Rostock. Rot-Weiss Essen lässt im Kellerduell bei Hansa Rostock alles vermissen. Marcus Steegmann und Christian Flüthmann sind nach dem 0:4 schockiert.
- Rot-Weiss Essen steckt in einer Krise. Nach der Heimpleite gegen Verl gab es eine 0:4-Klatsche im Kellerduell bei Hansa Rostock. RWE rutscht auf einen Abstiegsplatz ab.
- Vor allem im Abwehrverhalten offenbart RWE erhebliche Mängel. Torhüter Jakob Golz verhinderte eine noch höhere Niederlage.
- Doe RWE-Sportchefs Christian Flüthmann und Marcus Steegmann beziehen im Gespräch mit der WAZ Stellung. Sie kündigen eine Aufarbeitung an.
Das war zu viel des Guten für die Fans von Rot-Weiss Essen. 700 der 2000 mitgereisten Anhänger des Fußball-Drittligisten hatten eine extrem stressige Anreise nach Rostock hinter sich und durften nur eine Halbzeit des Spiels im Ostseestadion sehen. Die 45 Minuten reichten aber aus, um die Stimmung an diesem turbulenten Samstag endgültig kippen zu lassen. Nach dem desolaten 0:4 ihrer Mannschaft im Kellerduell bei Hansa Rostock gab es erstmals in dieser Saison keinen Applaus für die RWE-Profis. Es wurde lautstark gepfiffen.
Der Frust war dem Essener Anhang nach diesem Höllenritt nicht zu verübeln. Rot-Weiss Essen rutschte durch die Niederlage auf einen Abstiegsplatz, nur wenige RWE-Spieler konnten vor insgesamt 22.500 Zuschauern den Nachweis der Drittliga-Tauglichkeit erbringen. Das sahen auch die sportlichen Verantwortlichen so.
Rot-Weiss Essen offenbart in Rostock erhebliche Mängel
„Das war ein sehr schlechter Auftritt von uns, gerade in der Defensive“, befand ein frustrierter Marcus Steegmann gegenüber der WAZ. Der Sportdirektor Profifußball sah, wie Eric Voufack und Joseph Boyamba vor dem 0:1 aus Essener Sicht durch Kevin Schumacher (37.) die Abwehrarbeit verweigerten, wie José-Enrique Rios Alonso vor dem 0:3 einen katastrophalen Fehlpass spielte, wie überfordert Mustafa Kourouma nach seiner Einwechslung wirkte, wie sich Ahmet Arslan und Torben Müsel nur mit Mühe über den Rasen schleppten und wie krachend der defensive Mann-gegen-Mann-Plan von Trainer Christoph Dabrowski scheiterte.
Diese extremen Mängel führten dazu, dass der zuletzt erschreckende schwache Zweitliga-Absteiger im ersten Spiel nach der Entassung von Trainer Bernd Hollerbach ordentlich Selbstvertrauen tankte. Ohne einen glänzend aufgelegten Jakob Golz wären die Essener noch heftiger unter die Räder gekommen. „Es hat bei weitem nicht gereicht, um hier etwas mitnehmen zu können. Wir haben unglaublich viel zugelassen. Wir können uns bei Jakob Golz bedanken, dass es nicht noch höher ausgegangen ist“, befand Steegmann. Sein ernüchterndes Gesamtfazit: „Ich habe vor ein paar Tagen gesagt, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können. Wir können aber auch gegen jeden verlieren. Wenn wir uns so präsentieren wie heute, wird es schwer, Spiele zu gewinnen.“
Rot-Weiss Essen wollte die Defensive stabilisieren
23 Tore haben die Essener nun nach zwölf Spielen kassiert. In der Sommerpause hatte der Fokus der Rot-Weissen nach einer erfolgreichen Saison auf der defensiven Stabilität gelegen. RWE spielte im Vorjahr zwar um den Aufstieg mit, hatte defensiv aber den schlechtesten expected-Goals-Wert aller Drittligisten vorzuweisen. Laut Berechnung dieser gefragten Statistik hätten es 69 Gegentore werden können. Dass RWE nur 53 Treffer kassierte, hatte etwas mit Spielglück und einem starken Torwart Jakob Golz zu tun.
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Das Glück haben die Essener nun nicht auf ihrer Seite, die Schwächen in der Defensive wurden nicht abgestellt. Das wurde in Rostock schonungslos aufgedeckt. „Die Art und Weise, wie wir hier aufgetreten sind, müssen wir infrage stellen“, nahm Sportdirektor Christian Flüthmann kein Blatt vor den Mund.
Rot-Weiss Essen geht unter: Sportdirektor Flüthmann kündigt Aufarbeitung an
Zur Halbzeit des Spiels ging er im Interview mit Magenta Sport bei seiner Analyse sehr ins Detail. Nach drei weiteren Gegentoren im zweiten Durchgang spielten taktische und inhaltliche Sachen zunächst keine Rolle mehr, denn die Mannschaft ließ die Grundtugenden vermissen. Flüthmann kündigte deshalb eine Aufarbeitung des Debakels an. „Wenn man sieht, mit welcher Energie Rostock aufgetreten ist, gab es für uns keinen Grund, das nicht zu tun. Mit einem Sieg wäre das ein guter Abschluss der Woche gewesen. Dieses Spiel ist aber so gelaufen, dass wir genauer hingucken müssen.“