Im Polizeipräsidium Bochum hatte auch die Gestapo ihren Sitz
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Bochum. Das Präsidium an der Uhlandstraße war eines der größten im Ruhrgebiet. Während der NS-Zeit wurden dort Häftlinge misshandelt und gefoltert.
Seit 1929 steht das wuchtige Polizeipräsidium an der Uhlandstraße, es ist eines der bekanntesten öffentlichen Gebäude Bochums. Seinerzeit zählte der Bau zu den größten und modernsten Polizeipräsidien des Ruhrgebiets. Die bauliche Dimension, aber auch die architektonische Ausstattung trugen der zunehmenden Bedeutung der immer noch wachsenden Großstadt Bochums Rechnung.
Durch Beschluss des preußischen Ministers des Innern war bereits zum 1. Juli 1909 die bis dahin kommunale Bochumer Polizei verstaatlicht worden. Das „Kgl. Preuß. Polizeipräsidium“ nutzte als Dienstgebäude zunächst das Haus Hattinger/Ecke Yorckstraße; nach und nach mussten weitere Außenstellen dazu genommen werden.
Direktionen Gelsenkirchen und Bochum wurden zusammengelegt
Schließlich waren am 1. Oktober 1925 die Polizeidirektionen Gelsenkirchen und Bochum zu einem neuen Polizeibezirk mit Sitz in Bochum zusammengelegt worden. Die Neuorganisation machte einen eigenen, größeren Verwaltungsbau notwendig – den Backsteinbau an der Uhlandstraße 35.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Der Entwurf stammte vom Vorstand des Preußischen Hochbauamtes Dortmund, Oberbaurat Scheibner, der mit dem Komplex eines der wenigen expressionistischen Gebäude Bochums schuf. Der drei- bis viergeschossige Baukörper in Ziegelmauerwerk gliedert sich um zwei Innenhöfe.
37 Meter hoher Turm ist ein Blickfang
Blickfang ist der siebengeschossige, 37 Meter hohe Turm mit einer Freitreppe, der den Haupteingang aufnimmt. Im Inneren sind das Entree und ein dahinter liegendes hohes Foyer mit blaugrün glasierten Keramikreliefs geschmückt. Der fast unverändert erhaltene Sitzungssaal wurde repräsentativ ausgestattet: Edelhölzer und Seidendamast verkleideten die Wände, die Leuchter waren aus Altsilber.
Nachdem das NS-Regime 1933 den Bochumer Polizei-Präsidialbezirk übernommen hatte, wurde das Präsidium Uhlandstraße für zahllose Menschen zur Schreckensstätte. Häftlinge wurden im Polizeigewahrsam misshandelt und gefoltert. Besonders grausam ging die Gestapo vor, die hier ihren Sitz bis 1942 hatte, der SPD-Führer Heinrich König und der christliche Gewerkschafter Karl Springer waren ihre bekanntesten Opfer.
Eine Brücke verbindet die beiden Trakte miteinander
Von 1980 bis 2000 wurde das Polizei-Gebäude restauriert und renoviert. 1993 wurde der Neubau fertig gestellt, der weitere Büroräume beherbergt. Durch eine zweigeschossige Brücke sind die beiden Trakte miteinander verbunden. Heute sind die rund 1900 Beschäftigten des Polizeipräsidiums Bochum für die Sicherheit von 638 000 Bürgerinnen und Bürgern in den Städten Bochum, Herne und Witten verantwortlich.
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