Essen. Rot-Weiss Essen droht nach den Szenen gegen den VfL Osnabrück wohl eine Rekordstrafe. Nun berichtet ein RWE-Fan, wie es in Block K zuging.
- Rot-Weiss Essen wartet mit Sorge auf die Sanktionen des DFB wegen der Vorfälle beim Auswärtsspiel in Saarbrücken, bei dem Leuchtraketen ins Publikum geschossen wurden, was vermutlich zu einer Rekordstrafe führen wird.
- Auch in Osnabrück gab es unrühmliche Vorkommnisse mit Fans beider Lager, darunter Sachbeschädigungen und eine Auseinandersetzung im Block K, die zu Festnahmen und Verletzten führte.
- Ein RWE-Fan berichtete, dass auch Osnabrücker Fans Provokationen und Beleidigungen gegen Essener Anhänger ausführten, was zu Gewalt führte. Die Polizei leitete zahlreiche Strafverfahren ein und wertete Videoaufnahmen aus, um die Vorfälle aufzuklären, darunter auch einen Platzsturm, der als schwerer Landfriedensbruch gilt.
- Rot-Weiss Essen zeigte sich entsetzt über diese Gewaltausbrüche und kündigte an, juristische Schritte gegen die verantwortlichen Personen zu unternehmen, während die Höhe der zu erwartenden Strafe des DFB noch unklar ist.
Mit bangem Blick öffnet Rot-Weiss Essen jeden Tag den Briefkasten an der Geschäftsstelle, erwartet wird Post aus Frankfurt. Der DFB hat noch immer nicht seine Sanktionen für das Auswärtsspiel der Rot-Weissen in Saarbrücken mitgeteilt, erwartet wird nach dem Abschießen von diversen Leuchtraketen, teilweise ins Publikum, eine Rekordstrafe. Der ursprüngliche Brief wird in diesen Tagen sicherlich noch überarbeitet, denn auch in Osnabrück gab es unrühmliche Vorfälle mit Gästefans. Trauriger Höhepunkt: Etwa 50 Personen aus dem RWE-Block strömten in den Innenraum und mussten von Ordnungskräften und Polizei zurückgedrängt werden.
Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen, aber die Polizei in Niedersachsen hat den ersten Sachbericht veröffentlicht. In dem heißt es: „Bereits vor Spielbeginn wurden Sachbeschädigungen in der Toilettenanlage des Gästebereichs festgestellt.“ Mitte der zweiten Halbzeit heizte sich die Stimmung im Block K, in dem Fans beider Lager saßen, immer mehr auf. Die Polizei nahm einen VfL-Fan fest, der den Hitlergruß gegenüber einem dunkelhäutigen Ordner zeigte und stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Die Osnabrücker sprachen zudem ein Stadionverbot aus.
Kurz vor Abpfiff dann gerieten im Block K Zuschauer beider Fanlager aneinander und es kam wohl zu körperlichen Auseinandersetzungen, in denen es auch Festnahmen gab. Zeitgleich ging das Fluchttor in der Gästekurve auf und rund 30 bis 50 Personen versuchten in den Block K zu gelangen. Der VfL Osnabrück betonte in diesem Zusammenhang, dass das Tor nicht von heimischen Ordnern geöffnet wurde. Polizei und Ordnungskräfte gelang es, teilweise unter Zwang, die Menge zurück zu drängen.
Die Polizei leitete zahlreiche Strafverfahren nach dem Spiel von Rot-Weiss Essen beim VfL Osnabrück ein
Die Bilanz: Es gab vier verletzte Polizisten, davon zwei Leichtverletzte. Dazu kamen fünf Ordnungskräfte, von denen zwei sich ins Krankenhaus begeben mussten, konnten dort nach kurzer Behandlung wieder entlassen werden.
Im Polizeibericht heißt es weiter: „Neben zwei Festnahmen von Gästefans und der Durchführung von diversen Folgemaßnahmen, leitete die Polizei zahlreiche Strafverfahren ein. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück wurden die aus der Gruppe der Essener Fans begangenen Tathandlungen im Kontext des Platzsturmes als schwerer Landfriedensbruch gewertet. Es liegen umfangreiche Videoaufzeichnungen vor. Diese werden aktuell gesichert und ausgewertet.“ Dass in diesem Zusammenhang wieder zwei Leuchtraketen aufs Spielfeld abgefeuert wurden, wird besonders die DFB-Kasse interessieren.
RWE-Augenzeuge berichtet, welche Provokationen es im Block K gab
Bei diesen unrühmlichen Vorfällen wieder allein den RWE-Fans die Verantwortung zuzuschieben, das ging einigen Zuschauern gegen den Strich. So meldete sich in dieser Redaktion ein Augenzeuge, der anonym bleiben will und im Block K saß, das ganze Geschehen verfolgen konnte: „Vor uns saßen Osnabrücker, die das ganze Spiel über unsere Fans mit Gesten provoziert haben. Auch Kinder wurden das ganze Spiel über beleidigt und beschimpft. Der Höhepunkt war dann, als diese VfL-Fans den vor ihnen sitzenden Essener Besuchern heißen Glühwein und Bier über die Köpfe schütteten und das Ganze dann natürlich in beiderseitige Gewalt umgeschlagen ist.“
Unser Augenzeuge war am Tag danach noch entsetzt: „Wir sind alle um die 50, wollen in Ruhe unser Bierchen trinken und ein Fußballspiel sehen.“ Allerdings lobte er in diesem Zusammenhang auch die Ordnungskräfte und Zivilbeamten, die besonnen reagiert und die Störenfriede gleich „herausgezogen“ hätten.
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Wie dem auch sei, in Anbetracht der zu erwartenden Strafe zeigten sich die RWE-Verantwortlichen wieder einmal entsetzt über die Vorgänge.
Auf der Vereinshomepage heißt es: „Wir sind im Verein frustriert von den außersportlichen Vorfällen, die mit Abpfiff der Partie im Stadion an der Bremer Brücke geschehen sind. Dieser Gewaltausbruch, den wir am Sonntagabend in den Minuten nach dem Spielende mit ansehen mussten, macht uns fassungslos. Dies war die zweite Entgleisung innerhalb von zwei Wochen. Wir sagen in aller Deutlichkeit: Rot-Weiss Essen ist gegen jede Form der Gewalt. Daher empfinden wir es als eine positive Nachricht, dass unseren Informationen zufolge noch im Stadion zwei Personen festgesetzt wurden, die an den Vorfällen beteiligt gewesen sein sollen und gegen die nun ermittelt wird. Wir werden mit allen juristischen Mitteln und in aller Konsequenz im Rahmen unserer Möglichkeiten gegen diese Personen vorgehen. Sollte es die zu erwartende Geldstrafe geben, werden wir entsprechende Regressforderungen prüfen.
Wir sind darüber sehr traurig, dass Ordner und offenkundig unbeteiligte Zuschauer auf der Tribüne in Mitleidenschaft gezogen wurden und dass auch ein Mitarbeiter von Rot-Weiss Essen grundlos geschlagen und getreten wurde. Wir sind mit ihm im Austausch über seinen Gesundheitszustand. Auch beim VfL Osnabrück haben wir uns selbstverständlich schnellstmöglich danach erkundigt, wie es Zuschauern und Ordnungsdienstmitarbeitern gesundheitlich geht.“
Ob es die Strafe seitens des DFB mildert, bleibt abzuwarten.
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