Bochum. . Ende der kommenden Spielzeit ist für die Leiterin Schluss: Romy Schmidt wird das Prinz-Regent-Theater verlassen. Das erklärte sie überraschend.

  • Vorstand der kleinen Bühne will sich wegen eines "irreparablen Vertrauensverhältnisses" von Romy Schmidt trennen
  • Theaterleiterin Schmidt steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: "Für mich nicht nachvollziehbar"
  • Genaue Gründe sind unklar: Einiges deutet auf finanzielle Altlasten ihrer Vorgängerin Sibylle Broll-Pape hin

Paukenschlag am Prinz-Regent-Theater (PRT): Bei der Vorstellung des neuen Spielplans erklärt Leiterin Romy Schmidt überraschend, dass sie das Theater am Ende der kommenden Spielzeit verlassen wird. „Dies wird meine letzte Saison an diesem Haus sein“, sagte sie.

Der Vorstand des Theaters habe ihren Vertrag, der Mitte 2018 nach drei Jahren ausläuft, nicht verlängert. „Die Gründe sind für mich nicht nachvollziehbar“, sagte Schmidt. Die Enttäuschung steht der 37-jährigen Theaterleiterin ins Gesicht geschrieben. „Wir haben viel bewegt in den letzten zwei Jahren, die Resonanz war gut.“

Theater spricht von "Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit"

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Besonders bedauerlich sei, dass jetzt zahlreiche Mitarbeiter ihre künstlerische Heimat verlieren würden. Über die Gründe für die Trennung schweigt die Theaterleitung beharrlich: „Über manche Dinge sollte man nicht sprechen, und man sollte nicht mit Dreck werfen“, meint Dramaturg Frank Weiß.

Susanne Muthig-Beilmann, neben der langjährigen Ex-Chefin Sibylle Broll-Pape die zweite Vorsitzende des Vorstands, erklärte auf WAZ-Nachfrage: „Wir stehen hinter der künstlerischen Arbeit von Romy Schmidt und sind zufrieden mit dem, was sie hier gemacht hat.“ Allerdings habe es schon längere Zeit „Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit“ gegeben: „Das Vertrauensverhältnis zur Theaterleitung ist irreparabel gestört.“ Nähere Gründe nannte sie nicht.

Unregelmäßigkeiten bei Landesfördermitteln

Wie die WAZ erfuhr, hängt das „Nein“ zur Vertragsverlängerung für Romy Schmidt möglicherweise mit einer Altlast aus der Zeit ihrer Vorgängerin Sibylle Broll-Pape zusammen; eine Altlast, die dem kleinen Theater noch schwer zu schaffen machen könnte.

Es geht um die Einstellung von Landesfördermitteln, mithin um eine wichtige Einnahmequelle: Am Landesrechnungshof Düsseldorf läuft aktuell ein Prüfverfahren, eingeleitet von der Bezirksregierung Arnsberg.

„Uns liegen Hinweise auf finanzielle Unregelmäßigkeiten am PRT vor“, so ein Sprecher der Bezirksregierung. Sie stammen aus 2014, also der Intendanz Broll-Pape. Worum es sich handelt, wurde auf WAZ-Anfrage mit Bezug auf das „laufende Verfahren“ nicht gesagt. Es gilt aber als sicher, dass es sich um „Irrtümer bei der Mittelvergabe“ handelt, persönliche Bereicherung soll nicht im Spiel gewesen sein. Die Rede ist von einem „kreativen Umgang“ mit Fördergeldern, wohl in der Absicht, den chronisch klammen PRT-Etat an manchen Stellen zu entlasten.

Öffentlich ist nichts bekannt

Wer davon wann und was gewusst hatte, und welche theaterinternen Diskussionen geführt worden sind oder nicht, darüber ist öffentlich nichts bekannt. Dass die Prüfung beim Landesrechnungshof in Arnsberg ausschlaggebend für die Vorstandsentscheidung gewesen sein könnte, bestreitet Muthig-Beilmann: „Das sind Gerüchte, die nicht stimmen.“ Und doch bekommt vor diesem Hintergrund das Statement des Theatervereinsvorstandes, das Verhältnis zu Romy Schmidt sei irreparabel gestört, einen anderen Zungenschlag.

Denn obschon das Verfahren die Intendanz Schmidt nicht betrifft, hat es doch unmittelbare Auswirkungen auf ihre Arbeit. Solange der Landesrechnungshof prüft, bleibt die institutionelle Kulturförderung aus Arnsberg aus. Heißt: Das PRT muss bis auf Weiteres mit einem abgespeckten Etat über die Runden kommen.

Kulturdezernent will Verfahren abwarten

Die Fördersumme, um die es geht, beläuft sich auf rund 100 000 Euro jährlich. 300 000 Euro zahlt die Stadt im Jahr (inkl. Miete) an Unterstützung an das freie Theater.

Kulturdezernent Michael Townsend erklärte auf Anfrage, er müsse das „weitere Vorgehen“ selbst abwarten, er wisse um das Prüfverfahren, sei aber mit Details nicht vertraut. Die CDU hat von der Fördermittel-Überprüfung ebenfalls Wind bekommen und pocht auf Aufklärung: „Uns würde sehr interessieren, warum der Kulturausschuss bzw. der Rat bisher nicht über diese Vorgänge informiert worden ist“, so Lothar Gräfingholt, Ratsmitglied/Kulturausschuss. Er warte weiter auf die Beantwortung einer entsprechenden CDU-Anfrage seitens der Stadt.