Bochum-Langendreer. Schon an zwei Orten in Bochum gibt es die Marktschwärmerei. Weitere Online-Bauernmärkte sollen folgen. Das Konzept ist eigentlich ganz einfach.

Sascha Scheibel räumt Joghurt, Fleisch, Backwaren und Kartoffeln in eine mitgebrachte Einkaufstasche. Keine fünf Minuten musste er warten, bis ihm seine Waren in einem grünen Korb gebracht wurden. „Alles regionale Produkte, deren Herkunft ich kenne“, sagt Scheibel. Den Milchhof Billmann aus Waltrop, Bäcker Vincenzo Urso aus Herdecke und Landwirt Sebastian Becker aus Fröndenberg konnte er bereits bei seiner Online-Bestellung bei den Marktschwärmern kennenlernen. Und nicht nur er. Der Online-Bauernmarkt in Bochum entwickelt sich mehr und mehr zum Renner.

Marktschwärmerei – das ist die Plattform, die regionale Erzeuger und Kunden zusammenbringt: zunächst online beim Einkauf von Obst und Gemüse, Molkereiprodukten und Eiern aber auch Feinkost und Gewürzen. Dann offline bei der zentralen Abholung des Warenkorbs. Bislang war das in Bochum nur am Imbuschplatz möglich – nun kommt die „Schwärmerei“ auch wöchentlich nach Langendreer.

Marktschwärmerei in Bochum: hohe Lebensmittel-Qualität und faire Preise

Auch Stephanie Ludwig wartet hier vor dem Gemeindehaus St. Marien an der Alten Bahnhofstraße auf die Abholung ihrer Waren. „Ich möchte den Bauern etwas Gutes tun, damit sie auch faire Preise bekommen“, sagt Ludwig. Bei den Marktschwärmern müsse sie dafür nicht von Hof zu Hof fahren, sondern könne gesammelt einmal wöchentlich ihre Lebensmittel abholen.

Marktschwärmer-Organisatorin Sibylle Nix aus Bochum-Langendreer geht mit Renate Halbscheffel die Bestellung durch und kontrolliert die gelieferten Lebensmittel.
Marktschwärmer-Organisatorin Sibylle Nix aus Bochum-Langendreer geht mit Renate Halbscheffel die Bestellung durch und kontrolliert die gelieferten Lebensmittel. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

„Das wird zwar kein Ersatz für einen Einkauf im Supermarkt sein, aber es ist trotzdem toll, auf diese Weise lokal einkaufen zu können“, sagt Werner Neubert. Ihn haben vor allem die Eier vom Hof Dahlhoff zur Schwärmerei gelockt. „Die Hühner werden in mobilen Ställen gehalten, die regelmäßig versetzt werden. So bekommen sie immer frisches Gras und das schmeckt man wirklich“, beteuert Neubert und schwärmt weiter von Bärlauchwürstchen und Wildleberwurst.

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Auch den persönlichen Kontakt zu den Bauern und Landwirten schätzt Neubert: „Als sich jemand beschwert hat, die Eier wären so klein, hat der Bauer erklärt, dass sie von jungen Hühnern stammen und noch größer werden“, erzählt Neubert.

Eine eigene Marktschwärmerei gründen? So geht’s

Solchen Kontakt zu Landwirten gibt es nicht nur online, sondern – durch die Corona-Krise in eingeschränkter Form – auch vor Ort. Imker Erhan Sevis ist beispielsweise zum zweiten Ausgabetermin am Donnerstag nach Langendreer gekommen: „Es ist für uns Erzeuger eine tolle Möglichkeit, bekannter zu werden und uns zu zentralisieren. Viele Kunden wissen gar nicht, dass sie unsere Produkte auch direkt beziehen können und nicht nur über den Handel“, sagt er.

Dafür gesorgt, dass die Marktschwärmer auch nach Langendreer kommen, hat Sibylle Nix. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehr als 100 Schwärmereien, die erste eröffnete 2011 im französischen Toulouse. „Ich bin selbst überzeugte Marktschwärmer-Kundin und finde das Prinzip so toll, dass ich es auch in meinen eigenen Stadtteil holen wollte“, erzählt Nix, während sie den nächsten Kunden zur Ausgabestelle bittet.

Ware wird donnerstags geliefert

Die Schwärmerei in Langendreer bietet die Warenabholung donnerstags in der Zeit von 17 bis 18 Uhr an der Alten Bahnhofstraße 182 an. Eine weitere Schwärmerei gibt‘s mittwochs von 17 bis 18 Uhr an der Stühmeyerstraße 33 (Imbuschplatz).

Die Schwärmerei in Langendreer arbeitet mit 20 Erzeugern zusammen. Die Waren können auf www.marktschwaermer.de bestellt werden. 500 Gramm Naturjoghurt kosten beispielsweise 1,30 Euro.

Zur Gründung einer eigenen Schwärmerei muss zunächst ein fester Standort gefunden werden, der zur wöchentlichen Ausgabe dient – das kann zum Beispiel ein Gemeindesaal, eine Schule oder ein Vereinshaus sein. Mithilfe des Marktschwärmer-Teams werden die neue Schwärmerei beworben und regionale Erzeuger eingeladen. Organisatoren werden mit 8,35 Prozent am Umsatz beteiligt.

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„In Langendreer habe ich für eine Schwärmerei viel Potenzial gesehen: Hier leben ökologisch interessierte Menschen, es passt einfach perfekt“, sagt Nix. Die Resonanz gibt ihr Recht: Etwa 40 Kunden warten an diesem Abend darauf, ihre Bestellungen entgegenzunehmen. „Es kommen zwischen 30 und 80 Kunden, ich finde aber: Klasse statt Masse“, sagt Nix. Noch mehr Marktschwärmer dürfen es dennoch gerne werden.

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