Essen. Erst der Zug-Angriff, dann das 0:4 bei Hansa: Die Fans von von RW Essen sind sauer. Michael Schultz hat dafür Verständnis, wendet sich ans Team.
Die Reise nach Rostock, die rund 700 Anhänger des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen am vergangenen Wochenende mit dem Sonderzug auf sich genommen hatten, wurde zu einem Albtraum für die treuen Anhänger. Erst griffen Rostocker Hooligans den Zug an, dann kassierte ihre Mannschaft eine 0:4-Klatsche im Ostseestadion und rutschte in der 3. Liga auf einen Abstiegsplatz ab. Den Frust bekamen die RWE-Profis ab. Erstmals in dieser Saison wurden die Essener Spieler nach einem Spiel ausgepfiffen.
Die Wut der Essener Anhänger könne Michael Schultz (31) nachvollziehen. „Es ist verständlich, dass die Fans sauer sind, wenn sie mit tausenden Leuten nach Rostock fahren, sich im Zug noch von irgendwelchen Chaoten angreifen lassen müssen, und wir da 0:4 untergehen. Das geht nicht, wir sind in der Bringschuld“, sagte der Kapitän von Rot-Weiss Essen am Mittwoch nach dem RWE-Mannschaftstraining im Gespräch mit dieser Redaktion.
Rot-Weiss Essen: Defensiv-Debakel in Rostock
Der besorgniserregende Auftritt im Kellerduell an der Ostsee hinterließ viele Fragen und schockierte auch die Essener Verantwortlichen. RWE-Sportdirektor Christian Flüthmann hatte eine Aufarbeitung der 0:4-Klatsche angekündigt, in der die Gäste ein desolates Defensiv-Verhalten an den Tag legten. „Wir haben zu sorglos verteidigt und viele Chancen zugelassen. So kannst du in der Liga auch gegen einen Gegner, der zu dem Zeitpunkt unten drin stand, keine Spiele gewinnen“, unterstreicht Schultz. Der Essener Abwehrspieler nimmt den kompletten Kader in die Pflicht. „Wir müssen als Mannschaft verteidigen, jeder muss sich seiner Aufgabe bewusst sein. Die Intensität darf nicht fehlen.“
Der 31-Jährige, der im Sommer von Viktoria Köln an die Hafenstraße kam und von RWE-Trainer Christoph Dabrowski auf Anhieb zum Mannschaftkapitän auserkoren wurde, wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf, dass sich die Spieler in der Schlussphase aufgegeben hätten. „Wir haben zum Schluss zwei Dinger hergeschenkt, dann sah es so aus, als würden wir uns ergeben. Bis zum 0:2 in der 75. Minute durch das Standard-Tor hätten wir jederzeit ein Tor machen können. Aber dass wir dann auseinandergefallen sind, ist nicht akzeptabel“, erklärt Schultz.
„Mich als Abwehrspieler und Kapitän kotzt es auch an, dass wir so viele Gegentore kassieren“
Im Spiel gegen den Ball offenbaren die Essener in dieser Saison gravierende Mängel. Zehn Gegentore kassierte RWE in den letzten drei Spielen, keine Mannschaft ließ im bisherigen Saisonverlauf mehr Torschüsse und hochkarätige Möglichkeiten des Gegners zu. „Mich als Abwehrspieler und Kapitän kotzt es auch an, dass wir so viele Gegentore kassieren“, betont Schultz. „Das ist nicht unser Anspruch und muss abgestellt werden. Die Intensität im Training war in den letzten zwei Tagen top. Es gibt jetzt keine Ausreden mehr.“
Rot-Weiss Essen: Aussprache nach Rostock-Klatsche
Nach der 0:4-Klatsche wird am Samstag (14 Uhr, WDR, MagentaSport) gegen den starken Aufsteiger Energie Cottbus eine Reaktion der Essener Mannschaft erwartet. Zur Aufarbeitung des Rostock-Spiels gehörte auch eine Spielersitzung zu Beginn der Woche. Schon nach der Niederlage in Unterhaching (0:2) Anfang September hatten sich die RWE-Profis ohne ihre Trainer zu einer Aussprache getroffen. „Wir haben uns als Mannschaft Anfang der Woche zusammengesetzt und gesprochen“, verrät Schultz. „Auch mit dem Mannschaftsrat wurde viel geredet. Jetzt müssen aber Taten folgen, wir sind in der Bringschuld.“
Über die Inhalte wollte Schultz nicht sprechen. Der Innenverteidiger versichert jedoch, dass die zweite Spielersitzung innerhalb weniger Wochen nicht auf ein Einstellungs-Problem innerhalb der Mannschaft zurückzuführen sei. „Wir haben gute Jungs, auch gute Charaktere in der Mannschaft. Wir haben in Dresden super gespielt, aber auch da einige Tore hergeschenkt. Sowas wird in der 3. Liga bestraft.“
Auf Rot-Weiss Essen wartet ein knallhartes Programm
Ob der Austausch dieses Mal Wirkung erzielt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Denn nach dem Cottbus-Spiel geht es für RWE gegen Erzgebirge Aue (A), den SV Sandhausen (H) und den 1. FC Saarbrücken (A). Ohne die nötige Intensität droht den Rot-Weissen angesichts dieses schweren Programms ein unangenehmer Monat November.
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Schultz ist klar, dass seine Mannschaft weiter die Unterstützung von den Rängen benötigt. Er wisse auch, was dazu von Seiten der Spieler nötig ist: „Wir brauchen die Fans hinter uns. Wir müssen zusammenhalten, aber dafür müssen wir jetzt in Vorleistung gehen. Das geht nur mit unserer Leistung auf dem Platz.“
Rot-Weiss Essen vor hartem Programm: „Machen uns nicht in die Hose“
Eine dritte Niederlage in Folge soll gegen die formstarken Gäste aus Cottbus unbedingt vermieden werden. Die Platzierung der nächsten Gegner spiele in den Köpfen der RWE-Spieler keine Rolle, versichert Abwehrchef Schultz. „Mir ist es egal, gegen wen wir am Wochenende spielen. Wir hatten auch Dresden am Rande einer Niederlage, das steckt in der Mannschaft drin. Wir machen uns nicht in die Hose. Die Mannschaft kann den Bock umstoßen, dann geht es schnell in die andere Richtung. Jetzt müssen wir den ersten Schritt machen.“