Bochum. Die für Freitag anvisierte Schließung des vorübergehenden Aufnahmelagers an der Lewacker Straße in Linden wird verschoben. Nun plant die Bezirksregierung Arnsberg, die seit dem 17. September betriebene und kurzfristig eingerichtete Landeseinrichtung noch zunächst bis Ende November zu nutzen.
Länger als zunächst geplant wird die frühere Förderschule an der Lewacker Straße in Linden als Aufnahmelager für Flüchtlinge genutzt. Die Bezirksregierung Arnsberg hat angekündigt, dass die Einrichtung nicht wie zunächst geplant Ende Oktober wieder geschlossen wird, sondern zumindest noch bis Ende November genutzt werden soll.
Sie habe diese Verlängerung „angesichts der nach wie großen Zugangszahlen von Asylbewerbern bei der Stadt Bochum angefragt“, heißt es in einer Erklärung. Momentan stünden an insgesamt 24 Standorten etwa 6700 Plätze in der Regelbelegung zur Verfügung, zudem etwa 1500, die im Rahmen einer Notbelegung für die Unterbringung genutzt werden können.
Ruhepause wäre dringend nötig
Die Stadt Bochum hatte ihre Bereitschaft signalisiert, die frühere Förderschule weiter zur Verfügung zu stellen. „Wir sind froh, dass es so viele ehrenamtliche Helfer in der Stadt gibt und dass sich auch die städtischen Mitarbeiter stark engagieren“, sagt Stadt-Sprecher Thomas Sprenger. Am Donnerstag werden 140 Flüchtlinge die Einrichtung verlassen, vermutlich kommen am Freitag oder Samstag bereits die nächsten.
Bezirksbürgermeister Mark Gräf (SPD) informierte am Mittwochnachmittag die Mitglieder der Bezirksvertretung von der neuen Entwicklung. Ob Arnsberg dem Wunsch von Gräf folgt, den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften eine dreitägige Ruhepause zu gönnen und die Möglichkeit zur Grundreinigung der Schule zu geben, ist noch offen. Nach seinem Eindruck arbeiteten die vielen Helfer „am Rande der Belastbarkeit und sollten nicht überstrapaziert werden“. Sie bräuchten Luft zum durchatmen.
Auf direktem Weg in die Städte
Gleichwohl sei die Bereitschaft zur Hilfe auch unter den etwa 30 Ehrenamtlichen, die in Schichten täglich von 9 bis 18 Uhr vor Ort sind, ungebrochen. „Das wird mir gespiegelt.“ Ihnen eine Ruhepause zu gönnen, noch dazu angesichts des stillen Feiertags, wäre aus seiner Sicht angemessen und hilfreich. „Aber wenn es anders sein sollte, werden sie auch am Freitag wieder bereit stehen.“ Am Freitagabend wird sich der Helferkreis dem Vernehmen nach in den Räumen der Naturfreunde Linden-Dahlhausen treffen und gemeinsam die Arbeit der vergangenen Wochen reflektieren.
Nachdem die vom 17. September an in Linden zunächst untergebrachten 145 Flüchtlingen nach drei Wochen überraschend nach Essen in eine andere Aufnahmestelle gebracht wurden, sei für die danach in Bochum angekommenen 135 Menschen eine bessere Lösung erreicht worden. „Sie werden jetzt direkt auf die Kommunen verteilt“, so Gräf. Am Donnerstag werden sie mit Bussen in die einzelnen Städte gebracht.
Salami-Taktik der Behörde?
Die Beschwerden über den abrupten Wechsel der „Erstbelegung“ an der Lewacker Straße an Regierungspräsident Gerd Bollermann haben möglicherweise ihren Anteil an der neuen Verfahrensweise. Unter anderem hatte Gräf an den RP geschrieben, „so kann man mit Menschen nicht umgehen“. Hervorragende Arbeit attestiert er derweil dem Mitarbeiter der Bezirksregierung, der seit zwei Wochen vor Ort in Linden ist.
Ehrenamtliche wünschen zentrale Koordinierung
Auf die Einrichtung einer städtischen Koordinierungsstelle der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit hoffen die im Initiativkreis Flüchtlingsarbeit zusammen geschlossenen Organisationen. „Alle würden das begrüßen“, so Frank Taschner (Grüne) nach dem jüngsten Treffen des Initiativkreises. Er kündigte an, „die Koalition wird darüber diskutieren müssen“. Angesichts der angespannten Haushaltslage und steigender Kosten im Sozialbereich gehe es nicht um eine neue Stelle, sondern um die Umschichtung von Aufgaben.
Themenbereiche erarbeitet hat der Initiativkreis für die geplante Arbeitsgruppe Flüchtlinge des Sozialausschusses. SPD und Grüne haben einen Antrag zur Gründung einer solchen AG eingebracht. Er wird in der nächsten Woche im Ausschuss behandelt. Taschner geht dabei von einer breiten Mehrheit aus. Indes gibt es einen alternativen Vorschlag von UWG/FDP zur Einrichtung eines Runden Tischs zum Themenkomplex Flüchtlinge. Die AG sollte nach dem Willen der Antragsteller nicht öffentlich tagen. Befassen sollte sie sich nach Ansicht des Initiativkreises etwa mit Standards der Flüchtlingsarbeit und Hilfen für Ehrenamtliche. Vorbild dafür könnte ein Leitfaden sein, den die Stadt Köln 2004 erarbeitet hat.
Den Eindruck, die für die Verteilung aller Flüchtlinge in NRW zuständige Behörde in Arnsberg würde in Bochum bei ihrer nun zum zweiten Mal verlängerten Frist der Nutzungsdauer eine Salami-Taktik anwenden, teilt der Bezirksbürgermeister nicht. Gleichwohl würde er sich, sollte sich eine Nutzung der früheren Förderschule über den November hinaus abzeichnen, eine größeres Zeitfenster für die Planung der Aufgaben wünschen.