Bochum. . WAZ-Interview mit dem Intendanten des Schauspielhauses: Er will den Samstag als Probentag abschaffen und setzt auf ein Theater der Schauspieler.
- Olaf Kröck, bislang Chefdramaturg, leitet in der Saison 2017/18 das Schauspielhaus
- Im WAZ-Interview spricht er über organisatorische und künstlerische Entscheidungen
- Er selbst wird im April 2018 das szenische Konzert „Time to close your eyes“ herausbringen
Die Sommerpause ist um, jetzt wird’s ernst für Olaf Kröck. Der Intendant des Schauspielhauses steht vor seiner ersten und einzigen Saison, er ist der Verbindungsmann, wenn man so will, zwischen dem ausgeschiedenen Intendanten Weber und dem kommenden Theaterleiter Simons. Der 46-Jährige geht die Herausforderung offensiv an: „Jetzt gibt's kein Zurück mehr! Im Herbst ist viel zu sehn’n!“
Ihre Spielzeit beginnt am 21. September und endet im nächsten Jahr früher als üblich.
Olaf Kröck: Das stimmt so nicht. Die Spielzeit läuft über die volle Distanz, also bis zum 15. Juli 2018. Richtig ist, dass das Große Haus nicht bis zum Schluss zur Verfügung steht, weil dort die Sanierung ansteht. Die Spielzeit selbst ist eine komplette Spielzeit, alle anderen Spielstätten werden bis zum Ende bedient.
Eine Ihrer ersten Entscheidungen war der probenfreie Samstag. Sie selbst sprechen von einem Paradigmenwechsel. Warum?
Kröck: Der Probenbetrieb an einem Theater ist streng durchgetaktet, man muss Rücksicht auf Vorstellungen und andere Aktivitäten nehmen. Daher war der Samstag über Jahrzehnte immer Ausweichtermin für die Proben, die unter der Woche nicht untergebracht werden konnten. Da der Tag nun wegfällt, stellt uns das vor große organisatorische Herausforderungen.
Was sind die Probleme?
Kröck: Eine solche Umstellung berührt den Planungskalender der gesamten Spielzeit. Es ist nicht so, dass die Proben, an denen ja nicht nur Schauspieler, sondern auch Techniker, Kostümbildner usw. beteiligt sind, beliebig ausgeweitet werden könnten. Ab sofort ist eine strikte Planungsdisziplin nötig, um das gesamte Probenaufkommen in einer Fünf-Tage-Woche unterzubringen.
Warum ist Ihnen das Freiräumen des Samstags so wichtig?
Kröck: Das Stichwort ist: Familienfreundlichkeit. Theaterarbeit ist Schicht-, Feiertags- und Abendarbeit, also zeitlich fordernd. Mit dem festen, freien Samstag können die Mitarbeiter Privates verbindlicher planen. Der Wunsch kam aus dem Haus. Ich erwarte von dieser Umstellung einen positiven, motivierenden Effekt.
Zum Künstlerischen. Was ist Ihre Handschrift für die neue Spielzeit?
Kröck: Ich stehe für Theater, das das Publikum mit der Härte der Realität konfrontiert. Und das Einsichten über das Menschliche vermittelt. Mit Produktionen wie „Volksverräter!“ und „Maria Stuart“ zum Spielzeitauftakt wollen wir das zeigen.
Was werden Sie inszenieren?
Kröck: Ich führe Regie in einem szenischen Konzert mit dem Titel „Time to close your eyes“, Uraufführung ist am 7. April 2018. Darin werden Schlaflieder zum Anlass genommen, um über das nachzudenken, was im letzten Moment geschieht. Wie möchten Sie die letzten zwei Minuten Ihres Lebens verbringen? An was werden Sie sich erinnern? Das sind Fragen, die in der Produktion aufgerufen werden.
Wohin wird sich das Theater generell entwickeln?
Kröck: Das Theater muss in Zukunft mehr denn je Qualität haben, um die Besucher mitzunehmen, das Konzeptionelle ist dabei gar nicht entscheidend. Ich glaube, es wird eine neue Zeit der Schauspieler anbrechen. Der Blick auf ausgefeilte Regie-Konzepte, die in der Vergangenheit meist das Maß der Dinge waren, geht zurück. Die Schauspieler, das Ensemble insgesamt, sind fürs Theater essenziell. Die Menschen, die auf der Bühne stehen, müssen als Figuren in den Inszenierungen agieren, ja. Aber sie müssen menschlich agieren.
>>> Zur Person: Olaf Kröck
Olaf Kröck (*1971) studierte angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Hildesheim. 2005 kam er mit Anselm Weber als Dramaturg ans Schauspiel Essen, 2010 folgte er Weber ans Schauspielhaus, 2013 bis 2017 war er Chefdramaturg.
2013/14 entwickelte er in Bochum das internationale „Detroit-Projekt“ maßgeblich mit.