Stiepel. . Die Verkehrssituation in Stiepel habe sich entspannt, behauptet die Stadt nach einer neuen Zählung. Stimmt nur bedingt, halten Bewohner dagegen.
Mit großer Spannung erwartet wurden die Ergebnisse der jüngsten Verkehrszählung der Stadt für den Bereich Stiepel. In der Bezirksvertretung Süd nun vorgestellt, sorgen die aktuellen Zahlen für Erstaunen. Denn aus Sicht der Verwaltung hat sich die Verkehrssituation in Stiepel beruhigt.
Nach dem Vergleich einer Verkehrszählung im Oktober 2016 mit den Messungen vom November 2017 kommt die Stadt zu dem Schluss, dass sich die Lage in Stiepel entspannt hat. Seit auf der Haarstraße im Juli 2016 die Verkehrsführung (Sackgasse aus Richtung Königsallee, Einbahnstraße aus Richtung Surkenstraße) geändert wurde, hatten sich Anwohner der umliegenden Straßen über den zunehmenden Verkehr vor ihrer Haustür beschwert.
Messungen an nur einem Tag
Da inzwischen auch die Baustelle auf der Kosterstraße beendet ist, hält die Verwaltung ihre aktuelle Erhebung diesmal für unverfälscht. Den Messungen an fünf Kontenpunkten zufolge sind die Verkehrszahlen nahezu überall zurückgegangen. Auf der Haarstraße wurde ein leichter Anstieg festgestellt, auf der Königsallee Richtung Stadt sogar ein deutlicher. Beides hat nach Angaben von Stadtplanerin Christiane Bremer mit dem Ende der Baustelle auf der Kosterstraße zu tun.
„Schon immer so gemacht“
Ansonsten hätten die Maßnahmen der Stadt zur Beruhigung der Verkehrssituation offenbar gefruchtet. Speziell die auf der Straße Im Haarmannsbusch, wo Anlieger-frei-Schilder angebracht wurden und Kontrollen durch die Polizei stattfanden. Allerdings wird trotz allem noch immer ein reger Durchgangsverkehr, speziell von der Kemnader Straße über die Königsallee kommend, beobachtet. „Das hat aber nichts mit der Haarstraße zu tun“, vermutet Christiane Bremer. „Das werden die Verkehrsteilnehmer schon immer so gemacht haben“.
Durchschnittswerte hochgerechnet
Neues Problem an der Kreuzung Königsallee/Markstraße
Manfred Baldschus (FDP) freute sich: „Dann haben wir unser Ziel erreicht und den Verkehr auf die Königsallee und Markstraße verdrängt.“ Allerdings schränkt er ein: „Mit den Rückstaus an der Kreuzung dort ist dadurch ein neues Problem entstanden, dass wir nun angehen müssen“.
Die Idee eines Bürgers, die Zufahrt von der Stadtautobahn auf die Universitätsstraße zu verbessern, um den Verkehr dorther zu lenken, sieht Stadtplanerin Christiane Bremer kritisch: „Das ist ein Umweg von drei Kilometern. Den wird kaum ein Autofahrer auf sich nehmen“.
Die Zählungen an den verschiedenen Knotenpunkten wurden an nur einem Tag durchgeführt: In den Morgenstunden von 6 bis 9 Uhr und nachmittags von 15 bis 19 Uhr. Die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke wurde schließlich hochgerechnet. „Ein Standard-Verfahren", erklärt Christiane Bremer. Ob es das richtige ist, um die Verkehrsströme in Stiepel authentisch zu erfassen, zweifeln einige Bürger, die zur Sitzung der Bezirksvertreter gekommen sind, an. „Eine Langzeitmessung wäre aussagekräftiger“, sagt ein Anwohner der Haarstraße, der speziell dort mehr Verkehr vermutet.
Gesamtkonzept wird gefordert
Auch eine Haarmannsbusch-Anwohnerin kritisiert, die Situation vor ihrer Haustür auf eine Einzelmessung zu reduzieren. „Ihre“ Straße sei weiterhin die einzige Abkürzung, seit die Haarstraße verkehrsberuhigt wurde. Und dass der Verkehr hier abgenommen habe, nehme sie anders wahr: „Zu Stoßzeiten fahren die oft Kolonne“.
Sie pocht weiter auf das ausstehende Gesamtverkehrskonzept für Stiepel. „Das kommt auch noch“, versichert Stadtplanerin Bremer. Bis zur Sommerpause soll es vorliegen. Darauf setzt auch die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Erika Post (CDU): „Ein Gesamtkonzept muss her“. Zugleich nimmt sie die Stadtverwaltung in die Pflicht: „Wir vertrauen darauf, dass es zu Lösungen kommt“.