Bochum. Die WAZ stellt die Bochumer Kandidaten für die kommende Bundestagswahl am 24. September vor. Dazu gehört Frithjof Schmidt von den Grünen.
Der Spaziergang fällt an diesem Tag ins Wasser. Frithjof Schmidt hat zwar einen kleinen Schirm dabei, doch mit seinem legeren Sakko und den Lederschuhen fühlt er sich „falsch angezogen“.
Hätte das Wetter die Pläne nicht durchkreuzt, der Grünen-Politiker hätte einen Weg durch den Westpark gewählt: einer seiner Lieblingsplätze in Bochum. Mit der 302 ist er schnell hier. Wenn er nicht gerade in Berlin weilt.
In Berlin ist seit 2009 seine zweite Heimat
Denn seit 2009 hat er als Bundestagsmitglied dort eine zweite Heimat – nicht aber eine eigene Wohnung. „Ich wohne meist im Hotel oder auch mal bei Freunden.“
Die Sache mit dem Zweitwohnsitz ist nichts für ihn, hat er in seiner Zeit als Europaabgeordneter festgestellt. Die Wohnung in Brüssel sei zwar praktisch gewesen, aber: „Entweder war der Kühlschrank leer oder das, was drin war, war nicht mehr gut.“ Ein Zustand, der für einen bekennenden Feinschmecker wie ihn alles andere als wünschenswert ist.
Wenn Frithjof Schmidt Berlin mit dem Ruhrgebiet vergleicht, kommt ihm die Metropole manchmal wie eine Kleinstadt vor, sagt er. Wenn er dann aber mit Bus und Bahn in den Ruhrstädten unterwegs ist, fällt ihm regelmäßig auf, dass es in Sachen öffentlicher Nahverkehr Nachholbedarf gibt.
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Und obwohl überzeugter Bahnfahrer, nimmt Schmidt „für Termine in der Fläche, speziell abends“ auch mal das Auto – das im Übrigen eines mit klassischem Verbrennungsmotor ist.
Mobilitätswandel ist für ihn ein zentrales gesellschaftliches Thema
Erst nach der Wahl wird er umsatteln, auf ein Hybridfahrzeug. Den Menschen klimafreundliches Verhalten anzuerziehen, davon ist er weit entfernt – zuerst müsse das Angebot da sein: Der Mobilitätswandel, für ihn ein „zentrales gesellschaftliches und industriepolitisches Thema“.
So wenig, wie er sich als Moralapostel sieht („ich bin auch mir selbst gegenüber liberal“), will er seine Partei als „Verbotspartei“ wahrgenommen wissen. Man finde nicht immer „die richtige Sprache“, das räumt er ein. In der Sache aber seien die Grünen den anderen Parteien oft weit voraus. „Wir sind oft erst die Verrückten, die Unmögliches fordern und irgendwann haben alle das Thema auf der Agenda.“