Bochum-Wattenscheid. Der Landesbetrieb Straßen hat mit der Gestaltung der Brache an der A 40 im Bochumer Westen begonnen. Anpflanzungen werten das Gelände massiv auf.

Eine ungewöhnliche Verwandlung, und das fast in aller Stille, geschieht auf dem 3200 Quadratmeter großen, eher unscheinbaren Flecken Erde direkt am Autobahndreieck Bochum-West. Wo auf dem Dreieck der Wattenscheider Straße mit der Hansastraße erst Pläne für den Bau eines Autohofes mit Tankstelle und Schnellimbiss reiften, dann die Idee eines Auenwaldes am Wattenscheider und Kabeisemannsbachs entstand, bekommt nun das Projekt „Nachbarin Natur“ seine große Chance: Das kleine, grüne Idyll kann und soll sich in und wegen seiner einzigartigen Lage entwickeln.

Bernd Rehfäuter, Ingenieur für Landespflege der Regionalniederlassung Ruhr/ Bochum beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, kann das Projekt derzeit lediglich aus dem Home-Office heraus begleiten. Aber er berichtet zufrieden, dass der Auftrag zur Herrichtung der Kompensationsfläche für die Straßenbauarbeiten am Westkreuz einer renommierten Fachfirma aus Hamm Anfang Dezember 2019 erteilt worden ist.

4750 Jungpflanzen, davon 3950 Bäume

„Er umfasst für diesen Auftragsteil am Dreieck Bochum-West die Lieferung, Pflanzung und Pflege für drei Jahre von insgesamt 4750 Jungpflanzen. Pflanzerde, Kompost und Wieseneinsaat kommen dazu. Bei den Gehölzen handelt es sich um 800 Sträucher und 3950 Bäume. Der größte Anteil der Bäume sind Traubeneichen, dazu werden Hainbuchen, aber auch Linden und Spitzahorn, Birken und Ebereschen eingesetzt, alles auch heimischer Anzucht. Die Sträucher, wie Haselnüsse, Hartriegel, Wildrose und Holunder sind für die Randbepflanzung vorgesehen.

„Im zentralen Bereich der Fläche ist eine Wiese mit einem Durchmesser von gut 60 Metern Durchmesser berücksichtigt. Bei gutem Wetter im August oder September soll das Saatgut ausgebracht werden. Der Zeitraum wurde so spät ins Auge gefasst, weil durch die immer häufiger auftretende Frühjahrs-Trockenheit ein gutes Anwuchsergebnis nicht immer möglich wäre. Die Saatgutmischung „Westdeutsches Tiefland“ soll einen Kräuteranteil von einem Drittel enthalten. Die Wiese soll durch Reisigwälle, in denen Kleintiere und Vögel Unterschlupf finden können, von der Aufforstung abgegrenzt werden.

Boden ist sehr mager

Die Pflanzbereiche wurden beim Ausbau des Westkreuzes und der Verlegung der Wattenscheider Straße/Hansastraße für die Zwischenlagerung des Aushubs, der Materialien und als Stellfläche für die Baufahrzeuge genutzt. Deshalb waren sie unter anderem mit vielen größeren Steinen und schwer verrottbaren Pflanzenteilen durchsetzt und vor allem sehr stark verdichtet. Der Boden ist an vielen Stellen sehr mager geworden. Daher waren die großzügige Lockerung der Fläche, eine zusätzliche Decke mit Kulturboden und Kompost, vor den eigentlichen Pflanzarbeiten nötig.

Ausgleich beim Ausbau von A 40 und A 43

Im Autobahnkreuz Bochum treffen für den Landesbetrieb Straßen NRW zwei Bauprojekte aufeinander: Die A43 wird von Marl-Sinsen bis Witten-Heven sechsspurig ausgebaut. Parallel soll auch die A40 zwischen dem Kreuz Bochum-West und dem Kreuz Dortmund-West auf drei Spuren pro Fahrtrichtung erweitert werden. Daher werden die Arbeiten im Kreuz Bochum zusammengelegt, um Autofahrer und Anlieger zu entlasten.

Das Planfeststellungsverfahren ist in der Vorbereitungsphase und soll voraussichtlich 2022 beginnen. Die Bauarbeiten sollen dann 2025 beginnen. Da die Erweiterung der A 40 erst nachträglich beschlossen wurde, existierte bereits eine Planung für den Ausbau der A 43, auf deren Basis nun eine Neuplanung vorgenommen wird. Denn durch den parallelen Ausbau der A 40 erhofft sich die Behörde größere Flexibilität bei der Gestaltung des neuen Kreuzes.

Im Stadtgebiet Bochum führt der Ausbau der A 43 an vielen Naherholungsgebieten vorbei, die Mensch und Tier gleichermaßen als Rückzugsraum dienen. Entsprechend soll hier der Umweltschutz an der Strecke besondere Bedeutung genießen. Zillertal, Oelbach und Ümminger See sollen möglichst wenig beeinträchtigt werden.

Insgesamt sind etwa 51 Hektar nördlich und 31 Hektar südlich des Autobahnkreuzes Bochum für Gestaltungs- und Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen. Hierdurch soll die A 43 eingegrünt und mit neu gepflanzten Feldgehölzen und Mähwiesen vielen Arten Lebensraum bieten.

„Wir hatten Bedenken wegen einer möglichen Frühjahrstrockenheit, die sich leider wieder bewahrheitet hat. Laut Vertrag sollten die Pflanzarbeiten einschließlich aller Nebenarbeiten bis zum Ende Februar abzuschließen gewesen. Bedauerlicherweise war der Firma jedoch eine Bearbeitung der Fläche dann aber wegen der zu großen Regenmenge im Februar nicht möglich. Durch die Notwendigkeit, zunächst eine gewisse Trocknung des Bodens vor einer weiteren Bearbeitung abwarten zu müssen, hat sich die Ausführung der Anpflanzung verzögert. Wegen der Wetterentwicklung hatte es dann jetzt aber die höchste Priorität, die Gehölze schnellstmöglich in die Erde zu bringen“, beschreibt Rehfäuter.

Maßnahme bis Oktober 2022

Einschließlich aller Pflegearbeiten wird der Auftrag des Landesbetriebs an die Landschaftsbau-Firma noch bis Oktober 2022 laufen. Im Herbst dieses Jahres wird das Anwuchsergebnis dann noch einmal in Augenschein genommen, abgestorbene, nicht angewachsene Gehölze werden dann noch ersetzt werden.

„Die Vegetation soll weitgehend erhalten werden, sich nach und nach weiterentwickeln und nur in Teilbereichen zweimal pro Jahr gemäht werden.“ Als Abschirmung der Fläche zum Fuß-/Radweg parallel zu den Straßenbahnschienen könnte eine heimische Heckenart gepflanzt werden.

Kontakte zum Netzwerk Westend

Mit dem Netzwerk Westend hat die Anwohner-Initiative schon Kontakte geknüpft. Möglichst bald soll ein Pflanz- und Pflegevertrag mit einem Verein oder einer Initiative dazu abgeschlossen werden, um Ansprechpartner vor Ort zu haben. Dazu könnte ein neuer Verein gegründet oder ein schon bestehender angesprochen werden.

„Im Moment ist natürlich alles etwas schwierig“, schildert Anna Gregorowicz für das Nachbarschafts-Projekt, „wir können gerade nur mitplanen und koordinieren“. Möglich werden sollen Führungen und Workshops zur Naturbeobachtung etwa für Schulklassen auf der künftigen Wildblumenwiese. Aber sie freut sich auf die nahe Zukunft, „wenn es hier wieder losgehen kann und vor allem darf“ mit möglichst vielen Unterstützern und „Schutzengeln“.

Nähere Informationen gibt sie unter 0172 5313131 und unter AnGre@mail.de.