Bochum. . Mit dem Umbau der Wasserhaltung im Bereich Carolinenglück bereitet sich die RAG auf den Kohlenausstieg vor. Grubenwasserspiegel steigt an.
- Große Investition auf der Zeche Carolinenglück wird gerade umgesetzt
- Größte Menge des Bochumer Grubenwassers fließt in die Ruhr
- Tauchpumpen ersetzen in Zukunft die herkömmliche Wasserhaltung
Die RAG bereitet sich auf die Zeit nach dem Ende des Kohlenabbaus vor. Bochum mit seinen derzeit noch drei Wasserhaltungen an den ehemaligen Zechen Carolinenglück, Friedlicher Nachbar und Robert Müser nimmt dabei eine Schlüsselstellung ein. Derzeit laufen die Arbeiten zur Umstellung der Grubenwasserförderung im Bereich Carolinenglück auf Hochtouren. Rund 7,5 Millionen Euro nimmt das Unternehmen allein an diesem Standort in die Hand.
„Wir haben hier eine besondere hydrologische Situation. Daher mussten wir bereits jetzt auf eine Förderung des Grubenwassers mit Tauchpumpen umstellen“, erläutert Markus Roth, RAG-Bereichsleiter Grubenwasserhaltung. Es habe ein gefährlicher Wassereinbruch gedroht, weil das Wasserniveau unter Tage über dem Streckenniveau liegt.
Besondere Situation auf Carolinenglück
Ursprünglich arbeiteten die Pumpen in einer Tiefe – von Teufe spricht der Bergmann – von rund 1000 Metern. Jetzt hängt in dem Schacht eine moderne elektrische Kreiselpumpe. Sie pumpt das Wasser jetzt aus 780 Metern an die Oberfläche. Im Innern des historischen Malakowturms über Schacht 2 ist zu sehen wie das Prinzip funktioniert. In einem Hüllrohr hängt die Tauchmotorkreiselpumpe. Sie kann zur Wartung oder Reparatur jederzeit nach oben gezogen werden.
Ohne das Tageslicht zu sehen, wird das Wasser von Hamme aus über eine rund 8,5 Kilometer lange Rohrleitung direkt in die Emscher geführt. Im Jahr 2015 waren das rund 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser. Die Pumpen von Friedlicher Nachbar und Robert Müser „förderten“ in diesem Zeitraum insgesamt 14,3 Millionen Kubikmeter.
Voraussichtlich im Jahr 2019 soll der Standort Carolinenglück als reiner Sicherungsstandort dienen. Für den Fall, dass an anderer Stelle die Pumpen versagen. „Wir halten in jedem Fall einen Abstand von 150 Metern zwischen dem Niveau des Grubenwassers und dem Grundwasser“, erläutert Daniel Kaping, der bei der RAG für den Umweltschutz zuständig ist.
Strebengerüst unter Denkmalschutz
Im Bereich des Schachtes 2, über dem sich das unter Denkmalschutz stehende Strebengerüst aus dem Jahr 1913 erhebt, sind Bergleute unter schwierigen Bedingungen dabei, den Schacht zu verfüllen. „Wir werden hier künftig kein offenes Grubengebäude mehr haben“, so Jörg Küsters von der RAG-Abteilung Grubenwasserbetrieb. Dies sei notwendig, damit die Anlage aus der Bergaufsicht genommen werden könne.
Künftig wird in Bochum an zwei Stellen gepumpt
Von den derzeit noch drei durch die RAG betriebenen Wasserhaltungen in Bochum bleiben nach 2019 nur die Anlagen Robert Müser und Friedlicher Nachbar in Betrieb. Unterhalb der ehemaligen Zeche Friedlicher Nachbar sollen dann die Pumpen rund 260 Meter unter der Erdoberfläche das Grubenwasser nach oben pumpen. Die Fachleute der RAG haben berechnet, dass dort pro Jahr künftig rund acht Millionen Kubikmeter gefördert und direkt in die Ruhr eingeleitet werden. In Werne am Arnoldschacht werden von der ehemaligen Zeche Robert Müser dann rund elf Millionen Kubikmeter nach oben gepumpt und in die Harpener Teiche eingeleitet. Dort hängen künftig die Pumpen in einer Tiefe von 560 Metern.
Dort gibt es die Besonderheit, dass dort in einem Gemeinschaftsprojekt vorn RAG und Stadtwerken über einen Wärmetauscher seit 2012 zwei Schulen und die Hauptfeuerwache mit Grubenwasser beheizt werden. Über einen Ausbau des Projektes wird derzeit jedoch nicht nachgedacht.
Wenn in zwei Jahren die Pumpen unter der Zeche Carolinenglück abgeschaltet werden und die Anlage nur noch für Notfälle bereit gehalten wird, soll das Wasser unter Tage weitergeleitet werden. „Das funktioniert etwa nach dem Prinzip einer überlaufenden Badewanne“, so Bereichsleiter Markus Roth. Da das Ruhrgebiet durch den Bergbau durchsiebt ist wie ein Schweizer Käse, gibt es unzählige Verbindungen. Bis zur ehemaligen Zeche Lohberg in Dinslaken fließt das Grubenwasser. Dort wird es dann nach oben gepumpt. Mit einer geplanten Pumpleistung von 35 Millionen Kubikmeter wäre es der größte Wasserhaltungsstandort im Ruhrgebiet.
Umweltschutz hat hohe Priorität
Immer wieder ist die Ruhrkohle konfrontiert mit Fragen zum Umweltschutz. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Aspekte, die es dabei zu berücksichtigen gibt.
In den letzten Jahren wurde besonders die Belastung des Grubenwassers mit PCB lebhaft diskutiert. Die Umweltschutzorganisation BUND hatte sogar eine Strafanzeige gegen die RAG erstattet und sprach von unbefugter Gewässerverunreinigung. Dieses Verfahren hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile eingestellt. PCB wurde früher als schwer entzündliche Hydraulikflüssigkeiten eingesetzt. Als jedoch die Gesundheitsbedenken bekannt wurde, stoppte der Konzern dies.
Weitere Gefahren gehen von Belastungen durch Altlasten ehemaliger Übertageanlagen, etwa Kokereien und Phenolfabriken aus. Hier gibt es umfangreiche Monitoringprogrogramme. Außerdem wird in Kürze mit dem Ergebnis eines Gutachtens gerechnet, das auflistet, welche belastende Stoffe und vor allem wieviel davon sich noch in den Untertage-Einrichtungen befinden.