Duisburg/Köln. Matthias Mink ist bei Fortuna nicht mehr wegzudenken. Mit den Kölnern ist er Spitzenreiter, doch sein Topfavorit ist ein anderes Team.
Es wird in sportlicher Hinsicht ein wohl eher trüber Freitagabend vor etwas mehr als 34 Jahren gewesen sein. Mit einem torlosen Unentschieden trennten sich Fortuna Köln und der MSV Duisburg am dritten Saisonspieltag der 2. Fußball-Bundesliga. Michael Preetz, gerade neu verpflichteter Mittelstürmer des Bundesliga-Absteigers, blieb folglich auch beim dritten Einsatz in Zebrastreifen ohne Treffer. Auf der Gegenseite betrat fünf Minuten vor dem Abpfiff einer zum ersten Mal in einem Pflichtspiel den Rasen des Südstadions, der zu diesem Zeitpunkt nicht absehen konnte, wie sein neuer Verein seine sportliche Laufbahn prägen sollte: Matthias Mink, der heute als Trainer mit dem SC Fortuna die Tabelle der Regionalliga West anführt und in dieser Rolle am Samstag (14 Uhr) den MSV mit Geschäftsführer Michael Preetz zum Topduell empfängt.
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Unverhofft kommt oft? Ja, das muss Matthias Mink schmunzelnd bestätigen. Der Plan des Südbadeners, der kurz nach diesem Spiel seinen 25. Geburtstag feierte, war ein anderer gewesen. „Eigentlich war ich damals nach Köln gekommen, um Sport zu studieren“, berichtet er. Seine Seniorenlaufbahn hatte er bis dahin hauptsächlich beim Verbandsligisten FV Donaueschingen verbracht. Nun startete der Defensivmann eine zu diesem Zeitpunkt kaum noch zu erwartende Profikarriere. 156 Einsätze standen am Ende für ihn im Fortuna-Trikot zu Buche, er spielte unter Fußballgrößen wie Bernd Schuster oder Toni Schumacher.
Auch in seiner folgenden Trainerlaufbahn spielte die Fortuna für Matthias Mink eine prägende Rolle. Von 2007 bis 2011 stand er dort erstmals an der Seitenlinie, führte den zwischenzeitlich in die Verbandsliga abgestürzten Verein zunächst in die NRW-Liga und schließlich zurück in die Regionalliga. Nach folgenden Stationen unter anderem in Leverkusen und Kassel kehrte Mink 2022 in die Südstadt zurück, übernahm dort erst die zweite Mannschaft, dann das Amt des Sportlichen Leiters und schließlich im vergangenen Frühjahr zum zweiten Mal den Trainerjob.
Fortuna Kölns Trainer will nicht in die Glaskugel schauen
In dieser Funktion ist der 57-Jährige so wie einst als Spieler: nüchtern und sachlich. „Das ist eine Momentaufnahme“, sagt er zum ersten Tabellenplatz, den seine Mannschaft nach sechs Spieltagen belegt. Ob er davon überrascht sei, dass es so gut läuft? „Die Frage ist ja eher, ob andere davon überrascht sind“, sagt Mink, der selbst noch gar nicht so recht einschätzen kann, welches Leistungsvermögen sein Team hat und was der Rest der Liga zu bieten imstande ist. Nach Zielen gefragt, hatte er sich schon vor dem Saisonstart zurückgehalten, was sich auch jetzt nicht geändert hat: „Ich kann ja nicht in die Glaskugel sehen.“
Festzuhalten bleibt: Die Fortuna hat vor Saisonbeginn diverse Stammkräfte der Vergangenheit verloren, weshalb mit dem bislang guten Abschneiden nicht zwingend zu rechnen war. Doch Matthias Mink ordnet das alles nüchtern ein, erinnert daran, dass es auch bei den gewonnenen Spielen, beispielsweise gegen die Zweitvertretungen von Borussia Mönchengladbach (4:2) oder den Lokalrivalen 1. FC Köln (2:1), schwere Drangphasen der Gegner zu überstehen gab, in denen das Ganze auch hätte kippen können. Umgekehrt brach er aber über seine Mannschaft auch nach der ersten Saisonniederlage nicht den Stab, die es am vergangenen Spieltag mit dem 1:3 beim so schwach gestarteten Wuppertaler SV gab.
„Wir wissen um die Stärken und Schwächen dieser Mannschaft, sie ist aber auf jeden Fall der Topfavorit der Liga.“
Der Fokus des Trainers liegt auf der Entwicklung des Teams und darauf, an den vorhandenen Schwächen zu arbeiten. „Wir haben schon neun Gegentore bekommen, das gilt es in Augenschein zu nehmen“, sagt Mink. Im Fokus steht dabei naturgemäß der Torhüter: Felix Buer, von 2020 bis 2021 Schlussmann beim VfB Homberg, ist im Sommer zur Nummer eins geworden, nachdem der vormalige Stammkeeper André Weis zu den Sportfreunden Siegen gewechselt ist. „Felix hat sich erst einmal durchgesetzt, aber das ist eine offene Geschichte“, meint Mink zum Zweikampf mit Lennart Winkler.
Ein anderer Akteur mit Duisburger Vergangenheit ist im Fortuna-Trikot unverzichtbar geworden. Arnold Budimbu hat in seinen eineinhalb Jahren beim MSV (2019 bis 2021) eher wenige Spuren hinterlassen, in Köln ist er unumstrittene Stammkraft. „Ich kenne ihn ja fast schon seit zehn Jahren, wir haben ihn nicht umsonst in die Verlängerung geschickt. Er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns“, so Matthias Mink.
Die aktuellen Zebras hat er naturgemäß schon einige Male in Augenschein genommen, sowohl live als auch per Video. „Wir wissen um die Stärken und Schwächen dieser Mannschaft, sie ist aber auf jeden Fall der Topfavorit der Liga“, sagt der Kölner Coach, der sich in dieser Einschätzung nach den ersten Saisonspielen bestätigt sieht. Dass dieser Umstand ebenso wie das eigene bisherige Abschneiden für eine gewisse Euphorie sorgt, nimmt Matthias Mink mit Zufriedenheit zur Kenntnis: „Das Spiel wird ausverkauft sein, das ist schon etwas Besonderes für uns und nicht selbstverständlich.“ Zwar werden auch viele MSV-Fans ihr Team auswärts wieder unterstützen. doch der Trainer geht davon aus, dass der eigene Anhang ebenfalls stark vertreten sein wird.