Bochum. . 170 Teilnehmer bei der 8. Integrationkonferenz im Rathaus. Das Land will Geld für sie in die Hand nehmen. 300 Lehrer sollen eingestellt, drei Millionen Euro verteilt werden. In Bochum werden 44 weitere Auffangklassen benötigt
Bisweilen bekommen bestimmte Themen eine eigene Dynamik. Als Monika Noffke vor einem Jahr mit den Planungen für 8. Integrationskonferenz begann, konnte sie nicht wissen, dass das Thema „so an Brisanz gewinnen würde“. Die stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums hatte als Arbeitstitel „Wie gehen wir in Zukunft mit Flüchtlingen um“ gewählt. Die „Integration von Flüchtlingen“, so der tatsächliche Titel der Integrationskonferenz, ist inzwischen aber ein so aktuelles, wichtiges Thema, dass sich zwischendurch die Landesregierung meldete und fragte, ob es der Stadt Bochum damit Ernst sei.
„Da mussten wir klarstellen“, sagt Susanne Köllner, die seit September die Chefin des Integrationszentrums ist, „dass es zwar um Flüchtlinge geht, aber nicht um die, die zum Beispiel aktuell an der Lewackerstraße untergebracht sind, sondern eher um die vielen unbegleitet, minderjährigen Flüchtlinge, die nahezu jeden Tag in Bochum ankommen.“
Vorträge und Podiumsdiskussion
Mehr als 170 Teilnehmer hatten sich zu dieser Veranstaltung angemeldet. Es gab drei Vorträge, eine Podiumsdiskussion zur aktuellen Lage von Flüchtlingen aus Krisengebieten und zu Herausforderungen und Konsequenzen für die Flüchtlingspolitik in NRW sowie die Ausstellung „Checkpoint Charlie gibt es überall – Menschen auf der Flucht?“ einer Volkshochschulklasse „SchulabschlussPlus“ und schließlich einen Kurzauftritt des Dortmunder Künstlers Fred Ape.
Ankommen und politische Teilhabe
Bei der Podiumsdiskussion kam auch Serdar Yüksel (SPD) zu Wort. Der Landtagspolitiker machte klar, welche Dinge er für die Flüchtlinge am wichtigsten findet. „Es geht erst einmal nicht darum, dass sie politische Teilhabe bekommen. Zunächst geht es um Unterbringung und darum, in einer Stadt anzukommen.“
Zuvor hatte Miguel Vicente, Beauftragter für Migration und Integration des Landes Rheinland-Pfalz erklärt, welche Möglichkeiten dort Flüchtlinge haben. „Sie sollen recht schnell wissen, dass sie politisch teilnehmen dürfen und können. Auch geduldete Menschen können für den Integrationsrat kandidieren.“
Es gab aber nicht nur Absichtserklärungen. Es gab auch klare Worte und Zahlen. „Das Land hat erkannt, dass es mehr Geld in die Hand nehmen muss“, sagte Susanne Köllner. „Unter anderem für 300 Lehrer. Die werden dann allerdings auf ganz viele Kommunen verteilt. Genau wie die drei Millionen Euro.“ Diese Summe forderte Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz bei ihrem Grußwort schon alleine für die Stadt Bochum, um die umfangreiche medizinische Grundversorgung der Flüchtlinge zu gewährleisten.
Eine andere Willkommenskultur
„Fakt ist zudem“, sagt Köllner, „dass wir in Bochum 44 weitere Auffangklassen benötigen. Aktuell gibt es zu wenige. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass es an den Berufskollegs Internationale Klassen gibt. Bis Ende des Jahres müssen wir 1000 Seiteneinsteiger vermittelt haben.“ Sie sollen in Bochum eine andere „Willkommenskultur“ kennenlernen. „Ich glaube nicht“, sagt Köllner, „dass der Flüchtlingsstrom abreißen wird. Wir müssen die Menschen nicht mehr als Flüchtlinge, sondern als Zuwanderer verstehen. Ich wünsche mir, dass dieser Slogan in allen Köpfen ankommt: Willkommen in Bochum – in Bochum willkommen.“