Bochum. . Nach dem überraschenden Aus für Romy Schmidt am Prinz-Regent-Theater gibt’s viel Kritik. Schauspielhaus-Intendant Kröck: „Handfester Skandal“.
- Theatervorstand lässt Vertrag der Leiterin zum Ende der Spielzeit 2017/18 überraschend auslaufen
- Olaf Kröck, neuer Intendant des Schauspielhauses, setzt sich für seine Kollegin ein
- Kritische Stimmen an der Entscheidung gibt es auch aus dem Rathaus
Die überraschende Absetzung von Theaterleiterin Romy Schmidt am Prinz-Regent-Theater sorgt in der Bochumer Kulturszene für einige Entrüstung. Der Theatervorstand lässt Schmidts Vertrag am Ende der Spielzeit 2017/18 nach nur drei Jahren auslaufen – und dies trotz der beachtlichen Erfolge, der Besucherrekorde und des erklärten Willens der Regisseurin, mit ihrem Team gerne weitermachen zu wollen. Über die Gründe dafür schweigen sich beide Seiten weiter aus.
Einen Tag nachdem die 37-jährige Theaterleiterin ihren bevorstehenden Abgang bei einer denkwürdigen Pressekonferenz im Kreise ihrer Mitarbeiter bekannt gab, mehren sich kritische Stimmen, die die Entscheidung des Vorstands erheblich in Frage stellen.
Entscheidung sorgt für Kopfschütteln
So macht sich Olaf Kröck, neuer Intendant des Schauspielhauses, für seine Kollegin am kleineren Theater stark: „Romy Schmidt hat das Prinz-Regent-Theater neu erfunden und deutschlandweit bekannt gemacht“, meint er. „Für mich ist sie eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Stadt.“
Die Entscheidung des Theatervorstands sorgt bei ihm für Kopfschütteln: „Ohne konkrete Gründe für die Absetzung zu nennen, entstehen nur Mutmaßungen. Das beschädigt das Ansehen der Künstlerin erheblich und ist für mich ein handfester Skandal.“
Einer offensichtlich erfolgreichen Theaterleitung bereits nach zwei Jahren das Aus zu erklären, sei höchst ungewöhnlich und „nicht branchenüblich“, so Kröck. „Intendantenwechsel nach fünf Jahren gibt es immer wieder, aber schon nach zwei Jahren das Ende zu besiegeln, geht gar nicht.“
Kritik auch aus der Politik
Deutliche Kritik an der Entscheidung kommt auch aus den Reihen der Politik. Als „in keinster Weise nachvollziehbar“, bezeichnet Barbara Jessel, kulturpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion, die Entscheidung des Vorstands. Dem guten Ruf des Theaters würde auch durch die kommunale Förderung Anerkennung gezollt: „Die intransparente, private Entscheidung des Vorstandes steht dazu im krassen Gegensatz.“ Bochum müsse ein „Revier für Heldinnen“ bleiben, so Jessel in Anlehnung an Schmidts erstes Spielplan-Motto.
Auch Ratsmitglied Hans Hanke (SPD) schaut irritiert auf die Vorgänge am Prinz-Regent-Theater: „Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist unglaublich gut“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass sich beide Seiten wieder zusammenraufen.“
Freundeskreis zeigt sich überrascht
Überrascht zeigt sich Marion Demuth-Leib vom Freundeskreis des PRT: „Davon habe ich erst aus der Zeitung erfahren.“ Die künstlerische Arbeit am Haus sei unter Romy Schmidts Leitung tadellos gewesen. Allein ihr energischer Stil, nach der Ära von Sibylle Broll-Pape am PRT vieles umkrempeln zu wollen, sei dem Freundeskreis durchaus sauer aufgestoßen: „Das war für uns eine ziemliche Umstellung.“
So habe der Freundeskreis etwa für über 2000 Euro an Privatspenden das Foyer komplett renovieren lassen, kurz bevor Romy Schmidt den Eingangsbereich des Theaters zur „Prinzenbar“ erklärte und alles rot strich. „Da waren wir ziemlich knatschig.“
Das PRT-Ensemble stellt sich derweil schützend vor die scheidende Leiterin. „So etwas habe in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt“, meint Schauspieler Jost Grix. „Ein neues Theater aufzubauen, das ist auch auf Nachhaltigkeit angelegt“, sagt Maria Wolf. „Drei Jahre sind dafür einfach zu kurz“. Für Linus Ebner steht fest, nach dem Aus für Romy Schmidt nicht mehr am PRT spielen zu wollen. „Als Schauspieler werde ich hier definitiv nicht mehr tätig sein.“