Bochum-Stiepel. Die Bauarbeiten am Haarmannsbusch in Bochum-Stiepel schreiten schnell voran – zu schnell für die Stadt. Vor Ort sorgt das für ein Verkehrschaos.

Dass Baustellen länger dauern, weil irgendwas zu Verzögerungen geführt hat, kennen viele. Passiert fast immer. Aber dass auch Probleme entstehen können, wenn zu schnell gearbeitet wird? Das ist dann doch eher ungewöhnlich. So geschehen allerdings auf der Baustelle entlang der Straße Im Haarmannsbusch in Bochum-Stiepel. Weil die ausführende Baufirma fixer unterwegs war als von der Stadt Bochum erwartet, sorgte das im Rathaus für Probleme – und vor Ort für ein Verkehrschaos.

Baufirma arbeitet zu schnell – Stadt Bochum kommt mit Planung nicht hinterher

Denn in den vergangenen Tagen wusste im Haarmannsbusch niemand mehr so recht, auf welchem Weg man das Wohnviertel verlassen und wieder ansteuern kann. Seit Montag ist die Straße zwischen Königsallee und Surkenstraße plötzlich an zwei Stellen gleichzeitig voll gesperrt. Auf der einen Seite wird ein Kanal gebaut, auf der anderen die Straße erneuert. Wer dazwischen wohnt, kam jetzt ins Schwitzen. Denn die beiden übrig gebliebenen „Auswege“ – Im Königsbusch und Baumhofstraße – dürfen nur von den Anwohnern dort befahren werden.

Eine Baustelle versperrt die Durchfahrt der Straße Im Haarmannsbusch in Bochum-Stiepel. Anwohner müssen sich zu Fuß vorbeiquetschen.
Eine Baustelle versperrt die Durchfahrt der Straße Im Haarmannsbusch in Bochum-Stiepel. Anwohner müssen sich zu Fuß vorbeiquetschen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Die Bochumer Anwohner Wilfried Stemmann und Jörg Bellenbaum haben es immer irgendwie hinbekommen. Mal an den Baggern vorbei zur Surkenstraße, mal über die „verbotenen Wege“, „Doch alle zwei Stunden ändert sich hier die Situation“, wünscht sich Stemmann eine klare Lösung. Er und Bellenbaum verweisen zudem auf mögliche Notfälle hin: „Wie sollen Rettungsfahrzeuge zu ihrem Einsatzort gelangen?“

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Auf der für Begegnungsverkehr viel zu schmalen Straße Im Königsbusch spielten sich zuletzt abenteuerliche Szenen ab. „Das reinste Chaos“, schildert Jörg Bellenbaum seine Beobachtungen. Höhepunkt war am Mittwochmittag das Aufeinandertreffen eines Sattelschleppers und eines Pkws. Da der Brummi unerlaubt den Bochumer Königsbusch befuhr, versperrte der Autofahrer ihm den Weg – und rief die Polizei. Folge: Der Weg war für mehr als eine halbe Stunde blockiert.

Verkehrschaos: Stadt Bochum macht zwei Verbindungswege übergangsweise zu Einbahnstraßen

Die Stadt Bochum hat nun reagiert, um solche Situationen ab sofort gar nicht erst entstehen zu lassen. Ab diesem Donnerstag, 18. Juni, gilt folgende Regelung: Zu ihren Häusern und Wohnungen gelangen Anwohner vom Haarmannsbusch über die Baumhofstraße, raus aus dem Wohngebiet geht es über Im Königsbusch. Beide Straßen werden für die Zeit der beidseitigen Vollsperrung im Haarmannsbusch zu Einbahnstraßen. „Das ist mit den direkten Anwohnern mündlich abgesprochen“, teilt Christoph Matten vom Tiefbauamt auf WAZ-Anfrage mit.

Dass diese Regelung nicht schon von Anfang griff, hat einen einfachen Grund: Die Stadt wurde vom Tempo der Bauarbeiter überrascht. Dass die Arbeiten an den Versorgungsleitungen zwischen Unterm Kolm und Im Königsbusch, die bei einer halbseitigen Sperrung der Straße durchgeführt wurden, so schnell beendet waren, dass die Baufirma am Montag, 15. Juni, sogleich damit begonnen hat, die gesamte Fahrbahn wegzubaggern, um diese komplett zu erneuern – damit hatte im Rathaus niemand gerechnet.

Stadt Bochum ist überrascht: Bauarbeiter waren „wirklich außergewöhnlich schnell“

„Wir hatten gedacht, bis es so weit ist, sei die Kanalbaustelle auf der anderen Seite so weit fertig, dass der Verkehr über die Surkenstraße fließen kann“, räumt Christoph Matten ein. Doch die Baufirma habe scheinbar „hochmotiviert angefangen, um schnell fertig zu werden“. Das an sich sei ja prima. „Deshalb sind wir auch grundsätzlich so zufrieden mit der Baufirma“, sagt Matten. Doch in diesem Fall seien die Arbeiten an den Versorgungsleitungen „wirklich außergewöhnlich schnell gewesen“.

So schnell, dass noch nicht einmal eine Genehmigung für die Vollsperrung erteilt worden sei. „Diese hatten wir aber im Vorfeld für den nächsten Schritt in Aussicht gestellt und diese nun nachträglich erteilt“, will Matten niemandem einen Vorwurf machen. Das Kind sei ja jetzt eh in den Brunnen gefallen, sprich: die Straße aufgerissen. „Also haben wir uns schnellstmöglich um besagte Lösung bemüht.“

Viel Kritik schon im Vorfeld

Die aktuellen Baumaßnahmen zählen zum zweiten Teil der Rundumsanierung der Straße Im Haarmannsbusch. Nach dem bereits fertiggestellten ersten Abschnitt zwischen Königsallee und Unterm Kolm ist nun das Reststück dran.

Im Vorfeld hagelte es viel Kritik: Die Bauarbeiten hatten sich zeitlich um drei Jahre verzögert und wurden dadurch deutlich teurer: 1,4 Millionen statt 800.000 Euro. Was die Anwohner, die an den Kosten prozentual beteiligt werden, natürlich ärgert.

Für mit der Baustelle in Verbindung zu bringende Schäden an der bestehenden Infrastruktur (z.B. kaputte Bordsteine) müssten die Anwohner indes nicht haften, versichert Christoph Matten. „Das sind Unterhaltungsarbeiten, die werden nicht umgelegt.“

Der Baustellenverkehr, der laut Matten „fälschlicherweise“ über Im Königsbusch gefahren ist, soll dies nur noch in Ausnahmefällen dürfen. Ansonsten gelte es, die Baustellen über die Königsallee bzw. die Surkenstraße anzufahren und zu verlassen. Um das Tempo auf Baumhofstraße und Im Königsbusch niedrig zu halten, würden Kunststoffschwellen eingebaut.

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Das Baufeld zwischen Unterm Kolm und Im Königsbusch sei inzwischen eingeschottert, so dass es von den unmittelbaren Anwohnern jeweils nach Feierabend der Bauarbeiter befahren werden könne. „Allerdings auf eigene Gefahr“, betont Christoph Matten. Für Rettungsfahrzeuge, beruhigt er, sei alles geregelt: „Wir haben auch alle Einsatzkräfte über die aktuelle Situation informiert.“

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