Bochum/Witten. Der Ruhrtalradweg-Umbau in Bochum wird fortgesetzt. Gleich zu Beginn wurden zwei alte Wege entfernt. Sehr zum Ärger vieler Wittener und Bochumer.

Der Umbau des Ruhrtalradweges in Bochum-Stiepel geht weiter. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat jetzt den zweiten Bauabschnitt zwischen Wehr/Kemnader Straße und Wasserwerk/Brockhauser Straße in Angriff genommen. Den Teil, der zuletzt kontrovers diskutiert wurde. Viele Stiepeler und auch Naturschützer sind dagegen, dass der Ruhrtalradweg künftig parallel zum Leinpfad verläuft und zwei Bereiche der bisherigen Strecke renaturiert werden.

Ruhrtalradweg in Bochum-Stiepel erhält eine neue Streckenführung

Und gleich damit hat der RVR jetzt begonnen. Als erstes wurden zwei Wegabschnitte zurückgebaut, wie es im Fachjargon heißt. Mit einer Fräse wurde die Tragschicht entfernt. Beide Bereiche sind abgesperrt und ab sofort nicht mehr zugänglich. Radfahrer und Fußgänger werden über die Brockhauser Straße und über An der alten Fähre umgeleitet (siehe Grafik).

Bürger wollen Spazierweg erhalten

Die Renaturierung des längeren Abschnittes von dem Weg zum früheren Wasserwerk aus Richtung Alte Fähre ist unstrittig. Ganz im Gegensatz zu dem rund 180 Meter langen Teilstück, dass parallel zur Alten Fähre direkt an die Ruhr und den auf den Leinpfad führt. Dieses wollte die Bürgerinitiative „Pro Erhalt des Ruhrauen-Fußwegs“ unbedingt als Spazierweg erhalten. 1000 Unterschriften sammelten sie in den vergangenen Monaten für ihr Ziel, das sie am Ende nun doch nicht erreicht haben.

Dementsprechend enttäuscht und fassungslos standen Claus-Jürgen Giwer und Hans-Jürgen Klingelhöfer von der Initiative nun auch an der Absperr-Barke und schauten auf den Weg. Oder das, was davon noch übrig ist. Klar wissen sie, dass politisch so entschieden worden ist. Aus ihrer Sicht „gegen den Willen und das Votum der Stiepeler Bürger“.

Spaziergänger zeigen kein Verständnis

Auch einige Spaziergänger, die beim Ortstermin an der Ruhr vorbeikommen, zeigen kein Verständnis für den Rückbau der Wege. „Das war so eine schöne Runde hier“, sagt ein Mann, der in der Ruhraue gerne spazieren geht und die Vögel beobachtet, „unmöglich.“ Eine Frau dreht hier seit mehr als 40 Jahren ihre Runde, jeden Tag mit ihrem Hund. Dieser muss sein Geschäft nun woanders erledigen.

Bürgerinitiative reagiert empört: „Der RVR schafft Fakten“

Sauer sind Claus-Jürgen Giwer und Hans-Jürgen Klingelhöfer auf die Stadt, „dass sie nicht für ihre Bürger sorgt“. Dem RVR werfen sie vor, dass er den Bauabschnitt nicht am Wehr beginnt, sondern zu allererst die Wege zurückbaut. „Da sollten wohl Fakten geschaffen werden“, mutmaßen sie. Ohnehin hätte man die Wege doch lassen können, bis die neue Streckenführung fertig ist, finden sie.

Bund, Land und RVR zahlen

Ende 2018 hat der dafür zuständige Regionalverband Ruhr (RVR) damit begonnen, den Ruhrtalradweg zwischen Haus Oveney am Kemnader See und Brockhauser Straße in Stiepel generell zu verbreitern und an einigen Stellen umzugestalten. Dafür mussten auch einige Bäume fallen. Die gravierendste Veränderung des Ruhrtalradweges passiert eben zwischen Alter Fähre und Kosterbrücke, wo eine ganz neue Streckenführung gebaut wird.

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf mehr als 1,3 Millionen Euro. Bund und Land finanzieren die Baumaßnahme mit Mitteln aus dem Regionalen Wirtschaftsförderungsprogramm zu je 40 Prozent. Die restlichen 20 Prozent der Kosten trägt der RVR aus Eigenmitteln.

Der RVR sieht das anders. „Fakten seien so oder so geschaffen worden“, sagt Kathrin Schneider-Dramani vom „Team Freiflächengestaltung“ des RVR. Generell werde der Abschnitt tatsächlich vom Wehr aus bis zum Wasserwerk umgestaltet – mit zwischenzeitlichen Ausnahmen. So sei mit der Baufirma aus logistischen Gründen vereinbart worden, zunächst die Wege anzupacken.

RVR will Fußgänger und Radfahrer vom Baufeld fernhalten

„Zudem wollen wir von Anfang an Fußgänger und Radfahrer vom Baufeld fernhalten“, erklärt Kathrin Schneider-Dramani. Ein Weg über die Alte Fähre zur Ruhr und den Leinpfad bleibe aber jederzeit erhalten, versichert sie.

Schmaler Ruhrtalradweg wird auf drei Meter verbreitert

Ziel der Umgestaltung sei es, den schmalen Ruhrtalradweg auf drei Meter zu verbreitern und den kurvigen und damit gefährlichen Teil in der Ruhraue aufzugeben. Dafür führt der Ruhrtalradweg künftig gerade über den Betriebsweg des früheren Wasserwerks.

Brockhauser Straße wird zur Fahrradstraße

Der Rückbau der beiden genannten Wegabschnitte diene als Kompensation, aber auch als „Beruhigungsmaßnahme für das Naturschutzgebiet“, sagt Kathrin Schneider-Dramani. Im Mai will der RVR fertig sein. Im Anschluss soll die Brockhauser Straße zur Fahrradstraße umgestaltet werden – durch das Auftragen von Piktogrammen und ein paar Umbauten.