Duisburg/Lindlar. Mit breiter Brust ins Spiel: Der Aufsteiger und sein Sportchef peilen große Ziele an – nicht nur im Spiel beim MSV Duisburg.

Die Eigenpräsentation muss beim SV Eintracht Hohkeppel mit den Ansprüchen noch Schritt halten. Auf der Homepage des Vereins, der seit diesem Sommer erstmals in der Fußball-Regionalliga West an den Start geht, befindet sich an der Stelle, wo ein Porträtfoto von Kevin Theisen zu sehen sein sollte, aktuell ein Platzhalter mit der Maßangabe „80x80“. Theisen, bei den Mittelrheinern 2. Vorsitzender, Geschäftsführer und Sportdirektor, ist allerdings selbst voll im Bilde, was die Ziele des noch 2010 in der Kreisliga B kickenden SV Eintracht angeht: „Wir wollen aufsteigen!“ Das lässt vor dem Duell mit dem in gleicher Hinsicht veranschlagten MSV Duisburg am Freitagabend (19.30 Uhr, Schauinsland-Arena) aufhorchen.

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Hohkeppel. Der Ortsname sorgt in hiesigen Breitengraden erst einmal für ein Schulterzucken. Hohkeppel liegt im Westen des Oberbergischen Kreises mit der eher vom Handball bekannten Kreisstadt Gummersbach und ist keine eigenständige Ortschaft, sondern ein Ortsteil der Gemeinde Lindlar. Da merken jetzt womöglich einige ältere Fußballfans auf, denn gegen den langjährigen Platzhirsch, den TuS Lindlar, spielte der MSV (wie auch übrigens Hamborn 07) in dessen einziger Saison in der Oberliga Nordrhein, 1986/87. Während der TuS inzwischen in den Untiefen der Kreisliga verschwunden ist, startete die Eintracht unter den beide noch heute aktiven Machern, dem 1. Vorsitzenden Hakan Ekmen und seinem „Vize“ Kevin Theisen einen Durchmarsch aus der B-Liga nach oben. „Wir wollten zunächst erst einmal in die Landesliga“, so Theisen. Dort kam man 2020 an, woraufhin die Ziele neu definiert wurden. 2021 durch Corona ausgebremst, ging es ein Jahr später in die Mittelrheinliga, nach einem Jahr Ehrenrunde dort wurden schließlich in diesem Sommer Meisterschaft und Regionalliga-Aufstieg gefeiert.

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Dass man mit seinem Verein jenseits des Mittelrheins trotzdem noch immer nicht ganz so viel anzufangen weiß, nimmt Kevin Theisen mit leichter Verwunderung zur Kenntnis: „Im Raum Köln, im Oberbergischen Kreis und in Richtung Olpe sind wir sehr bekannt.“ Der Plan ist, dass der SV Eintracht in seiner Region zu einer echten Marke wird – auch mit verstärkter Jugendarbeit, durch die in den kommenden Jahren das dortige Potenzial an Talenten ausgeschöpft werden soll. „Bisher ging das alles nach Köln“, so Theisen.

Ex-Zebra Michael Gardawski (rechts) spielt seit dieser Saison für Eintracht Hohkeppel.
Ex-Zebra Michael Gardawski (rechts) spielt seit dieser Saison für Eintracht Hohkeppel. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Aufstieg wie der Hohkeppels nicht ohne den Einsatz routinierter Kräfte erfolgt. Im Kader finden sich einige Kicker, die eine Menge Profi-Erfahrung aufweisen – so wie Nils Teixeira, der über 200 Zweit- und Drittligaspiele für Arminia Bielefeld, Dynamo Dresden, den FSV Frankfurt und Kickers Offenbach absolviert hat. Kevin Rodrigues Pires (über 370 Dritt- und Regionalligaeinsätze) kam zu Saisonbeginn von Fortuna Köln. Sie sind ebenso schon jenseits des 30. Geburtstages angesiedelt wie die beiden Ex-Zebras im Kader: Michael Gardawski, einst 2015 unter Trainer Gino Lettieri ein Aufstiegsheld in der 3. Liga, und Richard Sukuta-Pasu, der 2018/19 die Erwartungen freilich weniger erfüllen konnte.

„Im Raum Köln, im Oberbergischen Kreis und in Richtung Olpe sind wir sehr bekannt.“

Kevin Theisen
Sportdirektor von Eintracht Hohkeppel

Im Vergleich zu vielen seiner Kicker ist Trainer Mutlu Demir ein eher unbeschriebenes Blatt. Der 50-Jährige wechselte erst im vergangenen Februar vom Westfalenligisten RSV Meinerzhagen nach Hohkeppel. Bei den Sauerländern hatte er ab 2015 mit dem jetzigen Chefcoach von Bundesligist Borussia Dortmund, Nuri Sahin, als Assistent an seiner Seite gearbeitet. „Wir brauchten keinen Trainer mit Bundesliga-Erfahrung, der hätte uns nicht weitergeholfen“, sagt Kevin Theisen, der Demirs menschliche und fachliche Qualitäten betont.

Seit Februar beim SV Eintracht an der Seitenlinie: Mutlu Demir.
Seit Februar beim SV Eintracht an der Seitenlinie: Mutlu Demir. © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Wenn es nach dem Sportchef geht, soll Demir auch der Trainer sein, der den SV Eintracht in die nächsthöhere Liga führt. Von Konsolidierung in der Viertklassigkeit ist jedenfalls keine Rede. „Wir haben bisher vier Punkte geholt. Das ist von außen betrachtet vermutlich in Ordnung, aber für uns sind das fünf Punkte zu wenig“, so Theisen. Gegen die U23 des 1. FC Köln gab es eine ärgerliche Niederlage in letzter Minute, bei Borussia Mönchengladbachs „Zweiter“ ein 1:1, ehe mit dem 3:1 gegen den Wuppertaler SV der dringend erwartete erste Sieg folgte. Dann steht man jetzt also in Duisburg schon unter dem Druck siegen zu müssen? Kevin Theisen: „So würde ich das nicht sagen, aber wir kommen dorthin, um zu gewinnen.“ Dass es eine fünfstellige Kulisse wie zuletzt gegen Türkspor Dortmund (da waren es rund 18.000 Zuschauerinnen und Zuschauer) geben wird, sieht er nicht als Problem: „Ich glaube, dass unsere Spieler erfahrener sind als der eine oder andere vom MSV. Das wird also eher ein Vorteil für uns sein.“