Bochum. . Seit einem halben Jahr mischt Romy Schmidt das Prinz-Regent-Theater auf. Zuschauer staunen nicht schlecht über den Wagemut der jungen Regisseurin.
So viele Lobeshymnen sind selten: Das Prinz-Regent-Theater erlebt unter neuer Leitung gerade Zeiten des ungeahnten Aufschwungs. Seit einem halben Jahr mischen die neue Theaterleiterin Romy Schmidt (36) und ihr junges Team die kleine Bühne neben der Zeche auf – und die Zuschauer staunen nicht schlecht über den Pfiff und den Wagemut, mit dem am Regent auch sperrige Stoffe gehörig gegen den Strich gebürstet werden.
Romy Schmidt selber scheint am neuen Job echte Freude gefunden zu haben – und doch ist ihr eine gewisse Erschöpfung nach den letzten Monaten anzusehen. „Wir haben wirklich viel gearbeitet“, sagt sie. Mit „Grubengold“ steht am 1. April bereits die siebte Premiere der laufenden Spielzeit auf dem Plan, für eine kleine Bühne wie diese ist das eine Menge.
Dabei sah es zunächst gar nicht zwingend danach aus, als ob die neue Spielzeit zum kleinen Triumphzug werden könnte. Der Auftakt mit „Peer Gynt“: eher schwierig. Romy Schmidt inszenierte Ibsens opulenten Theater-Klassiker mit nur vier Figuren auf einer Länge von drei Stunden. Nicht jeder Zuschauer wollte ihr dabei folgen. „Wir sind supergut gestartet und in den Vorstellungen danach ziemlich eingebrochen“, sagt sie. Bereuen mag sie den Saisonstart dennoch nicht: „Das Stück ist natürlich ein Brocken“, meint sie, „aber manchmal muss man einfach volles Risiko gehen. Das gehört doch dazu.“
Erfolgreiche Late-Night-Show
Die Stücke danach kamen beim Publikum besser an: ob der Multikulti-Lacher „Bilge Nathan“ oder das hervorragend gespielte Drama „Helden“ (wieder 28./29. April). Auch die Qualität der Late-Night-Show „Heute Nacht mit Helge“ mit Showmaster Helge Salnikau sprach sich so schnell rum, dass bereits die zweite Vorstellung statt wie geplant im Foyer in den größeren Theatersaal verlegt werden musste (wieder 17. April).
Der Kracher schlechthin gelang schließlich Dramaturg Frank Weiß mit „Bilder deiner großen Liebe“, nach dem Dauerbrenner „Tschick“ die zweite Bühnenadaption eines Textes von Wolfgang Herrndorf. Die Rolle der Hauptfigur Isa wird von gleich drei Schauspielerinnen (Miriam Berger, Linda Bockholt und Johanna Wieking) übernommen, was schließlich in einer temporeichen, überaus rockigen Aufführung gipfelt (wieder Samstag, 19. März, um 19.30 Uhr sowie 14. und 15. April).
Hunger vereint sie alle
Für Romy Schmidt ist das alles erst der Anfang. „Der Plan war, überhaupt mal hier anzukommen“, sagt sie. Zu ihrem Team wolle sie ebenso ein Vertrauensverhältnis aufbauen wie zu den Zuschauern: So gut es geht steht sie jeden Abend an der Kasse und begrüßt die Leute. „Ich möchte wissen, für wen wir hier Theater machen“, sagt sie.
Und sie möchte die Vernetzung innerhalb des Kreativ-Quartiers an der Prinz-Regent-Straße stärker ankurbeln. Denn eins haben am Mittag hier alle: Hunger. „Und keiner hat mehr Lust auf die Brötchen von der Tankstelle.“ Also hat Schmidt gemeinsam mit Horst Krause von der Zeche dafür gesorgt, dass zweimal pro Woche gemeinsam gekocht wird. Beim Mittagessen treffen sich dann alle: die Tänzer der Zeche Eins, die Mitarbeiter von Roof, den Symphonikern oder der Popakademie.