Bochum-Stiepel. . Bezirksvertretung segnet Verkehrskonzept für Stiepel ab und hofft gleichzeitig, dass Maßnahmen an anderen Stellen für Entspannung sorgen.

Auf den ersten Blick ist die Haarstraße in Stiepel keine besonders bedeutende: Sie ist nicht lang, wirkt eher schmal und es gibt auch nicht gerade viele Menschen, die dort wohnen. Und doch ist eben diese Haarstraße zum Zankapfel in Stiepel geworden, seit auf ihr im Juli 2016 die Verkehrsführung geändert wurde.

Wurde die Haarstraße zuvor gerne als schnelle Verbindung von der Königsallee zur Uni und zum Kemnader See genutzt, ist dies seither nicht mehr möglich. Denn in diese Richtung ist die Haarstraße nun eine Sackgasse, nur von der Surkenstraße aus kommend ist die Durchfahrt noch möglich. Damit wollte die Stadt einen Rechtsstreit mit einem Eigentümer beenden. Weil dieser einen Pachtvertrag gekündigt hatte, blieb an der schmalsten Stelle der Haarstraße nur eine Breite von 4,15 Metern übrig – laut Verwaltung zu wenig für Begegnungsverkehr. Also sah man sich zum Handeln gezwungen.

Autofahrer nutzen andere Routen

Klar, dass sich die Autofahrer neue Routen gesucht haben, vorzugsweise über die Straßen in der Nachbarschaft. Dort war der Aufschrei groß. Und die Hoffnung in ein von der Stadt ausgearbeitetes Verkehrskonzept für Stiepel und Umgebung noch größer. Dieses wurde nun Anfang Dezember in der Bezirksvertretung Süd vorgestellt – mit der Empfehlung an die Lokalpolitiker, die bisherige Sackgassen-Einbahnstraßen-Lösung auf der Haarstraße zur festen Einrichtung zu machen.

Am Ende einer langen Diskussion erhält die Verwaltung grünes Licht. Es bleibt also alles, wie es ist. Für die Stadt ist es „die beste Lösung unter den gegebenen Rahmenbedingungen“. Und auf jeden Fall die günstigste. Viele Stiepeler hatten darauf gehofft, dass eine neue Straße von der Haarstraße über die Felder zur Surkenstraße gebaut würde. Dies hätte jedoch bis zu 2,7 Millionen Euro gekostet. Der Bau einer Wendeanlage für die Sackgasse und das Verbreitern des Gehweges schlägt dagegen „nur“ mit 150.000 Euro zu Buche.

Politiker hoffen auf Maßnahmen an anderen Stellen im Stadtbezirk

Die Bezirksvertreter, die auf das Urteil der Verwaltung vertrauen, hoffen gleichzeitig, dass Maßnahmen an anderen Stellen im Stadtbezirk greifen, um die angespannte Verkehrssituation zu beruhigen. Kurioserweise am Morgen des selben Tages, an dem die Verwaltung ihr Verkehrskonzept vorstellt, kündigt OB Thomas Eiskirch (SPD) bei seinem Besuch im Bochumer Süden einschneidende Veränderungen an.

„Ausgewogene Verteilung des Verkehrs“

Wenn auf der Haarstraße alles so bleibt, wie es ist, habe das „eine ausgewogene Verteilung des Verkehrs“ zur Folge, heißt es aus dem Rathaus. Laut Stadtverwaltung habe ohnehin eine Verkehrszählung ergeben, dass sich die Lage in Stiepel insgesamt entspannt hat.

Anwohner der umliegenden Straßen sehen das anders. Sie bezeichnen die Lage in der Nachbarschaft zu Stoßzeiten als Katastrophe, die so nicht bleiben könne. Ein Anwohner der Haarstraße gibt hingegen zu bedenken, dass „die Haarstraße ein Wirtschaftsweg ist und es nicht sein kann, dass der Verkehr zur Uni einfach hier durchgepresst wird“.

So soll die Brücke am Knotenpunkt A 448/Universitätsstraße nun nicht mehr nur saniert, sondern gleich ganz neu gebaut werden. Auch, um die Rückstau-Problematik beim Abbiegen auf die A 448 bzw. die Universitätsstraße zu beheben. Zudem soll die Königsallee an der Ecke Markstraße eine separate Rechtsabbiegerspur bekommen. Auch dort staut sich der Verkehr zu Stoßzeiten.

Anwohner brauchen einen langen Atem

Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) hat große Hoffnung, dass mit einer Optimierung dieser Knotenpunkte der Verkehr gerade auch zur Uni besser fließt. „Das würde Stiepel entlasten.“ Allerdings brauchen die Anwohner dort einen langem Atem, ehe dann womöglich eine Verbesserung zu spüren ist. Denn speziell in Sachen Brücken-Neubau werden noch einige Jahre bis zur Fertigstellung vergehen.

Öffnung der Pontonbrücke wird zur Chefsache

Die Pontonbrücke, die in Dahlhausen Bochum mit Hattingen und Essen verbindet, ist auch in diesem Jahr wieder ein Dauerthema gewesen. Zunächst, weil sie Mitte Februar von der Stadt wieder für den motorisierten Verkehr gesperrt wird. Der im Oktober 2017 begonnene Verkehrsversuch war Mitte Februar für gescheitert erklärt worden, weil viele Autofahrer gegen die Vorschriften (Einbahnstraßenregel missachtet/rote Ampel ignoriert) verstoßen hatten. Seither dürfen nur Fußgänger und Radfahrer die Pontonbrücke passieren.

Anfang Juli dann plötzlich eine gute Nachricht: Die Stadtspitzen von Bochum, Essen und Hattingen sowie Vertreter des EN-Kreises haben die Pontonbrücke zur Chefsache gemacht und einen Acht-Punkte-Plan erarbeitet, der zu einer dauerhaften Wiederfreigabe der Schwimmbrücke führen soll. Bis April 2019 sollen die Maßnahmen umgesetzt sein.

Entwicklung geht vielen nicht schnell genug

Auf Basis der Erfahrungen aus dem gescheiterten Fahrversuch werden damals unternommene Maßnahmen optimiert und erweitert: bessere Ampelschaltung, technische Überwachung der Rotphasen, „soziale Kontrolle“ über Verkehrshelfer und die Anzeige von Wartezeiten. Die Stadtspitzen der drei Kommunen Essen, Hattingen und Bochum sowie der EN-Kreis haben beschlossen, unter Federführung Bochums auch weiterhin zusammenzuarbeiten und sich zudem auf eine Kostenverteilung geeinigt.: Die Stadt Bochum und der Ennepe-Ruhr-Kreis tragen jeweils 30 Prozent, Hattingen und Essen beteiligen sich mit jeweils 20 Prozent. Die laut Stadtverwaltung „grob geschätzten“ Kosten für die Maßnahmen liegen bei 460.000 Euro. 270.000 Euro sind für die Einbahnstraße und die Rotlichtüberwachung vorgesehen, 120.000 Euro für den Neubau der Ampeln, 50.000 Euro für die dauerhaften Einrichtungen zur Verkehrslenkung sowie 20.000 Euro für die Beschilderung und Markierung.

Bürger und Nutzer der Pontonbrücke begrüßen die aktuelle Entwicklung, ihnen geht es allerdings nicht schnell genug. Es gründet sich eine Initiative, die eigene Vorschläge einreicht, durch die man eine sofortige Öffnung der Brücke für möglich hält. Der Vorstoß findet bei Politik und Verwaltung allerdings wenig Gehör.