Epe. Der Neuzugang träumt von seinem dritten Aufstieg in Folge. Beim EM-Viertelfinale drückt er einem bestimmten Spieler die Daumen.
Im Trainingslager im niederländischen Epe fiebern die Regionalliga-Fußballer des MSV Duisburg dem Viertelfinale der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Spanien am Freitag entgegen. Auf dem Großbildschirm im Speisesaal der Villa Heidebad werden die Zebras das „vorweggenommene Endspiel“, wie Abwehrspieler Alexander Hahn das Duell bezeichnet, verfolgen. Und wer gewinnt? „Wenn mein Kumpel mitspielt, dann Deutschland“, sagt der 31-Jährige mit einem Lächeln. Bei dem „Kumpel“ handelt es sich um BVB-Stürmer Niclas Füllkrug. Sechs Jahre teilten sich beide ein Zimmer im Fußball-Internat des SV Werder Bremen.
Füllkrug träumt vom EM-Titel, Hahn vom dritten Aufstieg in Folge. „Three in a row“, gibt der Defensivmann auf Englisch als sein persönliches Ziel aus. Mit Preußen Münster schaffte er den Durchmarsch aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Er wäre gerne den Weg mit diesem Klub weitergegangen, doch die Preußen planten ohne ihn. Hahn ging aber nicht im Groll. „Ich habe da schon einen Legendenstatus erreicht“, sagt der Kicker, der weiterhin den Kontakt mit seinen Ex-Kollegen pflegt, etwa zu Rico Preißinger und Joel Grodowski. Am kommenden Mittwoch testet der MSV gegen die Preußen. Alexander Hahn freut sich schon jetzt auf „besondere Momente“.
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Emotionen dieser Art will Hahn auch mit seinem neuen Klub erleben. Er gilt beim MSV als designierter Abwehrchef und zählt zu den Kandidaten für das Kapitänsamt. Er musste nicht lange überlegen, als die Offerte aus Duisburg kam. Nach den Gesprächen mit Geschäftsführer Michael Preetz und Kaderplaner Chris Schmoldt war „Ali“ Hahn Feuer und Flamme. „Duisburg ist krass. In meiner Situation gibt es für mich nichts Besseres“, sagt der Neuzugang. Bei der 0:1-Niederlage im Test gegen den schottischen Erstligisten Hibernian Edinburgh am Mittwoch zählte Hahn zu den Duisburger Spielern, die auf dem Platz den Ton angaben.
„Ich habe schon einiges erlebt. Ich versuche, den Jungs tagtäglich mit auf den Weg zu geben, was wichtig ist.“
Der MSV baut nach dem Abstieg ein neues Team auf, Hahn ist einer von bislang 15 externen Neuzugängen. Er bezeichnet diese Situation als einfacher als wenn nur drei, vier Zugänge zu einer Mannschaft stoßen würden. Das neue Team muss wachsen, es entsteht eine neue Hierarchie – und hier sieht sich Hahn als Routinier in der Pflicht. „Ich denke schon, dass ich eine wichtige Rolle im Team einnehme, allein schon durch meine Erfahrung. Ich habe schon einiges erlebt. Ich versuche, den Jungs tagtäglich mit auf den Weg zu geben, was wichtig ist.“ Da blickt er auch auch auf seine Anfänge im Profifußball zurück, als er mitunter enttäuscht und sauer war, als er nicht Stammspieler war. Hahn unterstreicht: „Jeder im Kader ist wichtig, auch als Nummer 25. Du brauchst jeden.“
Der MSV wird als Topfavorit in die Regionalliga-Saison starten. Alexander Hahn kennt diese Rolle. Mit Preußen Münster gelang der Aufstieg, mit Rot-Weiss Essen nicht. 2020 hatte RWE 90 Punkte eingesammelt, Meister Borussia Dortmund II hatte aber drei Zähler mehr auf dem Konto. „Es wird für uns nicht alles super laufen. Wir werden Widerstände überwinden müssen“, blickt der Innenverteidiger voraus. Er kennt aber das Rezept für solche Phasen: „Wir müssen an uns selber glauben und unsere Stärken durchbringen. Wenn wir unser eigenes Ding durchziehen, wird es nicht so leicht sein, uns zu schlagen.“
Auch der Spaß darf beim MSV Duisburg nicht zu kurz kommen
Trainer Dietmar Hirsch feilt in Epe nicht nur an taktischen und spielerischen Dingen, er legt auch großen Wert darauf, dass seine Jungs trotz harter und intensiver Arbeit Spaß am Job haben. Auf und neben dem Trainingsplatz wird viel gelacht. Alexander Hahn betrachtet dies als Grundlage für ein erfolgreiches Abschneiden: „Ich stehe dafür, dass ich oft ein Lächeln im Gesicht habe. Ich bin immer positiv. Selbst wenn Widerstände kommen, müssen wir die aufarbeiten. Ohne Spaß kannst du keinen Erfolg haben.“
Nach der Bremer Zeit, die für Hahn 2013 endete, ist der MSV nun schon seine siebte Station im Profifußball. Geboren wurde er im russischen Omsk, mit zwei Jahren siedelte er mit seinen Eltern nach Deutschland über. Der Mittelpunkt der Familie befindet sich in Nordhorn, mit seiner Frau möchte er nach der Laufbahn mal nach Berlin ziehen. Für die Duisburger Zeit hat das Paar schon eine neue Heimat gefunden. Unmittelbar vor dem Beginn des Trainingslagers ging der Umzug nach Moers über die Bühne.