Bochum. Über eine „Toilettengebühr“ ärgern sich Eltern der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bochum. Die Schule dagegen verteidigt das „Erfolgsmodell“.

Schüler der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bochum müssen pro Schuljahr eine „Toilettengebühr“ bezahlen. Darüber ärgert sich Meik Laschinka, dessen Sohn Tom die siebte Klasse der Schule besucht. Nach dem ersten Schultag überraschte der 13-Jährige seine Eltern mit einer Liste. Dort stehen – wie an vielen Schulen üblich – eine Reihe von Kosten, die Eltern zu Schuljahresbeginn begleichen sollen.

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Neben fünf Euro für einen Ordner und 13 Euro Kopiergeld entdeckt Vater Meik Laschinka diesen Posten, der ihn so wütend macht: Einen Euro sollen die Eltern als „Toilettengebühr“ zahlen. „Die Klos sind doch ohnehin immer dreckig, abgesperrt oder funktionieren nicht, erzählt mein Sohn. Wieso müssen wir für so etwas Selbstverständliches wie einen Toilettenbesuch Geld bezahlen?“

Erich-Kästner-Gesamtschule verteidigt die Gebühr für die Toiletten

Bei der Erich-Kästner-Gesamtschule verteidigt man die Gebühr. Mit dem Geld – übrigens nur 0,50 Euro statt einem Euro, den Laschinkas liegt nach Angaben der Schule ein veraltetes Dokument vor – werden Schüler bezahlt, die in den Pausen die Toiletten auf Vandalismus und Dreck kontrollieren.

Fünf Euro bekommen die Kinder und Jugendlichen dafür in der Woche. Sechs bis acht Schüler seien abgestellt, um die Dienste im Sinne der Sauberkeit zu schieben. Dafür seien die Toiletten nun weniger dreckig und nicht beschmiert, heißt es von der Schule.

Schulgemeinde entschied sich nach Sanierung gemeinsam für das Modell

Nach einer großflächigen Sanierung 2012 habe sich die Schulgemeinde - also Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam – vor knapp fünf Jahren für dieses Modell entschieden. „Wir haben damals ganz tolle neue Toiletten bekommen, mussten aber feststellen, dass die Haupttoilette ganz schnell wieder beschmiert war. Das wollten wir bei den anderen verhindern“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ute Dörnemann.

„Pinkel-Protokolle“ sorgten in Witten für Furore

Ärger um Toiletten an Schulen gibt es auch in anderen Städten: So hatten „Pinkel-Protokolle“ am Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten bundesweit Interesse erregt. Das Gymnasium speicherte die WC-Besuche der Schüler seit 2018 per Chip, um im Falle von Vandalismus oder grober Verschmutzung auf den Schultoiletten die Schuldigen finden zu können.

Im Februar dieses Jahres dann war Schluss mit den Pinkel-Protokollen, nachdem der Landesdatenschutzbeauftragte bezweifelt hatte, dass die Schüler freiwillig in die Speicherung personenbezogener Daten eingewilligt hatten.

Dass die Schüler nun selber für den Erhalt sorgen, sei ein Erfolgsmodell; die finanzielle Belohnung ein kleines Taschengeld. „Wenn es jetzt Gegenstimmen dazu gibt, muss das unter Umständen neu verhandelt werden.“ Vater Meik Laschinka ist mit dieser Erklärung nicht zufrieden. „So etwas darf doch nicht auf dem Rücken der Schüler ausgetragen werden!“

Bezirksregierung Arnsberg: Freiwillige Abgabe ist „zu tolerieren“

Bei der Bezirksregierung Arnsberg ist man um eine Einschätzung der Toilettengebühr verlegen. „Sollte es sich um eine freiwillige Abgabe handeln, ist das zu tolerieren“, sagt eine Sprecherin. Eine fixe und verpflichtende Gebühr sehe die Bezirksregierung dagegen kritisch, heißt es weiter. Konkrete Aussagen zum Modell der Erich-Kästner-Gesamtschule gibt es von der Bezirksregierung aber nicht.

Niemand werde gezwungen, die Toilettengebühr zu bezahlen, heißt es auf Nachfrage von der Gesamtschule. „Wenn sich Eltern vehement dagegen wehren, dann zahlen sie die 0,50 Euro halt nicht“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Ute Dörnemann. Und selbstverständlich dürften auch die Kinder der Nicht-Zahler die Toiletten der Schule benutzen.