Stiepel. . Seit die Haarstraße verkehrsberuhigt ist, rollen mehr Autos durch den Stadtteil. Verwaltung bastelt an Konzept und will es Anfang 2017 vorstellen.
- „Unzumutbar“, schimpfen Anwohner, die ihrem Ärger in einem Offenen Brief an den OB Luft verschaffen
- Im Berufsverkehr ab 6 Uhr morgens und ab 16 Uhr nachmittags ist die Belastung am größten
- Ihre Forderungen: Haarstraße wieder für Pkw öffnen, Mittelinseln und Tempo 30 auf der Surkenstraße
„Wenn wir jünger wären, würden wir hier nicht wohnen bleiben.“ Ludger und Sigrid Linnemann, beide im Rentenalter, leben seit 46 Jahren an der Surkenstraße – und haben die Nase voll. Seit die Haarstraße verkehrsberuhigt wurde (in Richtung Königsallee Einbahnstraße, in Richtung Surkenstraße Sackgasse), klagen sie, habe der Verkehr vor ihrer Haustür deutlich zugenommen. „Alle, die von der Königsallee aus zur Uni wollen, fahren nun über die Kemnader Straße und die Surkenstraße“, wettert auch Nachbarin Sieghilde Weitkämper. Zudem werde bergab ordentlich auf die Tube gedrückt.
„Das ist unzumutbar und belastet uns sehr“, sagen die Linnemanns, die beim Ortstermin einige ihr Anliegen unterstützende Schreiben aus der Nachbarschaft zeigen. Alle mit dem gleichen Tenor: Der stark zunehmende Verkehr ist ein großes Ärgernis, auch durch die erhöhte Lärmbelästigung. Besonders schlimm sei es morgens von 6 bis 9 und ab 16 Uhr bis in den Abend, wenn der Berufsverkehr einsetzt. „Eine Katastrophe. Wenn ich mit meinen Hunden rausgehen, komme ich kaum über die Straße“, schimpft Anwohner Bernd Klein.
Rechtsstreit konnte beendet werden
Mit einem Offenen Brief haben sich die Stiepeler bereits an OB Eiskirch gewandt. Auch die Bezirksvertretung wurde angeschrieben. Sie fordern darin unter anderem, die Haarstraße wieder in beide Richtungen für Pkw freizugeben und den Schwerlastverkehr nur Anliegern zu gestatten.
„Die Einbahnstraßenregelung an der Haarstraße ist aufgrund der Grundstücksverhältnisse nur eine Interimslösung. Ich schließe nicht aus, dass auch eine andere Lösung denkbar sein wird“, erklärt Stadtbaurat Markus Bradtke und macht zumindest ein bisschen Hoffnung auf Besserung. Hintergrund: Ein Grundstücksbesitzer hatte den Pachtvertrag mit der Stadt gekündigt, wodurch sich die Straßenbreite deutlich reduzierte – daher dann die Idee mit der Einbahnstraße. Bradtke: „Durch die jetzige Regelung konnte der Rechtsstreit beendet werden.“
Verkehrszählung Ende Oktober
Gleichwohl sieht Markus Bradtke das Problem damit nicht als gelöst an: „Die Bezirksvertretung hat uns ja beauftragt, uns grundsätzlich Gedanken über die Verkehrssituation zu machen.“ Dies tue man. „Wir erstellen gerade eine Machbarkeitsstudie, die wir Anfang 2017 präsentieren wollen. Dafür gab es Ende Oktober eine Verkehrszählung.“ Genaue Zahlen hat Bradtke noch nicht. „Es ist aber eine gewisse Zunahme im Vergleich zu 2011 zu erkennen.“
Dem Vorschlag der Surkenstraße-Anwohner, dort mehr Mittelinseln zu bauen, um den Verkehr zu bremsen, steht die Stadt laut Bradtke offen gegenüber: „Das können wir uns gerne noch mal anschauen, wenn gewünscht. Dadurch fielen aber Stellplätze weg.“
Keine Chance hingegen besteht auf die Verwirklichung der Idee, Tempo 30 vorzuschreiben. Bradtke: „Die Surkenstraße ist als Durchgangsstraße für Tempo 50 ausgelegt. Es gibt dort auch keine schützenswerten Einrichtungen wie Kindergarten oder Seniorenheim.“ Gegen Temposünder gehe die Stadt mit dem Radarwagen vor.