Bochum. . Eine neue Technik soll eine individuelle Versorgung von Patienten mit chronischen Wunden ermöglichen. Die RUB arbeitet mit Venenzentrum zusammen.

  • Die individuelle Versorgung von chronischen Wunden ist schwierig. Ein Sensorpflaster soll helfen
  • Das neue Pflaster soll die Wunde unter dem Verband überwachen und eine drohende Infektion erkennen
  • Die Ruhr-Uni und die Universitätsklinik für Dermatologie im St. Josef-Hospital führen das Projekt durch

Den mehr als zwei Millionen Menschen, die in Deutschland an Wunden leiden, die nicht oder nur schwer heilen, könnten ein Projekt der Ruhr-Uni und eine neue Technik helfen. Ein neues Sensorpflaster soll den Heilungsfortschritt von chronischen Wunden erfassen.

„Das Projekt ist aus der Praxis erwachsen“, sagt Prof. Dr. Markus Stücker. Zusammen mit Prof. Dr. Stefanie Reich-Schupke leitet er das Projekt. Die Bochumer Universitätsklinik für Dermatologie im St. Josef-Hospital ist medizinischer Partner im Projekt. Entwickeln will das Pflaster das Team des Projekts „Vulnus Mon“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert.

Objektive Parameter für Beurteilung der Wunde fehlen

„Derzeit werden solche Wunden nach festgelegten Intervallen regelmäßig kontrolliert“, sagt Stücker. „Dazu muss speziell geschultes Personal die Wunden freilegen und begutachten. Dennoch gibt es dann immer unterschiedliche Meinungen, wie mit der Wunde weiter zu verfahren ist. Objektive Parameter für die Wundbetrachtung fehlen.“ Das soll die neue Technologie nun entscheidend ändern.

Prof. Markus Stücker leitet zusammen mit Prof. Stefanie Reich-Schupke im St.-Josef-Hospital
Prof. Markus Stücker leitet zusammen mit Prof. Stefanie Reich-Schupke im St.-Josef-Hospital © Franz Luthe

Das neue Pflaster soll die Wunde unter dem Verband im Alltag überwachen, zum Beispiel Anzeichen einer drohenden Infektion erkennen. „Zusätzlich soll beim Wechsel des Verbandes ein Video der Wunde aufgenommen und mit Bildanalysetools ausgewertet werden“, sagt Stücker. „Basierend auf den so ermittelten Informationen können Ärzte und Pflegepersonal individuell entscheiden, wie sie die Wunde weiter versorgen müssen.“

Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten unnötige Verbandswechsel zu ersparen und die Wundheilung zu beschleunigen.

Häufig sind alte Menschen betroffen

„Das Kernproblem ist“, sagt Stücker, „dass häufig alte Menschen betroffen sind. Sie können nicht alle zwei Tage zum Arzt.“ Mit der neuen Technik müssten sie das dann nicht mehr. „Diese Mikrosensortechnik ermöglicht es, dass die Informationen per Funk übertragen werden. Am Pflaster gibt es keine Kabel. Der Patient ist nicht durch irgendwelche Strippen eingeschränkt.“

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Allerdings sollten die Patienten W-Lan haben. „Das hilft. Aber wir denken auch über andere Möglichkeiten des Auslesens der Informationen nach. Aber die Technik ist ja auch nicht nur für die Menschen gedacht, die jetzt alt sind und vielleicht mit W-Lan-Technik noch nicht so viel anfangen können. Wir werden ja auch alle älter. Und für die meisten von uns ist W-Lan völlig normal und kein Problem.“

Serie soll ausgebaut werden

In einer kleinen Serie werden nun bis zu 20 Menschen mit der neuen Technik versorgt und überprüft. „Das sind zunächst Patienten aus der Universitätsklinik“, sagt Stücker. „Das ist ein Vorteil für die Patienten mit chronischen Wunden, die in einer Uniklinik behandelt werden. Bei ihnen können die neuesten Techniken genutzt werden. Wenn es funktioniert, werden wir mehr Menschen in das Projekt aufnehmen.“

>>> INFO: Projekt wird für drei Jahre gefördert

Medizinischer Partner im Projekt ist die Bochumer Universitätsklinik für Dermatologie im St. Josef-Hospital. Beteiligt sind die Teams um Prof. Dr. Stefanie Reich-Schupke und Prof. Dr. Markus Stücker.

  • Koordinator des gesamten Forschungsverbundes ist die Softwareentwicklungsfirma NSC in Lichtenstein.

  • Die Fördersumme beträgt 2,35 Millionen Euro. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt.