Bochum. Die Erzbahntrasse ist als Rad- und Wanderweg einzigartig im Ruhrgebiet. Auch die Sehenswürdigkeiten in ihrem Umfeld in Bochum sind super.
Die Erzbahntrasse ist ein starkes Stück Ruhrgebiet und beliebtes Freizeitziel zugleich. Zumal an den Wochenende wird die Route von Radlern und Fußgängern sehr gut angenommen. Kein Wunder: Sie führt über eine alte Güterbahnstrecke, und immer noch kann man entlang des Weges auch in Bochum viele Spuren der industriellen Vergangenheit finden. Auch abseits der Hauptstrecke gibt es allerhand zu entdecken. Die WAZ stellt in der Serie „Ferien vor der Haustür“ sechs lohnenswerte Abstecher vor.
Ausgangspunkt für eine Ruhrgebiets-Rundfahrt mit dem Rad
Die gesamte Erzbahn ist gut neun Kilometer lang und führt von Bochum über Wanne und Gelsenkirchen zum Rhein-Herne-Kanal. Von dort aus geht’s weiter zur Halde Hoheward, einem Super-Aussichtspunkt in Herten. Aber auch die Zeche Zollverein ist über die Erzbahn gut zu erreichen, an der Stadtgrenze zweigt die Kray-Wanner Strecke ab, über die man zum Weltkulturerbe nach Essen gelangt.
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Das Erzbahn-Stück in Bochum ist sechs Kilometer lang und endet an den Pfeilerbrücken an der Stadtgrenze Gelsenkirchen. Der Einstieg erfolgt am Besten im Westpark, der auch gleichzeitig die erste Sehenswürdigkeit am Wegesrand ist.
1 Westpark
Entstanden ist der „Park“ in der übrig gebliebenen Industriekulisse des ehemaligen Bochumer Vereins. Obwohl die meisten Gebäude des 1966 geschlossenen Hüttenwerks abgerissen sind, verweisen die Jahrhunderthalle, das Dampfgebläsehaus, die beiden Kühltürme und der markante Wasserturm auf die Zeit, in der der „Pulsschlag aus Stahl“ wie selbstverständlich zu Bochum gehörte. Man kann den terrassenartigen Westpark, der durch Brücken und Überführungen erschlossen ist, zu Fuß erwandern, oder mit dem Rad. So oder so, würde man an der nordwestlichen Ecke auskommen, wo sich die Auffahrt zur Trasse befindet.
2 Erzbahn-Schwinge
Auf die Piste gelangt man über die „Erzbahn-Schwinge“, eine doppelt gekrümmte Hängebrücke, die sich seit 2003 hoch über die Gahlensche Straße und die Eisenbahngleise spannt. Schwindelfrei sollte man sein, der Blick in die Tiefe ist nicht ohne. Die „Schwinge“ ist 130 Meter lang und führt in einer leichten Kurve vom alten Stahlwerksgelände weg auf die ehemalige Güterbahn. Deren Strecke kreuzt als nächstes die stark befahrene A 40 in Höhe des Westkreuzes - ein spektakulärer Ausblick, wie es ihn nur im Ruhrgebiet gibt. Sogar Sitzgelegenheiten sind hier aufgestellt!
3 Zeche Carolinenglück
Nach Querung des Ruhrschnellweges kommt der Weg an der Zeche Carolinenglück vorbei, die mittels einer Seilbahn die Kokskohle für den Bochumer Verein lieferte. Über Schacht 2 steht ein um 1856 errichteter Malakow-Turm, einer von nur neun im gesamten Revier verbliebene Türmen dieser Art. Über Schacht 3 thront ein Deutsches Strebengerüste von 1912. Der Schacht Carolinenglück wird noch befahren und dient der zentralen Wasserhaltung. Von der Erzbahntrasse kann man den Betrieb beobachten. Gleich nebenan haben sich Industriebetriebe (Bochumer Verzinkerei, Schrottplatz) angesiedelt. auch hier gibt’s durch den Zaun immer viel zu gucken.
4 Zeche Hannover
Bald erreicht man den Stadtteil Hordel, hier warten zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie man sie nur im Ruhrpott findet. Etwas abseits der Erzbahntrasse und durch einen Verbindungsweg bequem erreichbar, liegt die Zeche Hannover. Bochums letztes Bergwerk, Betriebsende 1973, beherbergt heute das Industriemuseum Hannover; hier kann man z.B. eine originale Dampffördermaschie bewundern. Sehr imposant sind der riesige Malakowturm und das alte Betriebsgebäude. Gleich nebenan liegt die schön renovierte Zechenkolonie Dahlhauser Heide (Kappskolonie), etwas weiter nördlich die frühe, ebenfalls gut aufgeputzte Arbeitersiedlung Am Rübenkamp. Hier wird der Spaziergang zur Zeitreise.
5 Halde Königsgrube
Kaum bekannt ist der Park, der etwas nördlich der Zeche Hannover auf Herner Stadtgebiet liegt (Hordeler Straße). Die Zeche Königsgrube (Betriebsende 1961) prägte den Ortsteil Röhlinghausen nicht nur wirtschaftlich. Auf dem Zechengelände, auf dem keine Überreste des Bergwerks mehr zu finden sind, ist rund um die Abraumhalde ein grüner Park gewachsen. Hier ist wenig los, ein guter Ort zum Abschalten. Direkt nebenan liegt die Kolonie Königsgrube mit hübsch aufgeputzten Bergarbeiterhäusern.
Hart an der Stadtgrenze Wattenscheid/Röhlinghausen entlang läuft die Erzbahn auf die letzte Station unseres Wegstückes zu: die Pfeilerbrücke, schon auf Gelsenkirchener Gebiet.
6 Pfeilerbrücke
Dieser Teil der Erzbahntrasse zählt zu den besonders eindrucksvoller Abschnitten: die Pfeilerbrücke überspannt auf mehr als 500 Metern Güterbahngleise und Straßen - in 14 Metern Höhe! Die über 20 Brücken-Felde bestehen aus genieteten Kastenprofilen, an denen heute Geländer angebracht sind. Das Bauwerk selbst ist eine Attraktion, und man sollte unbedingt eine der Abfahrten nutzen, um sich das technische Gebilde auch von unten, also von Straßenhöhe aus anzusehen. Sehr imposant!
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Vor der Einfahrt auf die Pfeilerbrücken zweigt nach links die Verbindungsbahn nach Essen ab, über die man u.a. die Zeche Zollverein erreicht. Die Kreuzung ist ein beliebter Treff- und Rastpunkt, seit hier „Holger’s Erzbahnbude“ eröffnet hat: ein Mini-Kiosk, wo’s Eis, Snacks und kalte Getränke gibt. Bänke laden zum Verweilen ein, bevor es auf spannenden Wegen weiter durchs Ruhrgebiet geht.