Bochum-Wiemelhausen. Die neuen Verkehrsinseln auf der Wasserstraße in Bochum werden zubetoniert. Anwohner würden sie gerne bepflanzen. Das sagt die Stadt dazu.
Im Grunde sind die Anwohner der Wasserstraße in Bochum-Wiemelhausen froh und erleichtert. Denn die große Baustelle vor ihren Haustüren nähert sich dem Ende. Nachdem der Kanal erneuert wurde, sollen die abschließenden Straßenbauarbeiten noch in diesem Jahr beendet sein. Und doch sind die Anwohner enttäuscht. Denn das, was am Ende bei der großen Baumaßnahme herauskommt, ist ihnen nicht „grün“ genug.
Dabei sei gerade dieses Bauvorhaben auf der Wasserstraße als innovatives Klimaprojekt hingestellt worden, sagt Samuel Uecker, der mit seiner Familie vor Ort wohnt, und verweist auf einen WAZ-Artikel von Anfang November, in dem es um ein neuartiges Rigolen-System für Baumbewässerung und Kühlung geht. Umso erschreckender fanden es Uecker und Nachbarn, als sie im Gespräch mit den Bauarbeitern erfuhren, dass sämtliche Verkehrsinseln mit Bitumen versiegelt werden sollen. Dies hielten die Anwohner bisher nur für eine provisorische Lösung.
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„Damit wird unserer Meinung nach das Ansinnen der Stadt Bochum auf Klimafreundlichkeit wieder einmal nur halbherzig befolgt“, findet Samuel Uecker im Hinblick auf das Wahlprogramm von OB Thomas Eiskirch (SPD). „Wir fordern, dass die Versiegelung wieder aufgehoben wird und ein klimafreundliches und visuell ansprechendes Konzept für die Verkehrsinseln umgesetzt wird.“ In anderen Städten wie Bielefeld sei dies auch möglich. „Wir würden uns als Familie anbieten, eine Patenschaft für die Begrünung der Verkehrsinsel vor unserer Haustür zu übernehmen, falls es an finanziellen Mitteln für die Umsetzung fehlen sollte.“
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Die Begrünung der Verkehrsinseln sei bislang im Zusammenhang mit der Wasserstraße nicht diskutiert worden, heißt es aus dem Rathaus. „In den Beschlussvorlagen und auch anschließenden Mitteilungen sind diese immer entsprechend dem normalen Bochumer Standard dargestellt worden“, teilt Christoph Matten vom Tiefbauamt mit.
Stadt Bochum nennt zwei Argumente gegen begrünte Verkehrsinseln
Aus der praktischen Erfahrung heraus sprächen zwei Gründe bei der Gestaltung von Fußgängerschutzinseln gegen eine Staudenbepflanzung:
Erstens: Der Unterhaltungsaufwand für eine regelmäßige Bepflanzung könne auf Dauer durch die Stadt nicht gewährleistet werden, da diese Pflanzungen regelmäßig neu bepflanzt und gepflegt werden müssen. Matten: „Dafür fehlen sowohl die notwendigen Mittel als auch das Personal.“ Begrünte Verkehrsinseln, die innerhalb der Fahrbahn liegen, seien bislang aus versicherungstechnischen Gründen nicht durch Anlieger im Rahmen von Patenschaften gepflegt worden.
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Zweitens: Höher wachsende Stauden über 60 Zentimer führen laut Stadt zu Sichtbehinderungen, die dem Sinn von Fußgängerschutzinseln widersprechen. Matten: „Um Wildkräuterwuchs zu vermeiden, hat sich in den letzten Jahren die Bauweise mit hellem Gussasphalt bewährt. Daher wird dieser Standard auch bei der Wasserstraße angewandt.“
Initiative rettete Bäume
Der Kanal- und Straßenbau an der Wasserstraße zwischen Königsallee und Am Wiesengrund verlangte den Anwohnern und Geschäftsleuten einiges ab. Wegen der monatelangen Sperrungen beklagten die Händler Umsatzeinbußen, hinzu kamen Dreck, Lärm, Parkprobleme und eingeschränkte Busverbindungen.
Anwohner hatten sich vor Beginn der Arbeiten zu einer Initiative zusammengeschlossen, um den geplanten Kahlschlag der Straßenbäume zu verhindern – mit Erfolg: Eine Straßenseite blieb unangetastet.
Eine Argumentation, die Samuel Uecker aus Bürgersicht nicht nachvollziehen kann. Seinen Angaben zufolge ebenso wenig die Mitstreiter der Initiative „Lebenswerte Wasserstraße“, die er inzwischen mit ins Boot geholt hat. Man habe „in keinster Weise damit gerechnet, dass nach dem letztjährigen Klimawahlkampf des OB noch irgendjemand darüber nachdenken kann, dass Verkehrsinseln bei Straßenneubauten nicht begrünt werden können“. Zu allem Überfluss komme an der Wasserstraße noch hinzu, „dass im Rahmen des Straßenumbaus mehrere Vorgärten neu geschaffenen Stellplätzen gewichen sind, so dass wir uns große Sorgen vor allem um das Mikroklima vor unserer Haustür machen“.
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Und: Auch auf der neugebauten Oskar-Hoffmann-Straßeseien die Mittelstreifen mit Rasen und Bäumen begrünt, hier scheine ein Abweichen vom „Bochumer Standard“ möglich zu sein.
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