Bochum-Stiepel. Anwohner der Surkenstraße in Bochum-Stiepel sind sauer: Sie klagen, dass vor ihren Haustüren gerast wird – und niemand unternehme etwas dagegen.

Schon vor ein paar Jahren hat sich Sieglinde Weitkämper an die WAZ gewandt, weil der Verkehr vor ihrer Haustür an der Surkenstraße in Bochum-Stiepel so stark zugenommen hatte. Gebessert habe sich seither nichts. Im Gegenteil: „Es wird immer schlimmer“, klagen Weitkämper und viele, viele Nachbarn, die zum Ortstermin mit der WAZ gekommen sind. Nachmittags, zur Stoßzeit, „um mal zu zeigen, was hier abgeht“.

Anwohner der Surkenstraße in Bochum-Stiepel fühlen sich wie an der Rennstrecke

Und in der Tat, auf der Surkenstraße geht es zur Sache. 50 Km/h sind hier erlaubt. Viele, die von oben, von der Kemnader Straße kommen, dürften aber mehr auf dem Tacho stehen haben. „Und gerade hier unten, vor der Senke, wo einige geparkte Autos stehen, wird gerne nochmal Gas gegeben, um noch schnell vor dem Gegenverkehr an den Hindernissen vorbeizukommen“, beschreibt Anwohnerin Anke Goerdel-Leich die Situation.

Zunahme des Verkehrs hängt mit Nachbarstraßen zusammen

Sie berichtet nicht nur von Raserei. Auch „von Hupkonzerten und Machtkämpfen zwischen Auto- Bus- und Lkw-Fahrern vor unserer Haustür“. Zum Glück habe es noch keinen schweren Unfall gegeben. „Damit es nicht dazu kommt, sollte man an der Straßensituation etwas ändern“, findet Anke Goerdel-Leich. „Es fahren unglaublich viel mehr Fahrzeuge durch die Surkenstraße, seitdem die Haarstraße zur Einbahnstraße wurde und die Straße Im Haarmannsbusch als Anliegerstraße ausgewiesen wurde“, wollen die Anwohner unisono beobachtet haben. „Inzwischen fährt auch noch ein Gelenkbus viermal in der Stunde hier entlang.“

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Anwohner berichten vom Kräftemessen vieler Autofahrer

Der Engpass an den Häusern Nummer 48 bis 54, der durch parkende Fahrzeuge entstehe, werde dann gerne zum Kräftemessen oder auch als Sprintstrecke genutzt, damit man sich noch schnell die Vorfahrt erkämpft. „Es sind hier schon Autofahrer ausgestiegen, die dann wutentbrannt voreinander standen“, berichtet Anke Goerdel-Leich. „Und ein Lkw-Fahrer blockierte die Fahrbahn, weil er wohl bergab nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte; die stadtauswärts fahrenden Autos wollten den Lkw aber nicht passieren lassen und versuchten dann, über den Bürgersteig ausweichen.“

Ideen haben die Stiepeler parat

Die Anwohner der Surkenstraße fühlen sich von der Stadt mit ihren Problemen im Stich gelassen – zu Gunsten der Anlieger der beiden kleineren Straßen. „Besteht denn wirklich keine Möglichkeit, diese Situation für uns Anlieger und auch für die durchfahrenden Fahrzeuge zu verbessern?“, fragen sie und liefern Ideen gleich mit: Tempo 30 etwa, ein Parkverbot auf der Straße, Radarkontrollen.

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Stadt: Voraussetzungen für Tempo 30 sind nicht gegeben

Die Stadt macht wenig Hoffnung: „Die Surkenstraße ist Bestandteil des gesamtstädtisch festgelegten Vorbehaltsstraßennetzes“, teilt Sprecher Thomas Sprenger mit. Tempo-30-Zonen zur Verkehrsberuhigung in Wohngebieten seien nur außerhalb dieses Vorfahrtstraßennetzes möglich. Darüber hinaus kämen einzelne Geschwindigkeitsbeschränkungen nur in Frage, wo eine besondere Gefahrenlage bestehe oder unter bestimmten Voraussetzungen im Nahbereich von sozialen Einrichtungen. „Besondere Gefahrenlagen, die eine Geschwindigkeitsbegrenzung zwingend erfordern, liegen hier nicht vor.“ Auch seien in dem Bereich keine sozialen Einrichtungen vorhanden.

Anfrage im Bezirk

Unterstützung erhalten die Anwohner der Surkenstraße von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Süd. In einer gemeinsamen Anfrage an die Stadtverwaltung regen die beiden Parteien an, eine Tafel an der Straße aufzustellen, die die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge anzeigt. Zudem fragen sie an, ob Zahlen von Geschwindigkeitsübertretungen bekannt seien bzw. ob diese ermittelt werden können.

Eine Antwort der Stadtverwaltung auf die Anfrage steht noch aus.

Im Bereich der Häuser 48 bis 54 wird laut Sprenger ordnungsgemäß am Fahrbahnrand geparkt, was zu einer Verringerung der Fahrbahnbreite in diesem Abschnitt führe und nach Ansicht der Stadt dadurch auch zu verringerten Fahrgeschwindigkeiten insgesamt. Ein Parkverbot würde „zu wesentlich höheren Fahrgeschwindigkeiten führen, da die parkenden Fahrzeuge in einer Senke stehen und man aus beiden Fahrtrichtungen bergab auf die Engstelle zufährt“, erklärt der Stadtsprecher. Da die Sicht auf entgegenkommende Fahrzeuge gegeben sei und man sich auf den Gegenverkehr einstellen könne, „sind in Abstimmung mit der Polizei hier derzeit keine Maßnahmen vorgesehen“. Wobei die Parksituation weiterhin beobachtet werde.

Verwaltung will Gehweg freischneiden lassen

Mehr Aussicht auf Erfolg haben die Anwohner der Surkenstraße mit ihrem Hinweis auf den zugewachsenen Gehweg in Richtung Haarstraße. „Wir haben das aufgenommen“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger und verspricht: „Sobald wie möglich wird ein Rückschnitt erfolgen.“