Essen/Rostock. Der Angriff auf Fans von Rot-Weiss Essen durch Hooligans von Hansa Rostock schlägt hohe Wellen. Die Bundespolizei veröffentlicht weitere Details.
Der heftige Angriff von mindestens 150 vermummten und einheitlich in weiß gekleideten Hooligans auf den Sonderzug mit Fans von Rot-Weiss Essen hatte einige Fragen hinterlassen. Wie konnte es zu einem Angriff auf der Bahnstrecke zwischen Löwenberg und Gransee kommen? Wer hatte im Zug die Notbremse gezogen?
Die Bundespolizeidirektion Berlin hat inzwischen im Zuge ihrer Ermittlungen neue Details veröffentlicht. Demnach habe ein Reisender im Zug die Notbremse gezogen und nicht das Zug-Personal. Ob es sich um einen Reflex oder eine gezielte Aktion handelte, ist noch nicht bekannt. Ersten Erkenntnissen der Bundespolizei zufolge sollen anschließend mehrere Essener Fans aus dem Zug gestiegen sein. In der Folge sei es zu körperlichen Auseinandersetzungen mit den Angreifern gekommen. Aus Essener Fankreisen ist zu hören, dass die Rostocker daran gehindert werden sollten, in den Zug einzudringen.
Zug von Rot-Weiss Essen angegriffen: Bisher erst ein Täter identifiziert
Die Essener Anhänger waren am Samstag auf dem Weg zum Ligaspiel ihrer Mannschaft bei Hansa Rostock, das mit 0:4 verloren ging. Der Zug war in Brandenburg zum Halten gebracht und nach Angaben der Polizei von einer vermummten Tätergruppe attackiert worden. Erst vier Stunden später konnte der Sonderzug seine Fahrt fortsetzen. Die Essener Fans kamen deshalb erst zur zweiten Halbzeit im Rostocker Ostseestadion an.
Am Samstagabend teilte die Polizei-Inspektion Rostock mit, dass ein 20 Jahre alter deutscher Tatverdächtiger aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg identifiziert worden sei. Drei Personen sind bei der Auseinandersetzung verletzt worden. Die Betroffenen haben laut Bundespolizei auf eine ärztliche Behandlung verzichtet.
Hansa Rostock hatte sich von den Vorfällen distanziert. Fans des Clubs waren in der Vergangenheit schon mehrmals durch gewalttätige Aktionen aufgefallen. Als Folge des Vorfalls haben fünf Aufsichtsräte des Fußball-Drittligisten ihren Rücktritt erklärt. „Seit einiger Zeit beobachten wir eine Entwicklung, die uns mit Sorge erfüllt“, steht in einer gemeinsamen Erklärung von Rainer Lemmer, Christian Stapel, Henryk Bogdanow, Frank Schollenberger und Immanuel Fuhrmann. Konkret auch auf den Angriff bezogen schrieben sie: „Hier wurde für uns eine rote Linie überschritten!“
Druck auf den Verein gibt es auch aus der Politik. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) erwartet von Hansa Rostock nach dem Angriff auf den Sonderzug deutliche Konsequenzen für die Täter - die bis auf eine Ausnahme aber noch nicht ermittelt wurden. „Diese augenscheinlich geplante Aktion ist grässlich und schockiert mich zutiefst“, erklärte der Politiker. „Erneut hat eine kleine Gruppe von Kriminellen, die den Volkssport Fußball für ihre Lust auf Gewalt missbraucht, einen großen Schaden für den Verein, die Stadt und unser Land angerichtet. Ich gehe deshalb davon aus, dass Ermittlungsergebnisse von Vereinsseite harte Konsequenzen für die Täter haben werden.“
Hansa Rostock - Rot-Weiss Essen: Strafverfahren eingeleitet
Die Bundespolizei leitete Strafverfahren wegen des Verdachts der Sachbeschädigung, des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr, der gefährlichen Körperverletzung sowie wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs im besonders schweren Fall ein und wertet derzeit gesichertes Foto- und Videomaterial aus.