Bochum. . Auf dem Campus der Ruhr-Universität könnte bald der erste Bochumer Unverpackt-Laden eröffnen. Seit zwei Wochen sammeln die Gründer Startkapital.

  • Der Bochumer Jungunternehmer Dustin Lehmann möchte Bochums ersten Unverpackt-Laden eröffnen
  • Ein passendes Ladenlokal ist bereits gefunden, noch fehlt dem Gründer und seinen Freunden das Geld
  • Eine Crowdfunding-Kampagne läuft. Zur Not wollen die Gründer den Laden aus eigener Tasche finanzieren

Zum Einkaufen eine Tragetasche einzupacken – das hat sich bei vielen Menschen inzwischen durchgesetzt. Viele Supermärkte bieten von sich aus auch zumindest keine kostenlosen Plastiktüten mehr an, zum Schutz der Umwelt.

Ein eigenes Gefäß zum Einkaufen mitzunehmen, um sich Müsli, Nüsse oder Nudeln einfach am Regal selbst abzufüllen, das ist für viele dagegen vielleicht noch unvorstellbar – könnte aber dazu beitragen, dass wir weniger Müll produzieren, sagt Dustin Lehmann: „Man kauft ein, hat viel zu viel und hinterher sind die Sachen schimmelig. Da wäre es doch besser, wenn man einfach genau so viel kaufen kann, wie man braucht.“

Projekt braucht noch Sponsoren

Dustin Lehmann ist 28 und Jungunternehmer aus Bochum, mit grünen Ideen. Zusammen mit vier Freunden plant er den ersten Unverpackt-Supermarkt in Bochum. Die jungen Männer haben vor zwei Wochen eine Kampagne gestartet, um für das Projekt Sponsoren zu finden.

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Die Idee: In dem Laden sollen unverpackte Produkte verkauft werden, möglichst aus regionalem Anbau. Neben Lebensmitteln soll es auch Dinge des alltäglichen Bedarfs geben, nachhaltig produziert, handgemachte Seifen zum Beispiel.

Mit ihrer Gründungs-Kampagne auf der Internetplattform Startnext wollen die Bochumer bis zum 18. September 15 000 Euro sammeln. Sponsoren bekommen dafür einen Gegenwert, zum Beispiel Einkaufsgutscheine für den neuen Laden. Wenn die Marke von 15 000 Euro nicht erreicht wird, kriegt das Projekt kein Geld ausgezahlt – und die Sponsoren bekommen ihre Spenden zurück.

Den Laden eröffnen wollen die Jungs aber trotzdem, sagt Dustin Lehmann: „Wir wollen die Idee umsetzen, weil wir davon überzeugt sind. Wenn wir nicht genügend Sponsoren finden, müssten wir das Ganze aus eigener Tasche stemmen. Dann wäre die Ladenausstattung vielleicht etwas rudimentärer und es würde länger dauern, bis wir starten könnten.“

Eröffnung zum Semesterstart eingepeilt

Wenn sie die 15 000-Euro-Marke erreichen, sollen davon die Erstausstattung und die ersten Produkte bezahlt werden – im Idealfall könnte schon im Oktober eröffnen, zum Semesterstart.

Ein Ladenlokal ist nämlich schon gefunden: auf dem Campus der Ruhr-Universität. „Wir hatten das Glück, dass der Betreiber des Campus-Center uns einen Laden zur Verfügung stellt. Auf dem Campus erreichen wir auch genau die richtigen Leute“, sagt Stefan Holewa, 23, Maschinenbau-Student. Er soll sich in dem künftigen Unverpackt-Laden um die Waren-Auswahl und den Einkauf kümmern.

Außerdem sind noch Davin Lehmann, 23, und Steven Braun, 25, Teil des Teams. Beide sind ebenfalls Studenten; der eine soll sich um soziale Netzwerke und Online-Präsenz kümmern, der andere um Planung und Organisation. Auf die Finanzen soll Theodoros Kudios schauen, 32 Jahre alt und Banker.

18 Millionen Tonnen Lebensmittel für den Müll

„Wahrscheinlich wirft der Laden erst mal nicht viel ab“, sagt Dustin Lehmann. „Aber darum geht es uns auch nicht. Wir haben alle auch noch andere Einkommen, wollten aber gerne ein zusätzliches Projekt zusammen starten. Und wenn wir damit auch noch was für die Umwelt tun können, umso besser.“

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Nach Angaben der Umweltorganisation WWF werden in Deutschland jedes Jahr mehr als 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, ein Großteil davon schon im Handel; rund sieben Tonnen landen beim Endverbraucher im Müll. „Jeder von uns wirft durchschnittlich über 80 Kilo Lebensmittel pro Jahr weg“, heißt es auf der Internetseite des Bochumer „Unverpackt“-Projekts. „Vieles davon ist oder war verpackt.

Doppelt unnötiger Müll, der uns und unseren Planeten krank macht.“
Im Unverpackt-Supermarkt sollen Produkte verkauft werden, die es nicht in den regulären Handel schaffen: zu kleines oder verformtes Obst und Gemüse von Biobauern aus der Region.

>>> INFO: Spezielle Abfüllsysteme geplant

Mit speziellen Abfüllsystemen oder einer Schaufel sollen sich Kunden in dem Laden Nüsse, Waschmittel oder Müsli selbst abfüllen können.

  • Auch das Inventar des Ladens soll nachhaltig gebaut werden: von einem Bochumer Tischler, der altes Holz zum Beispiel von Baustellen recycelt.

  • Auf der Internetseite startnext.com gibt es ein Video, in dem die Gründer des ersten Bochumer Unverpackt-Ladens ihre Idee vorstellen.