Bochum. Der SPD-Mann und Gewerkschafter Fritz Husemann wurde Opfer des Nationalsozialismus. Vor 85 Jahren starb der Bochumer im KZ Esterwegen.
In diesen Tagen gedenkt das Ruhrgebiet Fritz Husemanns. Vor 85 Jahren war der Bochumer SPD-Politiker und Gewerkschafter im Konzentrationslager KZ Esterwegen/Emsland umgekommen.
„Auf der Flucht erschossen“, hieß es, aber es gilt als sicher, dass es sich vielmehr um die Ermordung des unliebsamen Gewerkschafters durch Schergen des NS-Regimes handelte. Husemann war als SPD-Mann, langjähriger Reichstagsabgeordneter und streitbarer Vorsitzender der Bergarbeiter-Gewerkschaft im Ruhrgebiet eine politische Größe, die den Hass der Nationalsozialisten auf sich zog.
Im März 1933 erstmals verhaftet
Bereits wenige Wochen nach deren „Machtergreifung“ war Husemann mit anderen Bochumer Sozialdemokraten am 11. März 1933 vorübergehend verhaftet und am 2. Mai 1933 nach der Besetzung des „Hauses des Bergarbeiterverbands“ fristlos entlassen. Bis zum 3. Juli 1933 wurde er mehrfach inhaftiert und durch die Polizei verhört.
Obwohl ihm der amerikanische Bergarbeiterverband zur Emigration riet, lehnte er diese ab. Er hielt illegal Gewerkschaftskontakte aufrecht und vertrat (erfolglos) in Prozessen entlassene Angestellte des Bergarbeiterverbands.
Im Polizeigebäude Uhlandstraße verhört
Am 18. März 1935 verklagte er die NS-Organisation „Deutsche Arbeitsfront“ auf Entschädigungszahlungen. Daraufhin wurde Husemann am gleichen Tag erneut im Polizeigefängnis an der Uhlandstraße inhaftiert und am 13. April 1935 in das KZ Esterwegen überführt. Bereits einen Tag nach seiner Einlieferung schoss ihm die Wachmannschaft bei einem angeblichen Fluchtversuch in den Bauch. Er starb am nächsten Tag, 15. März 1935, an einer Bauchfellentzündung im Kreiskrankenhaus Sögel/Ems.
Ehrung erfolgte erst nach 1945
Wie geschätzt der 1873 in Leopoldstal (Lippe) geborene Arbeiterführer war, bewies die Urnenbeisetzung in Bochum am 26. April 1935: Über 1000 Menschen hatten sich versammelt - eine stille Demonstration gegen das NS-Regime im Sinne des Nachrufs in der Bergarbeiter-Internationale: „Genosse Husemann, die Arbeiter grüßen Deine tapfere Seele. Der Geist Deiner Arbeit wird weiterleben!“ Bis heute kann das Ehrengrab Husemanns auf dem Zentralfriedhof Freigrafendamm in Altenbochum besucht werden. Regelmäßig finden dort Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen statt.
Husemannplatz und Husemann-Haus in Bochum
Die Ermordung Fritz Husemanns wurde aus angeblicher „Beweisnot“ niemals aufgeklärt. Auch nach 1945 konnte kein Schuldiger ermittelt werden. Gleichwohl wurden seine Persönlichkeit und seine Verdienste um die Arbeiterschaft des Ruhrgebiets geehrt: In vielen Städten sind Straßen, Gewerkschafts- und Jugendhäuser nach ihm benannt, in seiner Heimatstadt Bochum tragen ein zentraler Innenstadtplatz (dort gibt es auch eine Gedenktafel) und das ehemalige Gewerkschaftshaus im Ehrenfeld seinen Namen.
SPD-Chef erinnert an seinen Vorgänger
Die Bochumer Sozialdemokratie hält das Andenken ebenfalls aufrecht. Zum 85. Todestag erinnert der SPD-Vorsitzende Karsten Rudolph an seinen Vorgänger: „Fritz Husemann war in der Arbeiterbewegung verwurzelt und hat entscheidend daran mitgewirkt, sie groß zu machen. Er war als SPD-Vorsitzender von Bochum, als Aktivist des Bergarbeiter-Verbandes und als Reichstagsabgeordneter stets zur Stelle, wenn es um mehr soziale Gerechtigkeit ging.“
Symbol der Arbeiterbewegung
Husemann gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Bochumer Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er steht für die klassische Arbeiterbewegung, bis heute, auch wenn sich sein Traum von der sozialen Demokratie in der Weimarer Republik nicht verwirklichen ließ.
>>> Info:
Seit 1983 trägt die frühere Hauptverwaltung der IG Bergbau und Energie in der Alten Hattinger Straße 19 den Namen Husemanns.
Im „Husemann-Haus“ befinden sich auch die Geschäftsstelle der SPD Bochum und mehrere Abgeordnetenbüros.
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