Sao Paulo. Es war knapp, aber es hat gereicht: Sebastian Vettel hat sich zum dritten Mal in Folge zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Dabei hatte er nach der ersten Runde schon weit abgeschlagen zurückgelegen, die Entscheidung war deswegen denkbar knapp.
Erst der Schock, dann ein Hitchcock-Krimi mit Happy End: Sebastian Vettel hat nach einer schier unglaublichen Aufholjagd vom letzten Platz beim Regen-Roulette von Sao Paulo zum dritten Mal in Folge die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen. Dem 25-Jährigen reichte beim Sieg des Briten Jenson Button im chaotischen Saisonfinale ein sechster Platz zum Titel-Hattrick. Das hatten in der 62-jährigen WM-Geschichte bislang nur der legendäre Juan Manuel Fangio und Rekordweltmeister Michael Schumacher geschafft, der in seinem Abschiedsrennen als Siebter seine letzten WM-Punkte sammelte.
Vettels großer WM-Rivale Fernando Alonso, der sich zwischenzeitlich für einige Minuten als Weltmeister fühlen durfte, belegte nach 71 aufregenden Runden den zweiten Platz. Das war letztlich zu wenig, um Vettel die WM-Krone noch zu entreißen. Nach 20 Rennen und einer Reise um die ganze Welt fehlten dem Spanier am Ende drei Punkte zu seinem dritten Titelgewinn nach 2005 und 2006.
Schumacher dreht emotionale Ehrenrunde
Michael Schumacher blieb im letzten Rennen seiner Formel-1-Karriere ein Erfolgserlebnis verwehrt. Den besten Auftritt hatte er noch vor dem Rennen. Wenige Minuten vor dem Start drehte Schumacher im Mercedes eine emotionale Ehrenrunde im Autodromo von Sao Paulo. Dabei hielt der 43-Jährige im Silberpfeil ein Fahne mit der Aufschrift "Thank you" ("Danke") nach oben.
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Schumacher hatte seine einzigartige Karriere 2006 schon einmal auf dem Kurs in Brasilien beendet. Nach drei Jahren Pause war der siebenmalige Weltmeister 2010 noch einmal zurückgekehrt. An die Erfolge aus früheren Tagen konnte er auf seiner Comeback-Tour allerdings nie anknüpfen. Ein dritter Platz beim Rennen in Valencia in diesem Jahr war das beste Ergebnis des mit 91 Grand-Prix-Siegen erfolgreichsten Rennfahrers der Formel-1-Geschichte. "Danke für all die schönen Momente und Zeiten", sagte Schumacher nach seiner emotionalen Abschiedsrunde bei RTL.
Schlechter als Schumacher erging es Teamkollege Nico Rosberg, der nach einem Reifenschaden nicht über Rang 15 hinauskam. Damit war er allerdings nicht das deutsche Schlusslicht, das war auch in Sao Paulo Timo Glock, der im Marussia auf dem 16. Platz landete. Bester Deutscher war Nico Hülkenberg, der nach zwischenzeitlicher Führung in seinem letzten Rennen für Force India Fünfter wurde.
Ein Schock nach wenigen Sekunden
Das Rennen war gerade erst ein paar Sekunden alt, da gab es auch schon den Schock für Red Bull und alle Vettel-Fans. Der 25-Jährige wurde unverschuldet bei einer Kollision von dem Brasilianer Bruno Senna umgedreht. Vettel musste warten, bis ihn alle Fahrer passiert hatten. Erst dann konnte er als Letzter dem Feld hinterherjagen.
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WM-Rivale Alonso hingegen verbesserte sich nach wenigen Kilometern von Platz sieben auf Rang drei. Damit war der Ferrari-Pilot zu diesem Zeitpunkt Weltmeister. Doch der Spanier durfte sich nicht lange freuen, denn kurze Zeit später fiel er auf Rang vier zurück. Und damit war Vettel, der sich nach toller Aufholdjagd unter die Top Ten nach vorne geschoben hatte, der Titel wieder sicher.
Als der Regen etwas stärker wurde, kamen beide Titelkandidaten zum Reifenwechsel in die Box. Eine verständliche Aktion von Red Bull, denn im Kampf um den Titel musste das Team natürlich die Taktik nach Alonso ausrichten. Das funktionierte bis dahin ganz gut, denn der Spanier war Vierter und Vettel Achter. Damit war für den Deutschen zunächst alles im grünen Bereich.
Hülkenberg schmeißt möglichen Sieg weg
Auch ganz vorne hielt ein junger Deutscher die Fans daheim vor den Fernsehgeräten in Atem. Hülkenberg überholte in der 20. Runde den McLaren von Button und übernahm überraschend die Führung. Dann kam Alonso in die Box und wechselte auf der abtrocknenden Piste auf Slicks zurück. Red Bull reagierte sofort und holte auch Vettel zum Reifenwechsel in die Box. Alonso war Vierter, Vettel fuhr direkt dahinter als Fünfter auf WM-Kurs. Danach musste das Safety Car auf die Strecke, damit die Helfer Trümmerteile nach den zahlreichen Kollisionen wegräumen konnten.
Hülkenberg behielt die Führung vor Hamilton. Doch in der 49. Runde leistete sich der Force-India-Pilot, der 2013 für das Sauber-Team fährt, einen folgenschweren Ausrutscher. Das nutzte Hamilton aus und überholte Hülkenberg. Als Hülkenberg danach die Führung zurückerobern wollte, kollidierte er mit Hamilton. Der Brite schied aus, Hülkenberg konnte weiterfahren. Als Unfallversursacher wurde er aber mit einer Durchfahrtsstrafe belegt und fiel zurück. Dadurch war Button plötzlich neuer Spitzenreiter und brachte den Sieg hinter dem Safety Car sicher ins Ziel. (dapd)