5,90 Euro) und Oberhausen (6,30 Euro), auch der Preisanstieg ist in keiner der anderen Städte auch nur annähernd so deutlich ausgefallen. Ähnlich stark war er mit sieben Prozent nur in Herne (6,40 Euro).

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Nur noch 13.000 Sozialwohnungen

„Die Investoren und Eigentümer nehmen mit, was geht“, kommentiert Michael Wenzel, Geschäftsführer des Mietervereins Bochum, Hattingen und Umgebung, diese Entwicklung. Fatal ist aus seiner Sicht vor allem der ständige Rückgang des Bestands an geförderten Wohnungen. 1990 gab noch fast 60.000 Sozialwohnungen in Bochum, heute sind es gerade einmal 13.000. Dabei liegt die Hälfte aller Bochumer und 80 Prozent aller Rentner unterhalb der Einkommensgrenze für den sozialen Wohnungsbau und könnte daher einen Wohnberechtigungsschein beanspruchen. Will sagen: Das Angebot kann bei weitem nicht mit der Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen mithalten.

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München hat die höchsten Mieten

Die höchsten Anstiege der Mieten im Vergleich von 80 deutschen Großstädten verzeichnet Reutlingen mit zwölf Prozent (10,30 Euro je Quadratmeter). Dahinter folgen bereits Pforzheim (8,50 Euro) und Bochum (7,50 Euro) mit je neun Prozent.

Die höchsten Preise werden in München (18,60 Euro je Quadratmeter). In Köln ist das Preisniveau bei Neuvermietungen um sechs Prozent auf 11,50 Euro gestiegen, in Hamburg um drei Prozent auf 12,10 Euro. Noch teurer ist es in Berlin, wo Mietwohnungen für 12,50 Euro pro Quadratmeter angeboten werden.

Dass Bochum eigentlich ein moderates Mietniveau hat, wenn man den in der Stadt gültigen Mietspiegel betrachtet, ist kein Widerspruch zu aktuellen Preisentwicklung. „Der Mietspiegel liegt momentan bei 6,35 Euro. Er gibt die Durchschnittsmiete im Bestand wieder“, so Michael Wenzel. Nicht jedoch die Entwicklung bei Neuvermietungen. Da jährlich etwa acht Prozent der Mieter eine neue Wohnung beziehen und dabei nicht selten die bis dato gültige Miete angehoben wird, steigt das Preisniveau ebenso wie durch den Bezug von Neubauten.

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Anstieg um 18 Prozent in sechs Jahren

Wie sehr sich diese Entwicklung auf Haushalte mit niedrigen Einkommen auswirkt, zeigt das Ergebnis einer aktuellen Studie des Pestel-Instituts. Demnach sind die vom Jobcenter in Bochum übernommenen Mieten für Single-Haushalte innerhalb von sechs Jahren (März 2014 bis August 2020) um 18,0 Prozent gestiegen, während die Verbraucherpreise in diesem Zeitraum nur um 6,5 Prozent zulegten. „Bei den Mieten wird oft rausgeholt, was rauszuholen ist. Dabei bauen Vermieter auf die Jobcenter‘ als ‚zuverlässige Zahlstelle‘“, heißt es in einer Mitteilung des Instituts. „Auf diese Wohnungen sind aber nicht nur Hartz-IV-Empfänger angewiesen, sondern eben auch die vielen anderen Haushalte mit niedrigen Einkommen“, sagt Instituts-Chef Matthias Günther.

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