Essen/Bochum. Im Tabellenkeller der Bundesliga darf der VfL Bochum wieder hoffen. Kommen Zugänge im Winter, etwa im Sturm? Die Konkurrenz liefert bereits.
- Im Abstiegskampf der Bundesliga hat der VfL Bochum neuen Mut geschöpft. Ebenfalls stark gefährdet: Holstein Kiel, der 1. FC Heidenheim, die TSG 1899 Hoffenheim und der FC St. Pauli.
- Wintertransfers bieten die Chance, Fehler aus dem Sommer zu korrigieren oder an Schwachstellen nachzulegen. Beim VfL Bochum hat sich noch nichts getan.
- Zwei Konkurrenten haben schon mit prominenten Namen im Sturm auf sich aufmerksam gemacht.
Nein, so richtig rosig sind die Aussichten des VfL Bochum im Tabellenkeller der Bundesliga immer noch nicht. Neun Punkte hat das Team von Trainer Dieter Hecking auf der Haben-Seite. Zwei könnten noch hinzukommen, sollte das DFB-Sportgericht dem Einspruch der Bochumer gegen die Wertung des 1:1 bei Union Berlin stattgeben.
Soweit die graue Theorie. 17, respektive 19, Spiele hat der VfL noch, um nach dann vier Jahren den Sturz zurück in die Zweitklassigkeit zu vermeiden. Und natürlich eine Wintertransferphase, in der die Bochumer ihre Offensivprobleme angehen sollten.
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Auch die Konkurrenz, die der VfL Bochum noch einholen will, hat in der Offensive ihre Probleme. Zwei Klubs haben da schon prominent nachgelegt. Andere Baustellen sind dagegen noch offen. Die Übersicht über die anderen Abstiegskandidaten neben dem VfL Bochum.
Platz 17, Holstein Kiel, elf Punkte: Linksverteidiger kommt als Rekordtransfer
Mit John Michael Tolkin stößt Holstein Kiel in unbekannte Sphären vor. Rund 2,5 Millionen Euro sollen die Störche an Red Bull New York überwiesen haben. Tolkin gehörte in der vergangenen Saison zu den besten Linksverteidigern der MLS und greift den Stammplatz von Lasse Rosenboom an.
Mit David Zec hat Holstein Kiel zudem bereits eine seiner größten Baustellen bereits behoben. Für Kapitän Patrick Erras, der zuletzt ausgefallen war und dessen Comeback auswärts beim SC Freiburg am Samstag, 11. Januar, 15:30 Uhr, wohl noch nicht stattfinden wird, ist Zec der perfekte Ersatz. Der 25-Jährige ist slowenischer Nationalspieler und hat mit NK Celje reichlich Erfahrung in der dortigen ersten Liga gesammelt. Zudem spielte er in dieser Saison die Qualifikationsrunden für die Champions und Europa League und trat in der Conference League an.
Seine 1,90 Meter Körpergröße sind eine Waffe in der Luft - vorne wie hinten. Spannend wird, wie die Dreierkette aussieht, wenn der gesetzte Erras zurückkehrt. Ansonsten ist Kiel solide aufgestellt. Die Sturmprobleme scheint der aus der Regionalliga Südwest geholte Phil Harres in den Griff zu bekommen. Mit Lewis Holtby und Steven Skrzybski haben die Störche zudem noch reichlich Kreativität in der Hinterhand.
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Platz 16, TSG 1899 Hoffenheim, 14 Punkte: Königstransfer für neun Millionen Euro
Für neun Millionen Euro im Abstiegskampf nachlegen: Das kann nur die TSG 1899 Hoffenheim. Der Name dazu? Gift Orban, 22 Jahre alt, Mittelstürmer, geholt von Olympique Lyon. Bei den Franzosen war er hintendran, jetzt soll er im Kraichgau durchstarten.
Damit hat der 1. FCH seine größten Baustellen geschlossen. Möglich, dass im Tor noch etwas passiert. Kevin Müller wird die Ostalb im Sommer definitiv verlassen. Ein Winterwechsel von BVB-II-Keeper Marcel Lotka war im Gespräch, ist aber vom Tisch. Auch ein weiterer, schneller Offensivspieler à la Paul Wanner oder Leo Scienza würde dem Konterfußball von Frank Schmidt gut zu Gesicht stehen. Im Sommer könnte da Lotkas Teamkollege Julian Hettwer zu einem noch heißeren Thema als zuletzt schon werden.
Im Sommer hatte die TSG gar noch ein Regal höher gegriffen und Adam Hlozek für 18 Millionen aus Leverkusen geholt. Doch der Tscheche funktioniert noch nicht so richtig. Talent Max Moerstedt hätte im Sturmzentrum eigentlich mehr Einsätze bekommen sollen, was durch den Orban-Transfer jedoch unwahrscheinlicher wird. Bis auf Kramaric haben die Hoffenheimer seit Jahren eine große Fluktuation in der Offensive - was sich erst einmal wohl auch nicht ändern wird.
Eine weitere Baustelle ist die Innenverteidigung, die, auch bedingt durch den Trainerwechsel von Pellegrino Materazzo zu Christian Ilzer, schon einige Konstellationen gesehen hat. Artur Chaves dürfte in der Viererkette starten, daneben der stets zwischen Genie und Wahnsinn pendelnde Stanley Nsoki auflaufen. Bis Ozan Kabak, der nun schon seit sieben Monaten mit einem Kreuzbandriss ausfällt, zurückkehrt, dürfte es noch dauern.
Platz 15, 1. FC Heidenheim, 14 Punkte: Zwölf Tore gegen die Sturmflaute
18 Treffer in 15 Spielen sind im Tabellenkeller zwar vergleichsweise viel, dennoch kamen sie beim 1. FC Heidenheim nicht um die Erkenntnis herum, dass neben Marvin Pieringer (vier Tore) und Maximilian Breunig (zwei Tore) ein echter Goalgetter guttun würde. Gesagt, getan: Der 1. FCH hat mit Budu Zivzivadze den besten Torjäger der zweiten Liga vom Karlsruher SC losgeeist. Zwölf Treffer hat der Georgier für den KSC erzielt. Jetzt soll er den Heidenheimern im Abstiegskampf helfen.
Und dann ist da noch die Conference League. Im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten müssen die Heidenheimer noch international ran. Dahingehend ist auch die Leihe von Frans Krätzig logisch, der auf der Linksverteidigerposition eine vielversprechende Alternative zu Jonas Föhrenbach darstellt.
Platz 14, FC St. Pauli, 14 Punkte: Drei kluge Verstärkungen für die Breite
Mit dem 1:0 beim VfB Stuttgart ist dem FC St. Pauli zum Jahresende noch einmal ein echtes Ausrufezeichen gelungen. Die viel finanzstärkeren Hoffenheimer ausgeklammert, haben die Kiezkicker den ausgeglichensten Kader aller aktuellen Kellerkinder. Und daran haben sie bereits weiter gefeilt.
Mit James Sands ist ein im defensiven Mittelfeld wie in der Innenverteidigung flexibel einsetzbarer Defensiv-Allrounder neu dabei. Er kann und soll Druck auf die gesetzten Jackson Irvine und Carlo Boukhalfa machen. Auch die Offensive aus Joshua Guilavogui, Johannes Eggestein und Oladapo Afolayan hat sich mittlerweile gefunden, bekommt aber ebenfalls Konkurrenz: Mit Noah Weißhaupt hat der FC St. Pauli ein Außenbahnjuwel von Ligakonkurrent SC Freiburg ausgeliehen. Zudem ist in Abdoulie Ceesay ein neuer Mittelstürmer, der für die gambische Nationalmannschaft aufläuft, mit an Bord.
Mehr Offensivpower tut dem FC St. Pauli definitiv gut. Zwölf Tore haben die Kiezkicker bisher erzielt. Das ist der schlechteste Wert unter den fünf Teams am Tabellenende. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: 19 Gegentore markieren mit großem Abstand die beste Abwehrleistung des Quintetts. Der VfL Bochum wird mit beidem in naher Zukunft Bekanntschaft machen. Am Mittwoch, 15. Januar, 18:30 Uhr, wird der FC St. Pauli zum Keller-Schlager an der Castroper Straße antreten.