Bochum. Unsere meist gelesenen Plus-Texte, heute: Wie das Bratwursthaus Bochum mit einem „Zigeuner-Teller“ auf Kritik stieß.
Dieser Artikel ist zum ersten Mal am 27. November erschienen.
„Ein absoluter Klassiker: der Zigeuner-Teller “. Mit diesen Worten wirbt das Bratwursthaus am Bermudadreieck in Bochum für seine neue Kreation. Während die Freude bei den einen groß ist, hagelt es scharfe Kritik von den anderen. „Dieser Begriff wurde erschaffen, um Sinti und Roma zu dehumanisieren. Er ist rassistisch und sollte nicht verwendet werden“, sagt Prof. Karim Fereidooni, Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum.
Doch warum hat der Inhaber des Bratwursthauses entschieden, dem neuen Gericht diesen Namen zu geben? Ronald Gottwald erklärt: „Der Kerngedanke dahinter war, dass ein unheimlicher großer Anteil unserer Kunden die klassischen Gerichte mag. Also das, was man von früher kennt.“ Immer wieder hätten diese gefragt, wann denn endlich die „Zigeunersauce“ kommt. Wäre der Name nun zum Beispiel Paprika-Sauce, wüssten viele nicht genau, was gemeint ist.
Bratwursthaus Bochum zur „Zigeunersauce“: „Niemand soll sich diskriminiert fühlen“
Dass die Benennung des Gerichts eine Diskussion mit sich führen wird, hat Gottwald vermutet. Er stellt aber klar: „Niemand soll sich diskriminiert fühlen. Wir glauben auch nicht, dass sich jemand beleidigt fühlt.“ Viele Kunden des Bratwursthauses seien Sinti und Roma. „Diese haben oft nachgefragt, wann denn endlich eine ,Zigi-’ oder ,Zigeunersauce’ komme.“ Auch auf Nachfrage hätten die Kunden bestätigt, dass sie sich nicht diskriminiert fühlen.
Didaktiker Fereidooni verurteilt die Bezeichnung „Zigeunersauce “. „Nur weil der Begriff vor zehn, 20 oder 100 Jahren achtlos verwendet wurde, heißt es nicht, dass die Verwendung nicht rassistisch ist.“ Sprache ändere sich und so ziemlich jeder in Deutschland wüsste mittlerweile, dass der Begriff diskriminierend ist. „Auch die Generation, die zum Beispiel nicht mit dem Smartphone aufgewachsen ist, kann es sich aneignen, ins Internet zu gehen oder eine Whatsapp zu schreiben. Warum ist es dann so schwer, auf diesen Begriff zu verzichten?“, gibt Fereidooni zu bedenken. Es sei ein Leichtes zum Beispiel den Begriff „Sauce ungarischer Art“ zu verwenden.
Begriff „Zigeunersauce“: Viel Kritik, aber auch viel Zustimmung in Bochum
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Die Bochumer sind zwiegespalten. Unter dem Werbepost des Bratwursthauses schreibt ein User bei Facebook: „Wer im Jahr 2020 immer noch den Begriff ,Zigeuner’ benutzt, hat echt nichts gelernt. Sorry, aber solange das bei euch so heißt, kaufe ich ab sofort woanders.“ Eine andere Userin ergänzt: „Im Ernst, liebes Bratwursthaus? Zigeuner? Was ist da los? (...) Ja, es ist wirklich ein rassistischer Begriff.“
In der Mehrheit sind jedoch die, die den Begriff Zigeunersauce nicht verurteilen: „Diese ganze Debatte um die Zigeunersaucen-Umbenennung fand ich sowas von lachhaft! Ihr bleibt euch wenigstens treu“ oder „Toll, dass es bei euch noch so heißt. Blödsinnige Debatte“, schreiben andere Userinnen und User bei Facebook.
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