Bochum. . Wie können Musiker unterschiedliche Rhythmen mit Händen und Füßen spielen. Eine Hirnforscherin der RUB will das mit einer Studie herausfinden.
- Wie unterscheidet sich das Gehirn eines Schlagzeugers vom dem Gehirn eines Nicht-Schlagzeugers?
- Das will eine Forscherin der Ruhr-Uni Bochum mit einer Studie herausfinden
- Für ihre Forschungsarbeit sucht sie männliche Versuchspersonen, die professionelle Erfahrungen mit Schlagzeugspielen
Wie unterscheidet sich das Gehirn eines Schlagzeugers vom dem Gehirn eines Nicht-Schlagzeugers? Warum kann ein Schlagzeuger, der über eine gewisse musikalische Erfahrung verfügt, unterschiedliche Rhythmen mit seinen Händen und seinen Füßen spielen?
Warum kann er seine Arme dabei sogar kreuzen, um mit den Sticks Hi-Hat, Becken oder Drums zu spielen und gleichzeitig mit dem Fuß das Bussdrum-Pedal zu betätigen, ohne dabei aus dem Rhythmus zu geraten? Und welche Auswirkungen haben diese außergewöhnlichen Fähigkeiten auf sein Gehirn?
Kooperation mit der Uniklinik
Diese ganz speziellen Fragen möchte die promovierte Biologin Dr. Lara Schlaffke (29) in den kommenden Monaten in einer wissenschaftlichen MRT-Studie mit rund 20 jungen Männern im Alter zwischen 18 und 40 Jahren in der Forschungsabteilung der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Bergmannsheil in Kooperation mit dem Institut für kognitive Neurowissenschaften der Ruhr-Universität erforschen.
Für ihre Forschungsarbeit sucht sie ab sofort männliche Versuchspersonen, die professionelle Erfahrungen mit Schlagzeugspielen haben und gleichzeitig medizinische Kriterien erfüllen. „Es sollten bei den Probanden keine neurologischen Erkrankungen vorliegen. Sie dürfen auch keine Metallimplantate im Körper, wie Prothesen oder Platten, haben; ebenso keine Angst vor engen Räumen.“
So hofft die 29-Jährige, dass sich in den kommenden Wochen eine ausreichende Anzahl an Schlagzeugern meldet. Diese sollten nicht nur gut „trommeln“ können, sondern sich darüber hinaus für wissenschaftliche Untersuchungen und somit für die Hirnforschung begeistern lassen. Und das praktisch zum Nulltarif. Denn Lara Schlaffke kann jenen Probanden, die zum Universitätsklinikum nach Bochum anreisen müssen, keine fürstliche Entlohnung zahlen. „Jeder Teilnehmer erhält eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 30 Euro.“
Test findet an einem Tag statt
Der Test findet für jeden Teilnehmer an einem Tag statt. „Die Gesamtdauer beträgt dabei circa 90 Minuten. In dieser Zeit erfolgt eine Messung der motorischen Fähigkeit, bei der verschiedene Taktmuster auf einem elektrischen Schlagzeug gespielt werden sollen. Daran schließt sich eine MRT-Messung (Magnetresonanztomographie) an, bei der eine kurze Aufgabe zum Fingertapping (Tippen der Finger) gestellt wird.
Anschließend werden verschiedene strukturelle MRT-Aufnahmen vom Gehirn gemacht. Die dafür veranschlagte Zeit liegt bei 50 Minuten. Das alles tut nicht weh. Und es fließt auch kein Blut.“ Und was für die Teilnehmer ganz wichtig ist: Die Ergebnisse sind anonym und können somit keinem Probanden zugeordnet werden.
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Doch warum gibt es diese Studie? Ein Forschungsschwerpunkt von Lara Schlaffke an der Neurologischen Klinik des Universitätsklinikums Bergmannsheil ist es, mit Hilfe von funktioneller und struktureller Bildgebung (MRT) die Untersuchung von Lernprozessen und die damit verbundenen strukturellen Veränderungen im Gehirn zu erforschen. Denn sie hat sich mit Leib und Seele der Hirnforschung verschrieben.
Schon als Pennälerin interessierte sie sich insbesondere für das Fach Biologie. Deshalb hat sie nach dem Abitur im Jahr 2006 und einem einjährigen Auslandsaufenthalt an der Ruhr-Uni Biologie studiert.
Faszinierendes Gehirn
Im Zuge des Studiums faszinierte sie insbesondere das Gehirn und die verschiedenen Gehirnfunktionen, so dass sie sich nunmehr ganz der Forschung und Wissenschaft verschrieben hat. „Eine berufliche Tätigkeit außerhalb der Forschung kann ich mir gegenwärtig nicht vorstellen.“
Deshalb hofft sie, dass sich genügend Musiker finden, die es ihr ermöglichen, eine weitere Facette des menschlichen Gehirns zu beschreiben und dabei möglicherweise bislang unerforschte Geheimnisse zu lüften.