Bochum. .
Beschäftigte, die seit dem Herbst 2015 in Bochumer Flüchtlingseinrichtungen für den Sicherheitsdienst zuständig waren, sollen dies ohne gültigen Arbeitsvertrag getan haben. Und nachdem sie in den ersten Monaten ihr Gehalt noch bar ausgezahlt bekommen hatten, warten viele von ihnen nun seit Juni, einige sogar seit April, auf ihr Geld.
Dabei soll es um Beträge von jeweils mehreren Tausend Euro für vermutlich etwa 80 bis 120 Personen gehen. „Als noch monatlich ausgezahlt wurde, hatte der dafür zuständige Mann mehrere Zehntausend Euro aus Gummersbach abgeholt“, heißt aus Kreisen der Beschäftigten.
„Wir haben nie einen Vertrag bekommen, obwohl wir mehrfach darauf gedrungen und alle notwendigen Unterlagen immer wieder eingereicht haben“, erklärten die Betroffenen im Gespräch mit der WAZ. Sie seien immer wieder vertröstet worden und sehen sich jetzt nicht nur um ihr Geld geprellt, sondern auch dem Vorwurf der illegalen Beschäftigung ausgesetzt.
Anwalt eingeschaltet
„Wir mussten uns Geld leihen, um unsere Miete und vieles andere zu bezahlen, und wissen einfach nicht mehr weiter. Jetzt hoffen wir, dass die Stadt uns hilft“, so einer der Sprecher der Gruppe. Schließlich sei sie der Auftraggeber.
Beauftragt hat Bochum, das in diesem Jahr mit Kosten von 9,3 Millionen für die Sicherung der Flüchtlingseinrichtungen rechnet, die Rheinischen Sicherheits-Dienste (RSD) aus Köln, mit der es einen Rahmenvertrag und Einzelverträge gibt. „Wir haben auch RSD-Kleidung getragen“, sagen die Beschäftigten. Allerdings hat RSD, so Qualitätsmanager Burkhard Emonds, die Westturm Sicherheitsdienste aus Gummersbach als Subunternehmer mit dem Auftrag betraut. Der wiederum habe irgendwann, „was wir nicht wussten“, so Emonds, einen weiteren Subunternehmer engagiert.
Zwölf bis 15 Stunden, so schildern es die Betroffenen, hätten sie ihren Dienst, häufig in der Nacht, versehen – anfangs für einen Stundenlohn von 6,50 Euro, später dann für 7,50 Euro. „Wir haben Kontrollgänge gemacht, haben das Essen verteilt und waren als Ansprechperson da.“
Von wem und wann sie ihr Geld bekommen, ist offen. Ein Betroffener hat einen Anwalt eingeschaltet. Die Stadt erklärt: „RSD ist unser Vertragspartner. Dem haben wir deutlich gemacht, dass wir so eine Praxis, wie sie geschildert wurde, nicht tolerieren“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Ansonsten seien der Verwaltung die Hände gebunden. Und auch RSD sieht sich außerhalb der Verantwortung. Sie habe die mit Westturm vertraglich vereinbarten Leistungen bezahlt, habe aber mit der Lohnzahlung nichts zu tun.