Bochum. . Vor dem Bochumer Landgericht ist der Angeklagte (32) zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre gefordert.

  • Der Uni-Vergewaltiger ist am Dienstag zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Er fiel über zwei Frauen her
  • Bis zuletzt hatte der 32-jährige Familienvater im Prozess keine Reue und kein Mitleid erkennen lassen
  • Staatsanwaltschaft forderte zwölf Jahre Haft, die Nebenklage sprach von "abscheulichen Verbrechen"

Der Uni-Vergewaltiger ist vor dem Landgericht Bochum zu elf Jahren Haft verurteilt worden, Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann hatte zuvor zwölf Jahre gefordert. Richter Volker Talarowski sagte zu dem Angeklagten: "Elf Jahre ist eine hohe Strafe. Sie ist der Preis dafür, was Sie ohne jede Not vollkommen unschuldigen Opfern angetan haben." Er denke aber, dass die beiden Frauen noch länger als elf Jahre daran denken, was ihnen widerfahren sei.

Talarowski weiter: "Wie konnte der Angeklagte, der vor Gewalt geflüchtet ist, mit selten gesehener Gefühllosigkeit gegen deutlich Schwächere vorgehen?" Das Gericht habe den Eindruck, dass der Angeklagte gar nicht wisse, "welches unendliche Leid er den Frauen zugefügt hat". Nach einer erschütternden Äußerung eines der Opfer habe er im Gerichtssaal "hämisch gegrinst".

Zwei chinesische Studentinnen besonders massiv vergewaltigt

Das Gericht ist davon überzeugt, dass der 32-jährige Angeklagte, ein Flüchtling aus dem Irak, im vergangenen August und November in der Nähe der Ruhr-Universität zwei chinesische Studentinnen (22, 28) auf besonders massive Weise vergewaltigt hatte.

Der Richter über das erste Opfer (22) und zu dem Angeklagten: "Was Sie in der Seele kaputt gemacht haben, kann man nicht sehen." Er habe die Lebensplanung der jungen Frau "nachhaltig zerstört". Wegen des massiven Würgens hätte "jederzeit der Todeszeitpunkt eintreten können".

Weitere "Pein" hätte Opfern erspart werden können

Die Beweislage sei zwar "erdrückend und eindeutig" gewesen, trotzdem hätte er den beiden Opfern durch ein früheres Geständnis eine weitere "Pein" – die der Aussage vor Gericht – ersparen können. "Der Wert dieses Geständnisses nach Tatnachweis ist äußerst gering." Beide Opfer haben ihre Familien nicht über die Verbrechen informiert – aus Scham. DNA-Spuren ergaben, dass die Möglichkeit, dass ein anderer als der Angeklagte die Frauen vergewaltigt hat, bei 1 : 150 Billiarden liegt. Außerdem war sein Handy zur Tatzeit in Tatortnähe eingeloggt.

In einem Fall hatte der 32-Jährige sein Opfer sogar mit einem Strick gewürgt und mit einem Ast auf den Kopf geschlagen, bevor er sich an ihm sexuell schwer vergang. Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann sagte während seines Plädoyers: Wie käme ein Mensch, der vor Gewalt und Bedrohung fliehe, dazu, anderen Menschen "diese furchtbare Gewalt anzutun"? Und: "Reue hat er zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen."

Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann.
Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann. © Ingo Otto

Weder Reue noch Mittleid gezeigt

Anke Beilmann, die Anwältin des zweiten Opfers (28), sprach von "abscheulichen Verbrechen". Der Angeklagte habe trotz Geständnisses keine Reue und kein Mitleid gezeigt. Ihre Mandantin leide heute unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Verteidiger Egbert Schenkel wies in seinem Plädoyer darauf hin, dass sein Mandant als Sexualstraftäter "auf der untersten Stufe in der JVA" stehe, er sei "schweren Repressalien von Mitgefangenen ausgesetzt". Der Angeklagte verzichtete am Dienstag auf sein "letztes Wort". Er sagte nichts.

Der mutmaßliche Uni-Vergewaltiger ist voll schuldfähig. Zu dieser Einschätzung kam am Dienstagvormittag die psychiatrische Gutachterin Dr. Maren Losch. Der Angeklagte habe ein „normales psychisches Leistungsprofil" und keinerlei kognitive Beeinträchtigung.

Angeklagter hatte sich lange in Schweigen gehüllt

Der Angeklagte hatte erst während der Hauptverhandlung ein Geständnis abgelegt, nachdem er sich zuvor, auch noch am Prozessauftakt, in Schweigen gehüllt hatte. Die Indizien waren allerdings erdrückend. Vor allem die DNA-Spuren in beiden Fällen belasteten ihn schwer.

Der 32-Jährige hatte ab Januar 2016 in einem Asylbewerberheim in Uni-Nähe gewohnt. Er brachte seinen Sohn zur Schule, spielte selbst Fußball. Der Mann aus dem Irak ist der Sohn eines Polizisten. In Deutschland wollte er als Friseur arbeiten. (mit jop)