Oberhausen/Duisburg. Derby im ausverkauften Stadion Niederrhein ist lange eine umkämpfte Angelegenheit. Ein spektakulärer Standard bringt die Entscheidung.
Als der Mann am RWO-Mikrofon das versammelte Publikum vor dem Spiel „im schönsten Stadion der Welt“ begrüßte, kam ein kollektives Lachen aus der Masse der MSV-Fans. Aber klar, so etwas muss man halt sagen. Wenn die Abmachung auch für den Rest der Saison in der Fußball-Regionalliga West so lautet, dass der einheimische Anhang seine Spielstätte feiern darf und die Zebras die Punkte mitnehmen, sollte beim ehemaligen Drittligisten sicher niemand etwas dagegen haben. Der MSV Duisburg hielt sich auch bei der dritten Herausforderung in neuer Umgebung schadlos, gewann das intensive Derby beim Nachbarn Rot-Weiß Oberhausen mit 2:0 (1:0) und hat nach drei Siegen nun endlich die Tabellenführung übernommen.
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Es war noch mehr als zuletzt schon in Gütersloh ein leicht unwirkliches Erlebnis: Warum, so mochte man sich fragen, erzählt der Stadionsprecher da irgendwelche Sachen über den Gegner, wenn man sich doch in Duisburg befindet? Die Anhängerinnen und Anhänger des MSV sorgten nach der kurzen Fahrt über die Stadtgrenze über echte Heimspielatmosphäre. Es sah so aus, als wollten die Spieler diesen Umstand vom Anpfiff weg auf den Platz übertragen. In der Anfangsphase hatten die Gäste, bei denen der ehemalige Oberhausener Moritz Montag statt Steffen Meuer in die Startelf gerückt war und für den ins Mittelfeld gewechselten Leon Müller die rechte Abwehrseite beackerte, eindeutig mehr vom Spiel – ohne dass daraus allerdings signifikante Chancen entstanden. Einige Flanken landeten im Nichts, Steilpässe ebenso.
MSV-Keeper Braune pariert gegen Donkor
Oberhausen begann sich zunehmend freizuschwimmen. Nach elf Minuten wurde es sogar zum ersten Mal ein wenig kribbelig aus Gästesicht, als Tanju Öztürk einen Steilpass auf Denis Donkor spielte, dieser aber mit seinem Schussversuch am umsichtig aus dem Kasten geeilten Max Braune scheiterte. Auf der Gegenseite zog Jan-Simon Symalla drei Minuten später ab, zielte aber einen Meter über die Latte.
Nach 21 Minuten zappelte der Ball dann im Netz. Mittelstürmer Gerrit Wegkamp war nach einer Flanke von der rechten Seite mit dem Kopf zur Stelle und zwang RWO-Keeper Kevin Kratzsch zu einer Glanzparade. Allerdings klatschte dieser die Kugel direkt vor die Füße von Patrick Sussek ab. Der Doppel-Torschütze der Vorwoche konnte dann aus kurzer Distanz abschließen und das vermeintliche Auswärtsstadion in Jubelstürme versetzen (21.).
Ex-MSV-Kapitän Stoppelkamp bleibt glücklos
In der Folge beschränkten sich die Zebras darauf, die Partie zu kontrollieren; erwähnenswerte Angriffsaktionen blieben aus, was auch daran lag, dass Gerrit Wegkamp nicht wirklich zu seinem Rhythmus fand. RWO tauchte bis zum Wechsel noch zweimal vor dem MSV-Kasten auf: Nach einem zu kurz abgewehrten Freistoß kam Matona-Glody Ngyombo aus dem Hintergrund zum Schuss, traf den Ball aber nicht richtig und folglich links daneben (40.). Fast mit dem Pausenpfiff wollte dann der ansonsten nur bei Ecken zu sehende Ex-MSV-Kapitän Moritz Stoppelkamp mal ein Zeichen setzen, konnte mit seinem 20-Meter-Versuch Max Braune aber nur dezent fordern.
Die Sache mit der Spielkontrolle versuchte der MSV auch nach Wiederbeginn fortzusetzen; allerdings hatten die Hausherren nun deutlich mehr dagegen und erhöhten den Druck. Das Geschehen spielte sich überwiegend in der Hälfte der Zebras ab, die zwar so gut wie keine Oberhausener Chance zuließen, aber es auch nicht schafften, Entlastung herzustellen. Darauf reagierte Trainer Dietmar Hirsch nach einer guten Stunde: Gerrit Wegkamp machte Platz für Steffen Meuer. Der Siegtorschütze aus Gütersloh ordnete sich zunächst ganz vorn ein, doch einige Minuten später änderte sich das taktische Gerüst schon wieder – auch gezwungenermaßen, weil Linksverteidiger Can Coskun verletzt vom Feld musste. Ihn ersetzte Mert Göckan, während die eigentliche Sturmspitze Malek Fakhro für den Torschützen Patrick Sussek kam.
Es war freilich nicht Fakhro, der eine Viertelstunde vor dem Ende die Weichen auf Sieg für den MSV stellte. Das Toreschießen ist in dieser Saison beim MSV auf viele Schultern verteilt; und so war es dann erstmals Leon Müller, der sich in diese Liste eintragen konnte. Der Ex-Offenbacher, nach dem Positionswechsel deutlich effektiver, trat zum Freistoß von der linken Angriffsseite an. Fast an der Eckfahne positioniert, konnte er Kevin Kratzsch mit einem Schlenzer ins kurze Eck überraschen und sofort in Richtung Fankurve zum Jubeln abdrehen.
Viel passierte danach nicht mehr. Beim MSV kam noch Jesse Tugbenyo zu seinem Pflichtspieldebüt, als er kurz vor Schluss für Jan-Simon Symalla eingewechselt wurde. Er half dann noch mit, den Sieg sicher über die Zeit zu bringen. Weil gleichzeitig der bisher an der Spitze stehende 1. FC Köln II in Düsseldorf nicht über ein 0:0 hinauskam, war damit der Sprung auf den ersten Platz verbunden.