Bochum-Langendreer. Eine pfiffige Idee: Bauern aus der Region bieten ihre Produkte gemeinsam im Internet an. Jetzt öffnet die erste Filiale in Bochum-Langendreer.

Statt Lebensmittel beim Discounter zu kaufen, setzen viele lieber auf die Erzeugnisse der Landwirte aus der Region. Hier weiß man schließlich, wo das Fleisch, die Eier und die Kartoffeln herkommen. Das gibt dem Kunden ein gutes Gefühl, auch wenn er bisweilen etwas tiefer in die Tasche greifen muss.

Um dafür allerdings nicht einen Hofladen nach dem nächsten abklappern zu müssen, gibt es jetzt eine Online-Plattform: „Marktschwärmer“ heißt die Initiative, die ursprünglich aus Frankreich stammt und mittlerweile bundesweit einige Erfolge vorweisen kann. Auch im Ruhrgebiet hat sich die Idee schon etabliert: So gibt es Standorte in Dortmund, Herne und am Imbuschplatz in Bochum. Ein weiterer soll Anfang Dezember dazu kommen: Auf Initiative von Sibylle Nix entsteht er im Gemeindezentrum St. Marien in Langendreer.

Geöffnet ab Anfang Dezember

Die „Marktschwärmerei“ im Gemeindezentrum St. Marien (Alte Bahnhofstraße 182) öffnet ab Anfang Dezember jeweils donnerstags von 17 bis 18 Uhr .

Die Lebensmittel können nicht spontan vor Ort gekauft werden. Wer mitmachen möchte, muss sich vorher online registrieren und dort seine Produkte auswählen: marktschwaermer.de

Wer keinen Zugriff aufs Internet hat , aber trotzdem gern bei den Marktschwärmern einkaufen möchte, dem hilft Sibylle Nix vor Ort gern weiter.

Vom Tönnies-Skandal abgeschreckt

Auf die Idee dazu kam Sibylle Nix, nachdem sie einen Bericht in der WAZ las. „Ich war davon total begeistert und habe mir gedacht: Das mache ich auch“, erzählt sie. Vom Coronavirus-Skandal bei der Fleischerei Tönnies im vergangenen Sommer erheblich aufgeschreckt, hatte sie ohnehin schon länger vor, ihren eigenen Fleischkonsum gründlich zu überdenken. „Ich kaufe lieber ein Stück Fleisch, das etwas teurer ist, und weiß dafür aber auch, wo es herkommt“, sagt sie. „Mein Mann und die drei Kinder sehen das mittlerweile genauso.“ Und so schloss sich Sibylle Nix den „Marktschwärmern“ an.

Das Konzept: Die Lebensmittel bestellt (und bezahlt) man online auf der Internetseite der Firma , die das Modell ausgeklügelt hat. Von Obst, Gemüse bis zur Feinkost: Hier findet man zahlreiche hochwertige Produkte, die von den Landwirten aus der Region angeboten werden. Nach erfolgreichem Füllen des virtuellen Einkaufswagens schickt man seine Bestellung ab – und kann diese dann beim nächsten Treffen direkt in der „Marktschwärmerei“ abholen. Die Öffnungszeiten variieren je nach Standort: Sibylle Nix möchte ihre Dependance im Gemeindezentrum jeweils donnerstags von 17 bis 18 Uhr öffnen.

An frischen Lebensmitteln mangelt es bei den Marktschwärmern nicht: wie hier bei einem Anbieter in Hagen.
An frischen Lebensmitteln mangelt es bei den Marktschwärmern nicht: wie hier bei einem Anbieter in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Auf Tour zu den Bauernhöfen

Damit jede Woche auch genügend Angebote vorhanden sind, ist Sibylle Nix schon eine Weile mit verschiedenen regionalen Erzeugern in Kontakt und fährt dafür von einem Bauernhof zum nächsten: „Zwölf sind mittlerweile fest gebucht, die unser Projekt ebenfalls super finden und unterstützen wollen“, sagt sie. Darunter sind Landwirte von Bochum bis Fröndenberg, aber auch Feinkosthändler und ein italienischer Bäcker: „Der bietet wunderbare Panettone an.“ Schon 160 potenzielle Kunden haben sich auf der Internetseite ihrer Filiale mittlerweile registriert.

Keine Konkurrenz zu lokalen Händlern

Wichtig ist ihr, dass sie mit ihrer „Marktschwärmerei“ keinem umliegenden Händler Konkurrenz machen möchte. „Eine Metzgerei gibt es hier leider nicht mehr“, sagt sie, „und unser Bäcker unterscheidet sich grundlegend von den anderen in der Umgebung“. Als „Gastgeberin“ bekommt sie für jeden Kauf eine kleine Provision. Der überwiegende Teil geht aber an die Landwirte selber, die allerdings auch den Transport organisieren müssen.

Die Kirchengemeinde St. Marien sieht dem neuen Angebot äußerst freudig entgegen: „Sibylle Nix brennt richtig für diese Idee, was uns sehr beeindruckt hat“, sagt Martin Wiedemann aus dem Gemeinderat. „Der Markt am Stern schrumpft immer weiter. So ist das Angebot bestimmt auch spannend für junge Familien, die auf diese Weise mal unsere Gemeinde besuchen. Das ist eine Win-Win-Situation für alle.“

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