Oberhausen/Essen. Der ehemalige RWE-Chef hat jetzt aber „richtig Bock“ auf RWO und will den Club in die Dritte Liga führen. Zuvor gibt es ein Wiedersehen mit RWE.

Diese Nachricht schlug an der Essener Hafenstraße und bei allen ein, die es mit Rot-Weiss Essen halten, wie ein Blitz aus heiterem Herbsthimmel: Marcus Uhlig geht zu Rot-Weiß Oberhausen! Der Ex-RWE-Vorsitzende schnuppert rein an der Landwehr als Berater, um den Verein kennen zu lernen, spätere Liaison nicht ausgeschlossen. Wozu es Anfang nächsten Jahres auch mutmaßlich kommen wird. Bei einem Besuch in der Redaktion erklärte er nun, wie alles begann.

Nachdem der 53-Jährige die Hafenstraße nach fast sieben Jahren Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender auf eigenen Wunsch verließ, bekam er noch am selben Tag zwei Anrufe von Fußballvereinen: FC Bocholt und RWO. Aus beiden Geschichten ist dann auch was geworden. In Bocholt hat Uhlig drei Monate als „Berater von außen“ gewirkt. „Es war eine intensive, eine spannende Zeit - auch für beide Seiten, gut und produktiv. Es gab auch mal die Idee, dass daraus mehr werden könnte, aber da konnten wir uns nicht einigen über die Konditionen - aber es war völlig okay“, sagt er im Rückblick.

Marcus Uhlig: „Gespräche mit RWO sind langsam gewacsen“

Die Gespräche mit RWO sind danach ganz langsam weiter gewachsen, danach hat man eine kluge Entscheidung getroffen, „dass wir uns beiderseits die Zeit geben, von Ende Oktober bis Ende Januar uns kennen zu lernen.“ So schaute Uhlig genau hin, um die handelnden Personen, den Verein, die Strukturen zu durchleuchten. Und natürlich auch die Oberhausener Fanszene kennenzulernen, wovor der Ex-RWE-Boss natürlich einen gewissen Respekt hatte.

Unbegründet, wie sich schnell herausstellte. „Davor war ich ein bisschen nervös, ich hatte ja ein Treffen mit der Fanszene, da waren 18 Leute verschiedenster Fanklubs, mit denen habe ich ein ganz ganz ehrliches Gespräch geführt.“ Da machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Leute, jetzt bin ich hier, ich würde es total gerne machen und habe Bock drauf, ich werde bis an mein Lebensende RWE-Fan bleiben, was soll ich euch jetzt anderes erzählen, das stand ja 38.000 Mal in der Zeitung. Aber das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Ich will noch ein paar Jahre arbeiten, ich kann nur Fußball, ich will hier in der Region bleiben - und es soll ein Klub sein mit einem gewissen Flair, mit einer Basis, wo man noch was weiterentwickeln kann.“

Keine Konflikte hinter den Kulissen

Und, auch das sei ihm wichtig, dass die handelnden Personen sich gut verstehen, dass er nicht „vom Regen in die Traufe“ komme und er hinter den Kulissen keine Konflikte habe, die viel Energie raubten. Die Ansprache saß. Und die Reaktion der Fans? Überragend. „Uhlig und RWE, ja, das ist bekannt, aber ganz schlecht scheint er nicht zu sein - herzlich willkommen. Ich glaube, es kam gut an, dass ich ganz ehrlich zu ihnen war.“ RWE - das wäre nun mal sein Privatding, da könne er gut unterscheiden. Und da niemand frei von freudschen Fehlleistungen ist, hat er im Gespräch statt RWO auch mal RWE gesagt. Großes Gelächter - und sein Angebot: „Das wird mir hier noch häufiger passieren, bitte stellt eine Büchse auf, ich schmeiß dafür jedes Mal fünf Euro rein.“

Nachdem die Sache geklärt war, kann er nun getrost abwarten, was in den nächsten Wochen bei den Kleeblättern passiert. Ende Januar ist die Mitgliederversammlung in Oberhausen, da wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt - und dieser bestellt dann auch den neuen Vorstand. Der neue zu wählende Aufsichtsrat tauscht sich bereits aus, wie der Vorstand auszusehen hat - und es ist jetzt schon ausgemachte Sache, das Marcus Uhlig dort der Favorit für den hauptamtlichen Vorstandsvorsitz ist und einen Dreijahres-Vertrag bekommen soll.

„Mit kleinem Etat eine wirklich konkurrenzfähige Regionalliga-Truppe“

Der hat den Klub von der Emscher ziemlich schnell durchleuchtet und ist von der Arbeit, die dort geleistet wird, beeindruckt. „Respekt, wie die das jedes Jahr schaffen. Das ist ja kein Geheimnis, dass dieser Verein wirklich immer auf Kante genäht war, wirtschaftlich, und doch haben sie es immer wieder geschafft, eine schlagkräftige Truppe zu stellen. Im Sommer musste nochmal eine drastische Maßnahme unternommen und der Etat nochmal gekürzt werden, aber die Verantwortlichen haben aus der Not eine Tugend gemacht. Mit Dennis Lichtenwimmer einen richtig guten sportlichen Leiter verpflichtet, ein neues Trainerteam aufgebaut. Und mit einem kleinen Etat eine wirklich konkurrenzfähige Regionalliga-Mannschaft aufgebaut.“ Dazu eine Handvoll Mitarbeiter, die den Laden schmeißen, und Gremien, die sich verstehen - was ja auch nicht selbstverständlich ist....

Ein Konzept erstellen, um die Dritte Liga zu schaffen

Nun heißt es, den nächsten Step zu machen, dafür hat Uhlig ein Konzept entwickelt. „Wir sind gerade mit meiner Hilfe dabei, ein Konzept zu erstellen, dass dieser Verein realistisch die Wahrscheinlichkeit erhöht, den Sprung in die Dritte Liga wieder zu schaffen. Das kann mit ganz viel Glück in dieser Saison noch gelingen.“ Dafür soll die jetzt schon gute Mannschaft sinnvoll verstärkt werden, damit man nächstes Jahr ein ernstes Wörtchen oben mitreden kann. Diese Saison jedenfalls sei durchfinanziert, was in Oberhausen nicht immer der Fall war.

Nun gehe es darum, mehr Gelder zu generieren. „Rot-Weiß Oberhausen hat kein Kostenproblem, aber ein Einnahmen-Problem. Natürlich geht es um Sponsoren, da werden wir uns auch im Vertrieb breiter aufstellen. Jetzt geht es darum, das Ding größer zu machen.“ Aber es sei nicht so, dass Marcus Uhlig kommt und gleich fünf große Sponsoren mitbringe: „Das wird eine Fleißkärtchen-Arbeit. Es gibt in Oberhausen so viele Mittelständler, die noch nie angesprochen worden sind. Ich habe eine To-Do-Liste, da stehen mittlerweile 196 Dinge drauf - das müssen wir nur angehen.“ Kurz vor Weihnachten werden sich die Beteiligten in die Augen schauen und sagen, ob sie es gemeinsam machen wollen. „Ich will es machen“, bekräftigt Uhlig.

Vorfreude auf das Pokalspiel RWO gegen RWE

Eine fette Einnahme im Frühjahr ist ihnen bereits sicher, aus der Serie „Geschichten, die nur der Fußball schreibt“. Ausgerechnet gegen den „Erzfeind“ RWE geht es im Niederrheinpokal-Halbfinale daheim - und sollte dies gewonnen werden, winkt im Finale gegen den mutmaßlichen Gegner MSV Duisburg der nächste große Zahltag. Mittendrin dann der mutmaßlich RWO-Boss und RWE-Fan Uhlig. „Das Spiel wird sicher ausverkauft werden. Das Erreichen des DFB-Pokals war und ist für RWE immer wichtig. Für RWO ist das Spiel von enormer Bedeutung, man kann im Niederrheinpokal noch zweimal Kasse machen. So professionell werde ich sein, dass ich an diesem Tag für RWO bin.“

Natürlich verfolgt er als Fan noch die Geschehnisse an der Hafenstraße, beim letzten Heimspiel gegen München 60 war er wieder im Stadion - als Ehrenkarten-Besitzer. Und er empfindet momentan genauso wie viele andere Leidensgenossen: „Das Fanherz ist besorgt - und ich bitte an der Stelle um Verständnis, dass ich mich zu den anderen Dingen sicherlich nicht öffentlich äußern werde.“ Und schiebt mit einem Lächeln hinterher: „Netter Versuch.“