Bochum. Vor fünf Jahren begann die Flüchtlingskrise. Die Zahl von tatverdächtigen Asylbewerbern stieg stark an. Die Polizei Bochum war stark belastet.
- Vor fünf Jahren begann die Flüchtlingskrise in Bochum, die Zahl von tatverdächtigen Asylbewerbern steht zwischenzeitlich stark, die Polizei Bochum war stark belastet.
- Bis heute haben nicht wenige Menschen Vorurteile gegen Flüchtlinge und äußern diese auch offen, wenn in Bochum eine ungeklärte Straftat passiert ist.
- Fünf Jahre nach der Flüchtlingskrise haben sich in Bochum viele Flüchtlinge integriert, oder sind dabei es zu tun. Aus polizeilicher Sicht lief das insgesamt reibungslos: „Über die Jahre hinweg ist es zu keinen größeren Problemen gekommen.“
Kurz bevor die Geflüchteten aus vielen Ländern vor fünf Jahren nach Bochum, Herne und Witten kamen, um hier Sicherheit, Schutz und Perspektive zu finden, spielte der Anteil der Asylbewerber in der Kriminalitätsstatistik kaum eine Rolle. Das sollte sich in der Krise stark ändern. Trotzdem sagt Polizeisprecher Volker Schütte heute im Rückblick auf WAZ-Anfrage: „Aus Sicht der Polizei hatten wir keinen außergewöhnlichen Einsatz im Zusammenhang mit der Flüchtlingssituation.“
Im Jahr 2014, kurz bevor die Flüchtlingszahlen im Bereich des Bochumer Polizeibezirks rapide anwuchsen, waren von den insgesamt 19.538 Menschen, die einer Straftat verdächtigt worden sind und gegen die ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden ist, gerade einmal 343 Asylbewerber. Das waren 1,75 Prozent aller Tatverdächtigen im Bochumer Polizeibezirk. Zwei Jahre später waren die Zahlen auf 1810 Beschuldigte bzw. 9,08 Prozent hochgeschnellt.
Flüchtlingskrise Bochum: Viele Vorurteile gegen Flüchtlinge bis heute
Erst in den Jahren nach 2016 sanken diese Zahlen insgesamt wieder, wenn auch bei weitem nicht mehr bis auf das niedrige Niveau der Zeit vor dem Flüchtlingsstrom. Bis heute haben nicht wenige Menschen Vorurteile gegen Flüchtlinge und äußern diese auch offen, wenn wieder eine ungeklärte Straftat passiert ist.
Flüchtlingskrise Bochum: „Allgemeine Kriminalität ohne besondere Schwerpunkte“ in Flüchtlingsheimen
Wenn die Polizei zu Flüchtlings-Unterkünften ausrücken musste, ging es meistens um Streitigkeiten unter den Bewohnern selbst, um Randalierer, Sachbeschädigungen, Beleidigungen, häusliche Gewalten, Körperverletzungen unter streitenden Bewohnern. „Allgemeine Kriminalität ohne besondere Schwerpunkte“, so Schütte. „Natürlich ergaben sich gerade in der Anfangszeit des Flüchtlingsstroms Probleme und Unstimmigkeiten an den Unterkünften. Ein besonders einschneidendes Erlebnis war aus polizeilicher Sicht nicht dabei.“
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Auf dem Höhepunkt der Krise waren rund 5500 Flüchtlinge auf Bochumer Stadtgebiet untergebracht. Die Situation in den Heimen war teilweise sehr bedrückend. Als Beispiel sei die damals marode Turnhalle der Hans-Böckler-Realschule an der Querenburger Straße genannt. 250 Menschen – darunter Kinder – lebten dort. Die enge Unterbringung dort bei Flüchtlingskrise Bochum:hatte dazu geführt, dass einige der Geflüchteten kurz davor zu sein schienen, die Flüchtlingskrise Bochum:. Darunter waren viele jüngere, noch nicht gefestigte Männer, alle in Ausnahmesituationen. Mehrere Polizeiautos waren vor Ort.
Flüchtlingskrise Bochum: Mann stieg bedrohlich aufs Dach einer Turnhalle
Rund 50 Flüchtlinge, alleinstehende Männer aus Syrien, Bangladesch, Afghanistan und dem Iran, weigerten sich, wie von der Stadt gewollt in eine Leichtbauhalle an der Kollegstraße umzuziehen. Die Flüchtlinge wollten aber direkt in Wohnungen mit eigener Kochmöglichkeit. Eine polizeiliche Zwangsräumung drohte. Ein Flüchtling stieg auf das Dach einer Turnhalle und drohte - so schien es - zu springen. Die Flüchtlingskrise Bochum:. Am Ende, nach mehrtägiger Krise, verlief alles friedlich.
Polizei Bochum während der Flüchtlingskrise: „Die Belastung kann als hoch bezeichnet werden“
Flüchtling wegen Vergewaltigungen zu langer Haft verurteilt
Auch wenn es bei den Einsätzen wegen Flüchtlingen nicht um schwere Kriminalität ging: Ein Fall mit einem Flüchtling in Bochum hat dennoch Angst und Schrecken verbreitet. Der 32-Jährige aus dem Irak hatte im August und November 2016 in der Nähe der Ruhr-Universität zwei chinesische Studentinnen (22, 28) auf besonders massive Weise vergewaltigt. Lange war er mit sehr großem Aufwand gesucht worden. Ab Januar 2016 hatte er in einem Asylbewerberheim in Uni-Nähe gewohnt.
Der Richter sagte damals im Urteil: „Wie konnte der Angeklagte, der vor Gewalt geflüchtet ist, mit selten gesehener Gefühllosigkeit gegen deutlich Schwächere vorgehen?“ Die Strafe: elf Jahre Haft.
Die Führungsstellen der Direktion Gefahrenabwehr und der Polizeiinspektionen Bochum, Herne sowie Witten waren rund um die Uhr Ansprechpartner für die Kommunen und anfänglich jeden Tag in die Flüchtlingssituation eingebunden. Dazu kamen ständig Aufträge der Wachdienste in den Unterkünften an die Bezirksbeamten, Vorfälle in den Räumlichkeiten aufzuklären. „Die Belastung kann als hoch bezeichnet werden“, sagt Polizeisprecher Schütte.
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Heute haben sich viele Flüchtlinge integriert oder sind dabei, es zu tun. Aus polizeilicher Sicht lief das insgesamt reibungslos: „Über die Jahre hinweg ist es zu keinen größeren Problemen gekommen.“
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