Stiepel. . Mehr Verkehr, schlechte Straße: Anwohner finden Leben an der Königsallee unerträglich. Verbesserungsvorschläge haben kaum Aussicht auf Erfolg.

Friedhelm Jannett hat die Nase voll. Ständig liest er über den zunehmenden Verkehr in Stiepel-Frische, seit die Haarstraße verkehrsberuhigt wurde. Und dass die Stadt an einem Verkehrskonzept arbeitet. „Doch von uns an der Heintzmannsheide und Umgebung ist nie die Rede“, ärgert er sich. Dabei sei es auch hier schlimmer geworden. Und zwar auf der Königsallee (zwischen Markstraße und Kemnader Straße), zu der die Heintzmannsheide parallel verläuft.

„Der Verkehr hat drastisch zugenommen“, sagt Friedhelm Jannett. Insgesamt. Und im Speziellen, seit die Haarstraße von der Kö aus zur Sackgasse gemacht wurde. Der Lärm, der von der vierspurigen Königsallee herüberschallt, sei unerträglich geworden. Ein Problem, das sich nicht erst jetzt auftut, nach Angaben der Anwohner aber immer größer wird.

Lärmberechnung zugunsten der Anwohner

Friedhelm Jannett zweifelt die Aussagekraft der Lärmberechnungen für den Bereich Heintzmannsheide an: „Der Wert wird nur berechnet, nicht gemessen. Basierend auf der Annahme, dass auf der Kö wirklich Tempo 70 eingehalten wird und die Straße in tadellosem Zustand ist.“

„Stimmt“, sagt Anne Höckber von Straßen.NRW. „Es fließen viele Dinge mit ein: Die Lage und Höhe des Hauses, die Straße, die Topographie, eine Mit-Wind-Simulation. In der Regel wird zugunsten der Anlieger bewertet. Auch in diesem Fall, wo wir wirklich nicht von einem Grenzfall sprechen.“ Die letzte Verkehrszählung sei ebenfalls berücksichtigt worden. Diese liegt allerdings sieben Jahre zurück.

Diese Art der Lärmberechnung wird laut Straßen.NRW auch für Planfeststellungs-Verfahren angewandt.

E-Mails bleiben ohne Erfolg

Seit Jahren schon kämpft Friedhelm Jannett – allein – um eine Verbesserung der Situation, schreibt immer wieder E-Mails an Stadt und Straßen.NRW. „Ohne Erfolg“, sagt Jannett, der sich deswegen jetzt Unterstützung aus der Nachbarschaft holt und auch die Anwohner der angrenzenden Straßen Zikaden- und Libellenweg ansprechen will. Auch Inge Pöhler ist genervt vom dem Lärm. „Das geht den ganzen Tag so“, sagt sie. „Und jetzt, wo die Motorradsaison beginnt, wird die Kö zur Rennstrecke“, fügt Nachbar Werner Vieth hinzu.

„Tempo von 70 auf 50 reduzieren“

Lösungsvorschläge hat Friedhelm Jannett bereits parat: „Das Tempo von 70 auf 50 reduzieren und die Geschwindigkeit anfangs regelmäßig kontrollieren. Das spricht sich schnell herum. Auf der B1 in Dortmund funktioniert das ja auch.“ Eine weitere Lärm-Minderung könnte Jannett zufolge eine Ausbesserung der Straßendecke bewirken, etwa mit Flüsterasphalt. „Das alles ist günstiger als der Bau von Lärmschutzwänden, wie an der Kosterstraße für ein paar Anwohner geschehen“, sagt Friedhelm Jannett, der das Gefühl hat, dass „in Stiepel mit zweierlei Maß gemessen wird“.

Große Aussicht, dass sich für Friedhelm Jannett und seine Nachbarn etwas ändert, besteht nicht. „Wir sehen keine Möglichkeit, dort einzugreifen“, sagt Anne Höckber von Straßen.NRW. „Die Lärmberechnungen liegen deutlich unter dem Grenzbereich. Und auch der Straßenbelag ist nicht so schlecht, dass wir dort sofort einschreiten müssten.“ Straßen.NRW habe eine interne Prioritätenliste, die abgearbeitet werde. Höckber: „Dort ist die Königsallee vermerkt, wird aber frühestens 2018 in Angriff genommen.“ Ob mit Flüsterasphalt, werde im Zuge der Sanierung dann noch geprüft.

Stadt verweist auf Verkehrskonzept

Auch die Stadtverwaltung lehnt Tempo 50 auf der Kö ab. Pressesprecher Thomas Sprenger: „Die Königsallee ist für Tempo 70 ausgelegt und eine Vorrangstraße. Die Autofahrer sollen gezielt diese Straße nutzen.“ Sprenger macht zumindest ein wenig Hoffnung mit Verweis auf das Verkehrskonzept für Stiepel, das nach Beenden der Baustelle auf der Kosterstraße Aufschluss über die Gesamtsituation in Stiepel geben und zeigen soll, wie sich die Verkehre wo auswirken. Es soll laut Sprenger im Herbst diesen Jahres vorliegen.