Bochum-Stiepel. Anwohner der Surkenstraße in Bochum-Stiepel klagen über zu viel und zu schnellen Verkehr. Die Stadt hat geprüft – und bekam überraschende Zahlen.

Die Verkehrssituation vor Ort wird in Bochum-Stiepel derzeit heiß diskutiert. Ausgelöst durch den WAZ-Artikel über die Surkenstraße, in dem Anwohner klagen, dass vor ihren Haustüren zu viel und zu schnell gefahren werde. Auch wenn die Stadtverwaltung den Wünschen der Anlieger (Tempo 30, Parkverbot auf der Straße) nicht nachkommen mag bzw. kann – die Surkenstraße hat man im Rathaus durchaus im Blick. Und so kam es im November zu einer fünftägigen Verkehrsmessung, deren Ergebnis nun vorliegt. Es sind Zahlen, die durchaus überraschen.

Verkehrsmessung auf der Surkenstraße in Bochum-Stiepel liefert spannendes Ergebnis

„Diese Messung ist auf eigenen Anrieb geschehen, als Reaktion auf Anwohnerbeschwerden und Anregungen aus der Bezirksvertretung Süd“, sagt Stadt-Sprecher Thomas Sprenger. Es handele sich allerdings um keine hochoffizielle Verkehrszählung. Die Kollegen hätten ein Seitenradargerät an der Surkenstraße positioniert und sowohl die Anzahl der passierenden Autos als auch deren Geschwindigkeit gemessen.

Das Ergebnis verblüfft auch Thomas Sprenger selbst: „Es ist überraschend normal.“ Im Schnitt sind demnach pro Tag 5400 Autos über die Surkenstraße gefahren – in beide Richtungen. „Ausgelegt ist die Straße auf bis zu 10.000 Fahrzeuge pro Tag“, erklärt Sprenger zur Einordnung dieses Wertes. Das Ergebnis deckt sich laut Sprenger mit dem Ergebnis einer Verkehrszählung in 2017. „Damals lag die Zahl bei 4900 bis 6200 Autos in 24 Stunden.“

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Interessant ist auch die Auswertung der jeweiligen Geschwindigkeiten. Fazit: Die allermeisten Verkehrsteilnehmer fahren 45 Km/h, laut Messung 85 Prozent der erfassten Fahrzeuge. Die Höchstgeschwindigkeit, die das Seitenradargerät festgestellt hat, lag bei 74 Km/h. „Von einem Fahrzeug“, fügt Thomas Sprenger an.

Die Aussagekraft der Messergebnisse wird zusätzlich verstärkt durch den Zeitraum, in dem gemessen wurde. Es war die Woche vom 18. bis 22. November, Montag bis Freitag, und in dieser Zeit rund um die Uhr. Eine ganz normale Woche also, zudem keine Urlaubszeit.

Die Stadtverwaltung will die Eindrücke der Anwohner damit nicht ad absurdum geführt wissen. „Wir haben einen großen Respekt vor der Diskrepanz zwischen solchen Daten und dem persönlichem Empfinden“, stellt Thomas Sprenger klar. „Dass sich die Situation auf der Surkenstraße laut Messung unauffällig darstellt, hat nichts mit der subjektiven Wahrnehmung zu tun.“

Stadt stellt für 14 Tage eine Geschwindigkeitstafel auf

Deshalb ist für die Stadt die Sache damit auch nicht erledigt. „Vor ein paar Tagen haben wir an der Surkenstraße eine Geschwindigkeitstafel aufgestellt“, teilt Thomas Sprenger mit. Insgesamt zwei Wochen werde sie dort stehen. Ob irgendwann auch auf Dauer Verkehrsteilnehmern ihre aktuelle Geschwindigkeit beim Passieren an einer Tafel angezeigt wird, ist damit nicht gesagt. „Wir prüfen derzeit mehrere Standorte im Stadtgebiet, die perspektivisch für eine fest installierte Geschwindigkeitstafel in Frage kommen. Um etwas über die Chancen der Surkenstraße zu sagen, ist es aber noch zu früh.“

Stadt lehnt Parkverbot ab

Tempo 30, ein Parkverbot auf der Straße, Radarkontrollen – damit könne man die Situation auf der Surkenstraße beruhigen, finden die Anwohner. Die Stadt ist da anderer Ansicht.

Ein Parkverbot kurz vor der Senke würde Verkehrsteilnehmer eher noch dazu verleiten, schneller zu fahren, heißt es aus dem Rathaus. Tempo 30 sei nicht machbar, weil die Surkenstraße Bestandteil des gesamtstädtisch festgelegten Vorbehaltsstraßennetzes sei. Kommt noch hinzu, dass laut aktueller Verkehrsmessung sicherlich kein Anlass zu vermehrten Radarkontrollen besteht.

So eine Geschwindigkeitstafel hätten sie auch anderswo in Stiepel sicher gern. Etwa auf der Kemnader Straße. Dort, im Ortskern, gilt immerhin Tempo 30. Leider würden sich nur wenige daran halten, klagt ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen möchte. Auch hier habe der Verkehr zugenommen, seit er auf anderen Strecken „ausgesperrt“ sei – gemeint sind die Haarstraße (Sackgasse in Richtung Uni, Einbahnstraße in Richtung Königsallee) und Haarmannsbusch (Anliegerstraße).

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Emil Loos, früherer SPD-Bezirksvertreter in den 70er und 80er Jahren, fordert wie viele andere Stiepeler auch, die Haarstraße wieder in beide Richtung befahren zu lassen und dafür auszubauen. Allein, weil Rettungsfahrzeuge aktuell nur über Umwege zu ihren Einsatzorten kämen. Hoffnungsfroh klingt der 83-Jährige allerdings nicht: „Wir haben schon früher mehrfach versucht, einen Verkehrswegeplan für Stiepel auf den Weg zu bringen . . .“

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