Duisburg. Trainer Dietmar Hirsch verweist gerne auf den Vorjahresmeister, wenn er um Geduld bei der Entwicklung einer Spitzenmannschaft bittet.
Er hat es wieder gesagt: „Wir hatten im letzten Jahr einen Aufsteiger, der zu diesem Zeitpunkt extrem positiv gewesen wäre, wenn er die Punkte gehabt hätte.“ Dietmar Hirsch, der Trainer des Fußball-Regionalligisten MSV, hat so etwas wie ein Alemannia-Aachen-Mantra. Nach dem 0:0 am Samstag beim Spitzenreiter Fortuna Köln drehte er wieder an der Gebetsmühle.
Wenn er um Geduld bittet, erinnert er regelmäßig an den holprigen Start des Vorjahresmeisters. Zu Beginn der Länderspielpause hatte Hirsch erklärt: „Wir haben eine ähnliche Drucksituation wie wahrscheinlich Aachen im Vorjahr. Da haben auch alle gesagt: Ihr müsst aufsteigen. Wir sind aber in einer viel komfortableren Situation als Alemannia Aachen, denn wir haben schon eine gewisse Anzahl an Punkten.“
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Der Vorstandsvorsitzende des MSV Duisburg, Christian Stiefelhagen, hat dieses Mantra ebenfalls übernommen. Vor dem Spiel bei Fortuna Köln sagte der neue Zebras-Chef in einem Interview mit diesem Medium: „Wenn wir uns aktuell mit Alemannia Aachen im letzten Jahr vergleichen, dann sind wir weitaus besser als Aachen damals.“
Tatsächlich hatte die Alemannia nach dem siebten Spieltag im Vorjahr neun Punkte. Die Zebras haben jetzt bereits 14 Zähler. Die Alemannia stand auf Platz neun, sieben Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Der MSV ist Tabellenvierter und in „Schlagdistanz“ zu Platz eins – zwei Punkte trennen ihn von der Spitzenposition.
Zeit für den Vergleich läuft ab
Freilich, die Zeit für diesen Vergleich läuft ab. Der Spitzenreiter der vergangenen Saison holte vom siebten bis zum 17. Spieltag 26 von möglichen 33 Punkten. Zwei Unentschieden und eine 0:3-Niederlage gegen den damals von Dietmar Hirsch trainierten 1. FC Bocholt waren dabei. Der Meister feierte aber auch acht Siege, davon vier in Folge im Oktober 2023.
„Wir haben Potenzial nach oben, und das ist positiv, wenn man bei Weitem noch nicht bei 100 Prozent ist.“
„Wir haben Potenzial nach oben, und das ist positiv, wenn man bei Weitem noch nicht bei 100 Prozent ist“, so schätzte der Trainer das Leistungsvermögen seiner Mannschaft nach dem torlosen Remis beim Spitzenreiter ein. Sein Argument: Man habe eine komplett neue Mannschaft, und die brauche eine gewisse Einarbeitungszeit.
Die Kennenlernphase läuft jedoch langsam ab. Auf die Frage, wann sein Team bei 100 Prozent sei, hatte der Coach in einem Pressegespräch vor zwei Wochen ausweichend geantwortet: „Meine Spieler geben 100 Prozent, aber die Qualität der 100 Prozent muss besser werden.“
Nur halbherzige Torabschlüsse
Hirsch hatte vor dem Spitzenspiel angekündigt, dass seine Mannschaft über 90 Minuten nicht nur mitspielen werde, sondern auch aktiv sein solle. Sein Wunsch war es, dass sein Team in der ersten Halbzeit mal wieder in Führung gehe. Die Chancen dafür stehen schlecht, wenn man wie im Spiel gegen Fortuna nur halbherzig aufs Tor des Gegners schießt. In Köln war der MSV erst nach etwa einer Stunde besser im Spiel.
Hirsch wollte, dass seine Mannschaft mehr Ballbesitzzeiten herausarbeitet. Der Plan ging in Köln mindestens eine Stunde lang nicht auf. Der Spitzenreiter war die aktivere Mannschaft. Nach dem 2:2 gegen Düsseldorf II hatte Hirsch erkannt: „Wir müssen uns mit dem Ball verbessern und hatten zuletzt viele Abspielfehler.“ Das seien Schwerpunkte der Trainingsarbeit in der Länderspielpause gewesen. Auch am Samstag war davon kein echter Fortschritt zu sehen.
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Der Trainer hatte bei seinem Amtsantritt Heavy-Metal-Fußball versprochen. Das sieht man derzeit nur, wenn ein gusseisernes Vorhängeschloss am Zugang zum eigenen Strafraum als Schwermetall gewertet wird. Die Spielidee lautet derzeit: „Mit Mann und Maus kein Tor kassieren und dann irgendwie irgendwann mal eins machen.“ Das kann in der Findungsphase einer Mannschaft sinnvoll sein, selbst wenn man aufsteigen will.
Wenn Alemannia Aachen das Vorbild ist, dann dämmert jetzt eine andere Zeit heran: Der beste Kader der Liga sollte auch den besten Fußball spielen. Oder wie es Torhüter Max Braune mit Blick auf das Spiel am Samstag gegen den SC Wiedenbrück sagte: „Da muss wieder ein Feuerwerk abgebrannt werden.“