Bochum-Stiepel. Anwohner vom Haarmannsbusch in Stiepel machen mobil. Sie klagen: Seit die Haarstraße verkehrsberuhigt wurde, fahren mehr Autos bei ihnen durch.

Der Saal im Klosterhof ist rappelvoll. Gut 100 Anwohner der Straße Im Haarmannsbusch sind gekommen, um zu beraten, wie es weitergeht. So wie jetzt und in den letzten Monaten jedenfalls nicht, da sind sich alle einig. Denn seit die Haarstraße weiter oberhalb verkehrsberuhigt wurde, ist ihre Nebenstraße zu einer beliebten Ausweichstrecke geworden.

Ein Schild weist auf die Anliegerstraße Im Haarmannsbusch hin. Es wird aber oft missachtet. Im Hintergrund
Ein Schild weist auf die Anliegerstraße Im Haarmannsbusch hin. Es wird aber oft missachtet. Im Hintergrund © Dietmar Wäsche

Und das können die Anwohner auch mit Zahlen belegen. Zweimal hat die Polizei das Verkehrsaufkommen eine Woche lang erfasst – vor und nach den Änderungen an der Haarstraße. Waren es zuvor 10 668 Fahrzeuge, die den Haarmannsbusch durchquert haben, stiegt die Zahl später auf 13 345. Und das, obwohl die Straße von der Königsallee aus klar als Anliegerstraße gekennzeichnet ist.

Kinder spielen kaum noch auf der Straße

Mit selbst gestalteten Plakaten wollen die Anwohner die Autofahrer darauf noch einmal gesondert hinweisen. „Sind Sie Anlieger?“ steht auf den knallroten Pappschildern mit Ausrufezeichen, „Das ist eine Anliegerstraße“ und „Hier laufen Kinder“. Spielen tun Letztere auf der Straße kaum noch. „Viel zu gefährlich“, sagt ein Familienvater. „Es wird ja auch ordentlich auf die Tube gedrückt.“

Spitzenwert, von der Polizei gemessen: 93 Km/h. 37 Prozent der im zweiten Zeitraum erfassten Autofahrer sind laut Polizei zu schnell gefahren. „Kürzlich wurde ein Fuchs totgefahren“, berichtet eine Mutter. „Das nächste Mal ist es vielleicht ein Kind.“

Aufbegehren der Anwohner zeigt erste Wirkung

Die Anwohner machen noch auf andere Art und Weise auf sich aufmerksam. Viele von ihnen haben Beschwerdebriefe verfasst, in denen sie auf die Zustände vor ihrer Haustür hinweisen, und sie an Verwaltung, Polizei und Politik geschickt. Der Protest zeigt bereits Wirkung. So wird in letzter Zeit verstärkt geblitzt.

Wichtig ist ihnen allerdings vor allem, Einfluss auf das noch ausstehende Verkehrskonzept für Stiepel nehmen zu können. Während von OB Thomas Eiskirch eine Antwort noch ausstehe, habe Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) mitgeteilt, dass eine darin einfließende Machbarkeitsstudie wohl erst im ersten Quartal 2018 vorliegen werde.

Bereits im März hatte die Stadtverwaltung diesbezüglich um Geduld gebeten. Man wolle erst das Ende der Baustelle auf der Kosterstraße (für Sommer geplant) abwarten, um dann bei Messungen realistische Werte über das Verkehrsaufkommen auf den Stiepeler Straßen zu bekommen.

Umleitung führt zu mehr Verkehr in umliegenden Straßen

Seit die Haarstraße (rot) nur bedingt befahrbar ist, sucht sich der Verkehr andere Wege – unter anderem über Surkenstraße und Im Haarmannsbusch.  
Seit die Haarstraße (rot) nur bedingt befahrbar ist, sucht sich der Verkehr andere Wege – unter anderem über Surkenstraße und Im Haarmannsbusch.   © Sarah Dembski

Auf der Haarstraße ist inzwischen deutlich weniger los. Im Juli letzten Jahres wurde dort die Verkehrsführung verändert, um einen Rechtsstreit mit einem Eigentümer zu beenden. Weil dieser einen Pachtvertrag mit der Stadt gekündigt hatte, blieb an der schmalsten Stelle der Haarstraße nur eine Breite von 4,15 Metern übrig – laut Stadt zu wenig für Begegnungsverkehr.

Also wurde die Haarstraße aus Richtung Königsallee zur Sackgasse und von der Surkenstraße kommend zur Einbahnstraße. Sehr zum Ärger der Anwohner umliegender Straßen, die nun über mehr Verkehr klagen – wie auch am Haarmannsbusch.